Im Frühjahr 2024 war Kupfer so teuer wie noch nie. Und glaubte man einigen Experten, sollte das so weitergehen. Denn für den Ausbau erneuerbarer Energien braucht man Unmengen Kupfer. Doch es kam anders.
11.042 US-Dollar: Nie war die Tonne Kupfer teurer als im Frühjahr vergangenen Jahres. Und glaubte man einigen Analysen, so sollte die Rallye durchaus weitergehen. Der Tenor: Wenn die Welt nachhaltiger, sauberer, grüner wird, ist für den Ausbau des Energiesektors viel Kupfer notwendig. Sorgen, ob das Angebot nicht knapp werden würde, machten bereits die Runde – und trieben den Preis. Doch dann gingen Nachfrage und Preis zurück. Was war passiert?
Bei aller Euphorie hatte der Rohstoffmarkt offenbar China überschätzt. Fast zeitgleich mit den steigenden Preisen für das Industriemetall (und für andere relevante Metalle) hatten Chinas Börsen vergangenes Jahr zum Aufwind angesetzt und bei Investoren die Hoffnung ausgelöst, dass die Wirtschaft im Reich der Mitte nach der pandemischen Durststrecke wieder anspringen würde. Doch konnte China seine Wirtschaftsschwäche so schnell nicht abschütteln. In dem Land, das so viel Kupfer verbraucht wie kein anderes, sank die Nachfrage. Die verhaltene Entwicklung der Weltwirtschaft tat ein Übriges.
Und dann kam Donald Trump.
Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.
Im Zuge seiner Strategie „Make America Great Again“, mit der er die heimische Industrie stärken will, kündigte der neue US-Präsident Strafzölle für Importe von Stahl, Aluminium und Kupfer an. Die Reaktion der Rohstoffbörsen folgte prompt. Der Kupferpreis, vor ein paar Tagen noch bei gut 9.300 US-Dollar, sackte auf unter 9.000 US-Dollar ab. Anfang Februar steht er sogar nochmals tiefer, bei 8.927 US-Dollar. Die Befürchtung: Ein Handelskonflikt, gar Handelskrieg, würde die Nachfrage nach vielen Waren dämpfen und damit auch die Preise von Kupfer drücken.
Dunkle Erinnerungen kehren zurück: So hatte Donald Trump 2018 Zölle von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl aus der EU erhoben. Die EU hatte umgekehrt Jeans und Motorräder aus den USA mit Zöllen belegt. Erst 2021 und nach einem langen Schlagabtausch hatten beide Seiten zollfreie Kontingente vereinbart. Zölle und Sonderzölle prägten auch die Handelspolitik zwischen den USA und China. Es ging um Milliardenwerte, um Tausende Produkte und Vorprodukte. Gasturbinen, Autoreifen, Stahl und Aluminium waren auch darunter. Kupfer nicht. Erst die Regierung Biden hatte die Zölle weitgehend ausgesetzt.
Die Sorgen vor einer neuen Zollschlacht sind nun bei Investoren, Unternehmen, Volkswirtschaften groß. 60 Prozent Strafzölle hatte Donald Trump gegen Importe aus China angekündigt. Zehn Prozent sind es nun seit dem 1. Februar. Doch an den Rohstoff- und Kapitalmärkten zieht damit keine Sicherheit ein. Viele Ökonomen und Experten fürchten, dass Zölle dieses Mal schrittweise verhängt werden. Denn Donald Trump setzt gern auf Überraschungen. Nicht wenige behaupten, am 1. April könnte es mit Zöllen erst richtig losgehen. Waren aus Mexiko und Kanada sind bereits seit Februar mit je 25 Prozent Zöllen belegt. Die Folge: mehr Inflation für US-Verbraucher, und nicht nur für sie.
- Trumps Handelskrieg: Warum Deutschland schon jetzt betroffen ist
Auch Kupfer-Zölle können die Inflation weiter anheizen. Die Kupfer-Produktion in den USA liegt bei 1,79 Millionen Tonnen (Stand 2023), sagt die Statistik. Das ist weniger, als das Land braucht: Die USA müssen also Kupfer aus Ländern wie Chile und Mexiko importieren. Werden diese mit Zöllen belegt, würden viele Unternehmen diese Kosten abwälzen. Kupfer-Produzenten zum Beispiel auf die Autohersteller, die Autohersteller auf die Verbraucher.
Für Verbraucher in den USA sind das keine guten Nachrichten. Aber letztlich zahlen alle die Zeche: Was in den Vereinigten Staaten teurer produziert werden muss als bisher, wird dann auch im Export teurer. Und woher importieren wir in Deutschland die meisten Güter? Richtig, aus China und den USA, die mit den Zöllen.
Und was heißt das alles für den Kupferpreis? Zur Wahrheit gehört, dass zum Erreichen der Klimaziele viel Kupfer notwendig ist: Es ist unerlässlich für die Elektromobilität, für Windräder, Solaranlagen oder Stromnetze. Zugegeben, die Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit stockt in einigen Regionen der Welt, etwa in den USA, die wieder stärker auf fossile Energien setzen wollen. Andererseits sind erneuerbare Energien nicht mehr aus der Welt zu denken. Nordeuropa, insbesondere Schweden, Dänemark und Norwegen, sind Vorreiter in Bezug auf Nachhaltigkeit, zeigt der neue Klimaschutz-Index. Indien entwickelt sich laut Index gut. Und China werden zumindest große Verbesserungen zugetraut, wenn das Land weiter den Nachhaltigkeitstrend fortsetzt.
Investitionen in erneuerbare Energien dürften dem Kupferpreis also zugutekommen. Auch eine steigende Nachfrage aus China ist durchaus denkbar, wenn sich dort die Wirtschaft erholt. Mit einem Handelskrieg und neuen Zöllen sind die Aussichten auf mehr Wirtschaftswachstum in China aber wenig rosig. Bei Zöllen gibt es keine Gewinner. Und wie so oft gibt es keine einfachen Antworten auf komplexe Themen.