Grüner Ex-Minister bei „Maischberger“
Bei einem Thema weicht Özdemir aus
11.12.2025 – 03:43 UhrLesedauer: 4 Min.
Maischberger diskutiert die Zukunft der Grünen: Ein Händeschütteln gab es zwischen ihr und Özdemir nicht – aus gutem Grund.
In ihrer letzten Sendung in diesem Jahr hat Sandra Maischberger am Mittwoch mit ihren Gästen unter anderem über die Zukunft der Grünen diskutiert. Im Studio begrüßte sie dazu den Spitzenkandidaten in Baden-Württemberg: Cem Özdemir. Özdemir sei aktuell „der freiste Politiker des Landes“, erklärte „Politico“-Journalist Gordon Repinski bei „Maischberger“ kurz vor dessen Studio-Auftritt.
Der Grund: Der Grünen-Politiker müsse im Wahlkampf vor der Landtagswahl „überhaupt nicht dem grünen Parteiprogramm folgen“, weil die Anhänger darauf hoffen, dass die Grünen die Staatskanzlei noch einmal verteidigen. Erst nach der Wahl komme dann die Abrechnung der Parteigenossen, prognostizierte der Journalist.
Wie schon sein Vorgänger Winfried Kretschmann, der 2021 das historisch beste Wahlergebnis für die Grünen geholt hatte, gebe sich Özdemir im Wahlkampf „hyperpragmatisch“ und „konservativer als mancher konservative Ministerpräsident“, analysierte Repinski. Das sei auch der einzige Weg, der seiner Meinung nach zum Erfolg führen könnte. Özdemirs Wahlergebnis werde auch mit entscheidend dafür sein, in welche politische Richtung sich die Bundesgrünen bewegen, so der Journalist.
Im Studio angekommen begrüßte Özdemir Maischberger nicht etwa mit einem Händeschütteln, sondern indem er seine Faust gegen ihre stieß. „Es ist nicht Corona wieder zurück, sondern Sie haben zwei gebrochene Finger“, erklärte Maischberger die ungewöhnliche Geste. Er habe Handball gespielt, so Özdemir.
Vor provokanten Fragen blieb er dennoch nicht verschont. „Sind Sie überhaupt noch grün?“, wollte Maischberger von ihm wissen. Er sei baden-württembergischer Grüner und die seien eben „schon lange etwas anders“, erklärte der Spitzenkandidat und nutzte die Gelegenheit auch „zur Ehrenrettung der Bundespartei“. Er kritisiere seine Partei ja gerne, aber in entscheidenden Momenten habe sie schon „sehr vernünftig agiert“, so Özdemir. Als Beispiele nannte er unter anderem den Beitrag der Grünen zur Änderung der Schuldenbremse und die Tatsache, dass die Grünen den Bau der Nord-Stream-Pipelines 1 und 2 von Anfang an nicht für richtig gehalten haben.
Deutliche Worte fand er über die aktuelle Regierung: „Wir müssen in Deutschland auch mal Dinge entscheiden – wir stellen ständig Dinge infrage, die wir gestern entschieden haben“, so seine Kritik. Das Ergebnis sei ein Dauerstreit und Schaden für den Standort. „Das ist ein Förder-Programm für die AfD, was da gerade aufgeführt wird“, so der Grüne. Auch nutze es der AfD, wenn der Bundeskanzler Klimaziele aus dem Koalitionsvertrag infrage stelle, warnte Özdemir. Um in Deutschland Putin-, Trump- und Erdogan-Freunde in der Regierung zu verhindern, müsse man die Parteipolitik beiseite lassen. CSU, CDU, SPD und Grüne sollen zusammen agieren. „Erst das Land, dann die Partei, dann die Person“, so Özdemir.











