In Deutschland leben zirka 800.000 Aleviten. Es handelt sich um eine offizielle Religionsgemeinschaft. Doch was ist besonders an der Glaubensrichtung?
Die alevitische Glaubensgemeinschaft zeichnet ein Merkmal besonders aus: Sie erhebt keinen Absolutheitsanspruch und hält keine Religion für die einzig wahre. In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Glaubenspraxis von Aleviten aussieht.
Aleviten glauben an Hak, den einen und einzigen Gott. Hak hat alles geschaffen, was auf der Erde existiert und möchte durch die Schöpfung eine Offenbarung seines Geheimnisses bewirken. Gott ist bei den Aleviten allgegenwärtig. Alles, was die Menschen umgibt, ist göttlich.
Der Mystiker Yunus Emre hat im 14. Jahrhundert den Glauben wie folgt beschrieben: „Wohin ich sehe, erblicke ich Gott. Die Göttlichkeit ist in allem vorhanden, weil alles von Gott kommt.“ Aleviten sehen Mohammed als Gesandten Gottes an und glauben auch an Ali, einen Weisen und Auserwählten Gottes.
Im Gegensatz zu den Christen besuchen Aleviten nicht regelmäßig die Kirche. Das Alevitentum schließt Fastenzeiten ein und an mehreren Gedenk- und Feiertagen treffen sich die Gläubigen zu Andachten.
Gottesdienste finden etwa fünf bis zehn Mal jährlich im Cem-Haus statt. Der Gottesdienst selbst wird dabei als Cem bezeichnet. Cem steht für „Zusammenkunft“. Während des Gottesdienstes werden Gülbenks (Gebete) gesprochen und Gedichte alevitischer Heiliger vorgetragen. Weiterhin kommen mit Semahs verschiedene Rituale zur Aufführung. Die Gemeindemitglieder nehmen den Gottesdienst auch zum Anlass, allgemeine Fragen und Probleme zu besprechen.
Was den Christen die Zehn Gebote, ist den Aleviten der Grundsatz: „eline beline diline sahip ol“. In der Übersetzung bedeutet dies, nicht zu stehlen und niemanden ein Leid zuzufügen, nicht ehebrechen und nicht zu lügen. Aleviten leben nach diesen Prinzipien und streben nach einem friedlichen Miteinander aller Menschen.
Bescheidenheit, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft zählen zu den Grundpfeilern des Glaubensbekenntnisses. Alle Völker und alle Religionsgemeinschaften werden als gleichwertig betrachtet.