Hat sich die Scheide entzündet, ist es wichtig, der Ursache auf den Grund zu gehen. Wie eine Scheidenentzündung entsteht und was hilft, erfahren Sie hier.
Juckreiz, Brennen, ungewöhnlich gefärbter, starker und/oder übel riechender Ausfluss, Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Sex: Unangenehme Symptome im Intimbereich der Frau sind ein Hinweis darauf, dass dort etwas nicht stimmt. Möglicherweise ist die Scheide (Vagina) entzündet. Es gibt allerdings auch andere (nicht-entzündliche) Erkrankungen, die zu Intimbeschwerden führen können.
Was hinter den Symptomen steckt, kann nur eine Ärztin oder ein Arzt mit Gewissheit feststellen. Handelt es sich tatsächlich um eine Scheidenentzündung, gilt es zunächst den Auslöser zu ermitteln. Eine Scheidenentzündung kann zahlreiche Ursachen haben. Diese gezielt zu behandeln, ist wichtig – nur so besteht die Aussicht, dass die Beschwerden rasch abklingen.
Im Allgemeinen ist eine Entzündung eine Abwehrreaktion eines Gewebes auf einen Reiz, den der Körper als mögliche Bedrohung einstuft. Im Falle einer Scheidenentzündung (fachsprachlich Vaginitis oder Kolpitis genannt) ist es die Schleimhaut der Scheide, die sich gegen etwas zur Wehr setzt – etwa gegen Krankheitserreger, Allergene oder auch eine mechanische Reizung.
Die Scheide ist ein etwa acht bis zehn Zentimeter langes, schlauchförmiges Organ, das die Gebärmutter mit der Vulva verbindet. Als Vulva werden die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane bezeichnet, also die inneren und äußeren Schamlippen, die Klitoris und der Venushügel.
Wenn die Scheide entzündet ist, erstreckt sich die Entzündung in vielen Fällen auf die Vulva. Fachleute sprechen dann von einer Vulvovaginitis.
Mitunter entzündet sich die Scheide und/oder Vulva, wenn die dortige Schleimhaut beziehungsweise Haut zu stark gereizt wird – beispielsweise durch übertriebene Hygienemaßnahmen, strapaziöse Sexualpraktiken oder auch einen vergessenen Tampon.
Es können aber auch unterschiedliche Erkrankungen oder körperliche Veränderungen eine Entzündung der Scheide auslösen. Zu den möglichen Ursachen gehören:
- Infektionen, etwa mit Bakterien (zum Beispiel Escherichia coli aus dem Afterbereich oder auch den beim Geschlechtsverkehr übertragbaren Chlamydien oder Gonokokken), Pilzen wie Candida albicans, Herpes-Viren oder sogenannten Trichomonaden (Das sind einzellige Parasiten, die ebenfalls beim Sex übertragen werden können.)
- eine Kontaktallergie, zum Beispiel gegen Wasch- und Reinigungsmittel oder Bestandteile von Verhütungsmitteln (etwa latexhaltige Kondome)
- altersbedingte Veränderungen im Hormonhaushalt: Wenn der Spiegel des Geschlechtshormons Östrogen sinkt, kann die Haut im Intimbereich dünner, empfindlicher und trockener werden – und somit anfälliger für Reizungen und Infektionen. (Genaueres über Intimbeschwerden bei Frauen in und nach den Wechseljahren erfahren Sie hier.)
Eine Scheidenentzündung kann sich sehr unterschiedlich äußern. Wie genau, ist nicht nur von Frau zu Frau verschieden, sondern hängt auch vom Auslöser ab. Anhand der Symptome lassen sich die möglichen Ursachen daher oft schon eingrenzen. Beispielsweise ist
- eine Candida-Infektion typischerweise an weiß-krümeligem, geruchlosem Ausfluss zu erkennen, wohingegen
- Trichomonaden zu grün-gelblichem, schaumigem und übelriechendem Ausfluss führen.
