Halberstädter Konserven GmbH
Traditionsfirma aus dem Harz ist insolvent
Aktualisiert am 26.01.2025 – 15:02 UhrLesedauer: 2 Min.
Eine innovative Idee hat vor 140 Jahren die Erfolgsgeschichte eines Unternehmens aus dem Harz losgetreten. Jetzt hat eine Tochterfirma finanzielle Probleme.
Die „Halberstädter Konserven GmbH“ hat zum zweiten Mal innerhalb von 13 Monaten Insolvenz angemeldet. Laut einem Bericht des MDR zeigte sich der zuständige Insolvenzverwalter dennoch optimistisch und schloss einen Personalabbau aus.
Bereits Ende Dezember habe die Tochterfirma des Traditionsunternehmens „Halberstädter Würstchen“ Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Der Betrieb ist am Standort für das Befüllen von Gläsern und Konserven zuständig. Jurist Nico Kämpfert von der Beratungsgesellschaft Innovatis erklärte dem MDR: „Wir sind hier grundsätzlich auf einem sehr, sehr positiven Weg“.
Die erneute Zahlungsunfähigkeit folgt auf eine erste Insolvenz im Dezember 2023. Damals seien vor allem gestiegene Energie- und Personalkosten ausschlaggebend gewesen. Diesmal habe sich laut Kämpfert ein zu geringer Absatz der Produkte als Hauptproblem erwiesen. Trotzdem rechne er mit einer positiven Entwicklung bis zum Ende des ersten Quartals 2025.
Ein Stellenabbau sei sowohl für die „Halberstädter Konserven GmbH“ als auch für die gesamte Unternehmensgruppe nicht vorgesehen. Die Tochterfirma war erst im Frühjahr 2024 mit 57 Mitarbeitern neu gegründet worden, Geschäftsführer ist Stefan Nitsch. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 164 Menschen. Neben den bekannten Wurstkonserven umfasst das Sortiment auch Suppen, Fertiggerichte und vegetarische Produkte.
Das Unternehmen „Halberstädter Würstchen“ blickt auf eine lange Tradition zurück. Gegründet wurde es 1883 von Friedrich Heine, dem es 1896 gelang, Würstchen durch Räuchern haltbar zu machen. Der Legende nach entstand die Idee aus einer Notlage: Zur Einweihung des Kyffhäuserdenkmals habe das Unternehmen eine große Menge Würstchen geliefert, doch das Fest sei wetterbedingt verschoben worden. So sei die Methode entstanden, Würste in Dosen zu konservieren.
Nach der Wiedervereinigung übernahm der Unternehmer Ulrich Nitsch das Unternehmen 1992 von der Treuhand und investierte über 30 Millionen Euro in die Modernisierung. Heute sind die „Halberstädter Würstchen“ EU-weit mit dem Siegel „geschützte geografische Angabe“ versehen und dürfen ausschließlich in der Stadt am Harz produziert werden.
Ein genereller Rückgang des Fleischkonsums könnte die Probleme des Unternehmens zusätzlich verschärfen. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Wurst- und Schinkenproduzenten sei der durchschnittliche Wurstverzehr in Deutschland seit Jahren rückläufig. 2012 habe der Pro-Kopf-Konsum noch bei 30 Kilogramm gelegen, 2022 nur noch bei 25 Kilogramm.