Zu viel Frittiertes, zu wenig Vielfalt
Experten bemängeln Kindermenüs in Restaurants
16.05.2025 – 07:34 UhrLesedauer: 2 Min.
Eltern wünschen sich mehr gesunde Auswahl für ihre Kinder – doch viele Restaurants servieren vor allem Frittiertes. Verbraucherschützer fordern ein Umdenken.
Schnitzel, Pommes, Nuggets: Wer mit Kindern essen geht, findet auf den Speisekarten meist die üblichen Verdächtigen. Das zeigt ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen. Sie haben 100 Kinderspeisekarten überprüft – mit ernüchterndem Ergebnis.
So bieten zwei Drittel der untersuchten Kinderspeisekarten Schnitzel an, meist in Kombination mit Pommes. Bei etwa 40 Prozent der Gerichte handelt es sich um Chicken-Nuggets. Nudeln gibt es in jedem zweiten Restaurant. Und obwohl rund 40 Prozent der 456 erfassten Gerichte als vegetarisch gelten, bestehen sie laut der Tester oft nur aus einem einfachen Teller Pommes – ohne Gemüse, ohne Salat, ohne Abwechslung.
Das Urteil der Verbraucherschützer: Drei Viertel aller Kindermenüs schneiden bei der Bewertung neutral oder negativ ab. Lediglich ein Viertel erhält eine positive Bewertung, weil sich frisches Gemüse, Vollkornnudeln, naturbelassenen Fisch oder naturbelassenes Fleisch auf dem Teller fanden.
„Kinder sollten beim Restaurantbesuch die Möglichkeit haben, Gemüse auszuwählen und am besten selbst zu entscheiden“, findet Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Aber besteht dann nicht die Gefahr, dass sie am Ende doch immer lieber zu Nuggets statt Gemüse greifen? Valet glaubt, dass flexible Beilagen, die sich die Kleinen selbst zusammenstellen können, eine gute Lösung wären. Sprich: Ein Kinderschnitzel essen, aber, statt der Pommes, Gemüse wählen. Auch kleine Rohkostportionen wie Karottensticks mit Dip würden sich gut als gesunde Beilage oder als Snack für die Wartezeit anbieten, finden die Experten.
Denn in der Wartezeit liege ein weiteres Problem: Viele Restaurants bieten Extras an, um Kinder zu beschäftigen. Diese nett gemeinten Extras rangieren von Ausmalbildern über Softdrinks bis hin zu Süßigkeiten. Während Rätselspiele oder Quiz durchaus sinnvoll sein können, bemängeln die Verbraucherschützer Gummibärchen, Lollis, Eis oder Fruchtzwerge – besonders dann, wenn sie automatisch zum Menü gehören und nicht abgewählt werden können.
Die Namen von Kindergerichten haben es in sich: Kreative Titel wie „Heldenschmaus“, „Sag’s nicht der Zahnfee“ oder „Leuchtturmwärter“ sollen die Gerichte spielerisch attraktiv machen. Doch wirklich positiv fiel den Testern nur ein Name auf, der „Räuberteller“. Er ist Programm, denn er erlaubt es Kindern, sich vom Teller der Eltern zu bedienen – kostenfrei und unkompliziert. Neun der getesteten Lokale boten den „Räuberteller“ an, heißt es. Das schafft nicht nur mehr Auswahl für die Kinder, sondern schont auch den Geldbeutel, loben die Experten.
Nur ein einziges Restaurant im Marktcheck bot an, reguläre Gerichte in einer kleinen Kinderportion zu bestellen. Dabei wäre genau das nach Ansicht der Verbraucherzentralen ein einfacher Weg zu mehr Vielfalt.
„Es geht nicht darum, Klassiker wie Pommes zu verbannen“, betont Valet. „Aber das Angebot für Kinder muss ausgewogener werden.“ Die Verbraucherzentralen fordern: mehr frisches Gemüse, mehr Vollkornprodukte, weniger Frittiertes – und ein Umdenken in der Gastronomie. Denn Kinder lernen beim Essen auswärts, was normal ist. Und ein ausgewogenes Menü sollte zur Normalität gehören, so Valet.