Intimbeschwerden sind keineswegs immer ein Zeichen für eine Scheidenentzündung. Für einige der oben erwähnten Symptome – insbesondere für veränderten Ausfluss sowie Schmerzen beim Wasserlassen und/oder Sex – kommen auch andere Krankheiten als Ursache in Betracht. Etwa:
- eine bakterielle Vaginose
- ein Harnwegsinfekt
- eine Infektion eines anderen inneren Geschlechtsorgans wie Gebärmutter oder Eileiter
Eine bakterielle Vaginose entsteht durch ein bakterielles Ungleichgewicht in der Scheidenflora. Die Scheide wird dabei vermehrt von Bakterien besiedelt, die dort normalerweise nur vereinzelt vorkommen. Das verursacht manchmal ein Brennen und Jucken, vor allem aber einen fischartig riechenden, dünnflüssigen, grau-weißen Scheidenausfluss, der sich oft nach dem Geschlechtsverkehr und während der Regelblutung verstärkt.
Gut zu wissen: Eine bakterielle Vaginose ruft aber nicht immer deutlich spürbare Symptome hervor – mindestens die Hälfte der Betroffenen haben keine Beschwerden.
Manchmal handelt es sich bei einer vermeintlichen Scheidenentzündung allerdings in Wahrheit um eine Harnwegsinfektion. Die Harnröhre liegt vor der Scheide, also näher zur Bauchseite hin und ist deutlich kürzer.
Die beiden Organe liegen aber recht dicht beieinander. Deshalb kann es unter Umständen passieren, dass eine Frau ein Brennen in ihrer Harnröhre irrtümlich für ein Brennen in ihrer Scheide hält und folglich nicht an einen Harnwegsinfekt, sondern eine Scheidenentzündung denkt. Ein Harnwegsinfekt ist typischerweise an häufigem Harndrang sowie Schmerzen beim Wasserlassen zu erkennen. Weitere Informationen dazu erhalten Sie hier.
Infektion anderer Geschlechtsorgane
Ein veränderter Ausfluss aus der Scheide kann auf eine Infektion im Bereich des Gebärmutterhalses und/oder der Gebärmutter hindeuten. Der Gebärmutterhals ist der untere, schmale Teil der Gebärmutter, der in die Scheide übergeht.
Zu den möglichen Auslösern solcher Infektionen gehören vor allem sexuell übertragbare Erreger wie Chlamydien und Gonokokken. (Solch eine Infektion kann sich jedoch, wie oben beschrieben, auch auf die Scheide erstrecken.)
Anzeichen für eine Scheidenentzündung sind ein Fall für die gynäkologische Praxis: Eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt kann anhand der Symptome und durch eine Untersuchung feststellen, was hinter den Beschwerden steckt, und eine passende Behandlung einleiten.
Hinweis: Wenn eine Schwangere an einer Scheidenentzündung erkrankt, ist eine frühzeitige Behandlung besonders wichtig. Sonst besteht das Risiko für vorzeitige Wehen oder einen verfrühten Blasensprung.
Die Therapie kann sich je nach Ursache sehr unterschiedlich gestalten. Bei Infektionen kommen in der Regel Medikamente zum Einsatz, die die Erreger beseitigen.
Lässt sich eine Scheidenentzündung auf eine vorübergehende Reizung zurückführen, klingt sie im besten Fall von selbst wieder ab – sofern es gelingt, den Auslöser zu finden und zu meiden.
In jedem Fall können bei der Genesung einfache Maßnahmen helfen. Generell ist es ratsam, den Intimbereich sorgsam zu pflegen und vor unnötigen Belastungen zu schützen – unabhängig vom Auslöser der Entzündung. Konkret bedeutet das vor allem: den Intimbereich ausschließlich mit Wasser (anstatt mit Seife) waschen und Baumwollunterhosen und nicht zu eng sitzende Hosen tragen.