Sparzinsen brechen ein
EZB-Politik trifft Sparer mit voller Wucht
17.04.2025 – 11:39 UhrLesedauer: 2 Min.
Die Zinsen für Tagesgeld und Festgeld rauschen nach unten – und ein Ende ist nicht in Sicht. Was hinter der Entwicklung steckt und wie die EZB-Politik Ihre Ersparnisse beeinflusst.
Sichere Zinsen auf Erspartes? Davon können viele Sparer derzeit nur träumen. Seit Juni 2024 hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bereits sechs Mal gesenkt – und auch beim anstehenden Zinsentscheid rechnen Experten mit einem weiteren Schritt nach unten. Die Folgen sind längst spürbar: Tagesgeldzinsen stürzen ab, Festgeldzinsen sinken ebenfalls. Besonders für konservative Anleger beginnt eine schwierige Zeit.
Der Rückgang der Tagesgeldzinsen hat sich zuletzt erheblich beschleunigt. Seit Anfang März sind sie laut einer Analyse des Vergleichsportals Verivox bundesweit im Schnitt um 0,08 Prozentpunkte gefallen – ebenso wie schon im Februar. Aktuell bringen Tagesgeldkonten nur noch rund 1,4 Prozent Zinsen – das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2012.
„In den letzten Wochen haben die Tagesgeldzinsen ihre Talfahrt nahezu ungebremst fortgesetzt“, warnt Finanzexperte und Verivox-Chef Oliver Maier. „Seit dem vorletzten Sommer standen die Zinsen nicht mehr so niedrig wie aktuell.“
Zwar ist der Rückgang bei Festgeldanlagen nicht ganz so rasant, doch auch hier zeigt der Trend klar nach unten. Der durchschnittliche Zinssatz für zwei Jahre Festgeld liegt derzeit bei 2,11 Prozent – ebenfalls ein Tiefstand, zuletzt gesehen im Dezember 2022.
Allerdings hat sich das Tempo des Rückgangs verlangsamt. „In ihren Festgeldkonditionen preisen die Banken bereits mit einigem Vorlauf ein, wie sich die Zinsen nach ihrer Einschätzung künftig entwickeln werden“, erklärt Maier. „Weil die meisten Marktteilnehmer bislang davon ausgingen, dass sich die aktuelle Zinssenkungs-Phase allmählich ihrem Ende nähert, ging es für die Festgeldzinsen zuletzt nur noch moderat nach unten.“
Noch düsterer sieht es bei regionalen Banken aus. Sparkassen zahlen im Schnitt nur noch 0,48 Prozent, Genossenschaftsbanken immerhin 0,5 Prozent. Ein Zinssatz von einem Prozent oder mehr ist dort zur Ausnahme geworden: Nur etwa jede achte Sparkasse oder Volksbank bietet noch solche Konditionen – im Gegensatz zu 80 Prozent der bundesweit aktiven Banken.
Die Zinsentwicklung hängt eng mit der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zusammen. Der EZB-Einlagenzins, der als Referenz für viele Sparzinsen dient, liegt aktuell bei 2,5 Prozent. Nun rechnen Experten mit einer weiteren Senkung um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent.
„Sollte die EZB auf der anstehenden Notenbanksitzung wie von uns erwartet eine erneute Leitzinssenkung in Höhe von einem Viertelprozent beschließen, dürfte sich auch die Talfahrt bei den Tagesgeldzinsen mit ähnlichem Tempo wie in den letzten Wochen fortsetzen“, prognostiziert Maier.
Die klassische Geldanlage wird immer unattraktiver. Wer auf Tagesgeld oder Festgeld setzt, muss sich auf weitere Verluste bei der Realrendite einstellen. Die EZB-Signale deuten auf eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik hin – das bedeutet: niedrige Zinsen auf lange Sicht. Sparer sind daher gut beraten, Angebote zu vergleichen und gegebenenfalls über Alternativen nachzudenken – und sich etwa für Mischformen mit Anleihen oder risikoärmeren ETFs zu entscheiden.