Historiker Jens-Christian Wagner attestierte einer Journalistin des ZDF vorauseilenden Gehorsam. Sie habe ihn im Interview aufgefordert, nicht über die AfD zu sprechen. Der Sender bestreitet nun die Vorwürfe.
Das ZDF tritt Vorwürfen entgegen, eine Journalistin des Senders habe einen Interviewpartner aufgefordert, in einem Beitrag über den Nationalsozialismus keine Parallelen zur AfD zu ziehen. Erhoben wurden sie von Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
„Im konkreten Fall bat die Autorin den Interviewpartner darum, den Vergleich zur AfD wegzulassen, da sich der rund 1:52 Minuten kurze ‚heute‘-Beitrag inhaltlich auf die historische Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen vor 80 Jahren konzentrierte und nicht die aktuelle parteipolitische Auseinandersetzung mit der AfD zum Thema hatte“, heißt es in einer Stellungnahme des Senders auf Anfrage von t-online.
Wagner hatte den Vorgang zunächst auf dem Kurzmitteilungsdienst Bluesky öffentlich gemacht und seine Darstellung anschließend in einem Interview mit t-online bekräftigt. Die Journalistin habe ihm zwei Gründe genannt, warum er eine Stellungnahme noch einmal ohne AfD-Bezug wiederholen solle. „Sie ging davon aus, dass die Redaktion die Stellungnahme mit AfD-Bezug nicht senden werde. Sie befürchtete außerdem rechtsextreme, antisemitische Kommentare in den sozialen Medien“, sagte Wagner t-online.
Das ZDF stellt das fragliche Gespräch nun anders dar: „Aus dem Transkript des Interviews, das dem ZDF vorliegt, geht hervor, dass die Autorin an keiner Stelle, wie von Herrn Wagner behauptet, gesagt hat, das ZDF oder die Redaktion würden einen Beitrag, in dem die AfD thematisiert wird, nicht senden.“
Redaktionelle Änderungen erfolgten beim ZDF ausschließlich auf Grundlage journalistischer Standards, heißt es in der Stellungnahme weiter. Die verantwortliche Redaktion habe weder Einfluss auf die Interviewführung noch auf die Auswahl der im Beitrag verwendeten O-Töne genommen.