
Risiken fürs Herz
Experten warnen vor „größter Nikotinsuchtwelle“
Aktualisiert am 18.12.2025 – 20:38 UhrLesedauer: 3 Min.
Bei Nutzern von E-Zigaretten oder Nikotinbeuteln kursiert der Mythos vom sicheren Nikotin. Unsinn, sagen Experten. Ohne Maßnahmen drohe zudem „die größte Nikotinsuchtwelle seit den 1950er-Jahren“.
Dass der Konsum von Tabak zu gesundheitlichen Problemen führen kann, ist kein Geheimnis. Immer mehr Raucher steigen daher auf oft als harmloser beworbene Alternativen um.
Die European Society of Cardiology (ESC), der europäische Kardiologenverband, warnt jedoch jetzt, dass Nikotin giftig für Herz und Blutgefäße sei – unabhängig davon, ob es über E-Zigaretten, Nikotinbeutel, Shishas oder Zigaretten konsumiert werde. Das zeige eine Analyse der gesamten Fachliteratur zur Schädlichkeit von Nikotinprodukten.
„Bei Zigaretten, E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln beobachten wir durchweg erhöhten Blutdruck, Gefäßschäden und ein höheres Risiko für Herzerkrankungen“, erklärte er. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Nikotin allein, selbst ohne die Vielzahl an giftigen Verbrennungsprodukten, Teer oder freien Radikalen im Zigarettenrauch, Herz-Kreislauf-Schäden verursacht.“
Einschränkend geben die Experten zu bedenken, dass die Langzeitwirkungen neuerer Nikotinprodukte noch nicht bekannt seien und weitere Forschung nötig sei, um die Auswirkungen vollständig zu verstehen. Viele Menschen nutzen Zigaretten parallel zu anderen Produkten, was es erschwere, die Wirkungen der einzelnen Produkte zu bestimmen.
Die Expertengruppe hebt in ihrem Bericht den erheblichen Anstieg des Konsums von E-Zigaretten, Tabakerhitzern und Nikotinbeuteln hervor, insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Europa braucht dringend eine einheitliche Regelung für alle Nikotinprodukte, insbesondere zum Schutz von Jugendlichen, die heute die Hauptzielgruppe aggressiver Werbung sind“, sagte Münzel. „Wenn Europa jetzt nicht handelt, werden wir mit der größten Nikotinsuchtwelle seit den 1950er-Jahren konfrontiert sein.“
E-Zigaretten und Nikotinbeutel sind dem Bericht zufolge keine wirksamen Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung, sondern dienen als Einstieg ins Rauchen und führen häufig zum gleichzeitigen Konsum neben Zigaretten. Drei Viertel der jungen Erwachsenen, die dampfen, hätten zum Beispiel zuvor noch nie geraucht. Die Sucht werde durch regulatorische Schlupflöcher, aggressive Werbung in sozialen Medien sowie durch Geschmacksrichtungen wie Mango oder Zuckerwatte angeheizt.
Der Wechsel von Zigaretten zu E-Zigaretten und Nikotinbeuteln bedeute keine wirksame Schadensminderung, sondern eine Transformation der Suchtstrategien, erklärte ESC-Präsident Thomas Lüscher von den Royal Brompton & Harefield Hospitals in London.










