Das Kursdesaster bei Tesla ist eklatant. Doch auch sonst macht sich Donald Trump unter US-Aktionären nicht gerade neue Freunde.
„Oh lord, won’t you buy me a Mercedes-Benz“ lautet eine feine Textzeile von Janis Joplin. Donald Trump ist nicht der größte Freund deutscher Autos und beklagt deren Übergewicht auf den Straßen New Yorks. Also ließ er sich nach dem jüngsten Kursdesaster einen fabrikneuen Tesla von Elon Musk persönlich ins Weiße Haus liefern. Fahren wird er ihn dank Secret Service natürlich nicht, und primär war die Nummer eine Marketingaktion für Elon Musk.
Denn dessen Tesla-Aktienkurs steht symbolisch für die desaströsen ersten 50 Tage im Oval Office. „Donald Trump kommt in den ersten 50 Tagen auf eine Performance im S&P 500 von minus 5,6 Prozent“, rechnen die Analysten von Lynx-Broker aus. Damit ist Trump in schlechter Gesellschaft. Der von ihm so gering geschätzte Barack Obama kam in seiner ersten Amtsperiode 2009 auf ein Minus von 15,4 Prozent.
„Obama hat Anfang 2009 aber die Lehman-Pleite unter George W. Bush geerbt und traf auf einen Aktienmarkt im Sturzflug“, ordnet Jürgen Molnar von Robomarkets ein. Dazu darf man nicht vergessen, dass der Abwärtstrend im März 2009 endete und für amerikanische Aktien eine lange Reise nach oben begann. Davon scheint Trump im März 2025 weit entfernt.
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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Trump äußerte in den vergangenen Tagen sogar, dass es in den USA möglicherweise erst einmal einiger Schmerzen bedürfe, ehe die USA wieder richtig groß werden würden. Selbst eine Rezession schloss er nicht aus, weshalb das Wort von der Trumpzession die Runde macht.
Immerhin sehen manche Analysten wie jene vom Vermögensverwalter Axa die Lage nicht so mau. „Wir stimmen zu, dass das schwindende US-Verbrauchervertrauen die Ausgaben belasten wird und viele Unternehmen bei Investitionen zögern. Dennoch sind wir überzeugt, dass die aufgebaute Dynamik der US-Wirtschaft hoch bleibt. Wir erwarten keine bevorstehende US-Rezession, trotz des weiterhin stark negativen Nowcast-Modells der Atlanta Fed.“ (Nowcast ist ein Prognosemodell, das die Notenbank von Atlanta einsetzt, Anm. der Red.)
Dazu gibt es immerhin antizyklische Signale, die Mut machen. Denn die Stimmung ist kurzfristig im Keller und die Kursverluste an der Wall Street haben mittlerweile selbst die Finanzmuffel aufgeschreckt – sogar Zeitungen, die sich sonst mit Aktien kaum befassen, widmen sich nun der Talfahrt des S&P 500. Das allein ist bereits ein Hinweis darauf, dass sich ein technisch getriebenes Aufbäumen anbahnen könnte.
Der Fear & Greed Index (auf Deutsch: Angst-und-Gier-Index), der die Stimmung an den Finanzmärkten misst, liefert ebenfalls ein klares Bild: „Mit nur noch 14 Punkten steuert die Börse direkt auf ‚Angst pur‘ zu“, so Jürgen Molnar. Und was passiert, wenn die Angst den Markt ergreift? Richtig, eine Erholung steht in den Startlöchern. Doch stellt sich die Frage: Wird sie nachhaltig sein?
Seit dem Rekordhoch am 19. Februar hat der S&P 500 bereits 8,6 Prozent verloren – der stärkste Rückgang in diesem Zeitraum seit September 2022. Die einst gefeierten Technologieriesen sind in Ungnade gefallen. „Knapp 5.000 Milliarden US-Dollar sind seit dem Höhepunkt im Februar aus dem S&P 500 an Börsenwert verloren gegangen, ein beachtlicher Teil davon – 2.400 Milliarden US-Dollar – allein aus der ‚Tech-Achillesferse'“, rechnen die Lynx-Broker-Experten vor. Die „glorreichen Sieben“, wie man die Unternehmen auch nennt, einst der Stolz des Marktes, sind derzeit eher eine schwere Last.
Doch nicht alle Märkte sind unter Druck. Defensive Konsumwerte wie Procter & Gamble, Coca-Cola und Altria zeigen, dass Anleger zunehmend das Risiko aus ihren Portfolios nehmen und auf sichere Häfen setzen. Dazu gibt es noch einen Joker. Denn Trump nutzt die schwächelnde Wirtschaft, um die Notenbank Fed zu Zinssenkungen zu bewegen – und dies könnte letztlich zu einer Marktwende führen.