Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Was sind Bundesanleihen und wie sicher sind sie?
Bundesanleihen sind Schuldverschreibungen, die von der Bundesrepublik Deutschland ausgegeben werden. Mit diesen Wertpapieren leiht sich der Staat Geld von Investoren, um Ausgaben zu finanzieren, wie beispielsweise Infrastrukturprojekte oder die Tilgung alter Schulden. Im Gegenzug verpflichtet sich der Staat, den geliehenen Betrag zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzuzahlen und während der Laufzeit Zinsen zu zahlen.
Doch wie, so möchte ein t-online-Leser wissen, können solche Staatsschulden gleichzeitig ein „sicherer Hafen“ für Anleger sein?
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Beim Kauf einer Bundesanleihe leiht der Anleger dem deutschen Staat Geld. Die Bedingungen der Anleihe sind von vornherein festgelegt. Dazu gehören:
- Laufzeit: Die Dauer, bis der Staat das geliehene Geld zurückzahlt. Bundesanleihen haben oft lange Laufzeiten, beispielsweise 10 oder 30 Jahre.
- Kuponzins: Der feste Zinssatz, den der Anleger jährlich erhält. Diese Zinsen machen Bundesanleihen zu einer attraktiven Einnahmequelle für konservative Anleger.
- Rückzahlung: Am Ende der Laufzeit erhält der Anleger den Nennwert der Anleihe samt der letzten Zinszahlung zurück.
Der Nennwert einer Anleihe ist der Betrag, den man als Käufer am Ende der Laufzeit vom Emittenten zurückbekommt.
Beispiel: Eine Anleihe hat einen Nennwert von 1.000 Euro. Wenn die Laufzeit der Anleihe endet, erhält der Käufer 1.000 Euro zurück – unabhängig davon, ob er die Anleihe in der Vergangenheit für mehr oder weniger Geld gekauft hat. Der Nennwert ist sozusagen der „offizielle“ Wert der Anleihe.
Zunächst zeigt die Rendite, wie viel Ertrag (in Prozent) Sie mit einer Bundesanleihe erzielen. Sie setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen:
- Kuponzins: Das sind die jährlichen Zinszahlungen, die Sie für die Anleihe erhalten.
- Kursentwicklung: Der Wert der Anleihe kann steigen oder fallen, wenn Sie sie vor dem Ende der Laufzeit verkaufen möchten.
Der Wert (Kurs) einer Anleihe hängt eng mit den Marktzinsen zusammen. Hier eine einfache Erklärung:
- Steigende Marktzinsen: Wenn die Zinsen auf dem Markt steigen, werden ältere Anleihen mit niedrigeren Kuponzinsen weniger attraktiv. Warum? Neue Anleihen bieten bessere Zinsen. Um Käufer zu finden, müssen ältere Anleihen günstiger verkauft werden. Der Kurs der Anleihe fällt also.
Beispiel: Sie besitzen eine Bundesanleihe mit zwei Prozent Kuponzins. Wenn die neuen Anleihen auf dem Markt jetzt vier Prozent bieten, wird niemand mehr bereit sein, den vollen Preis für eine Zwei-Prozent-Anleihe zu zahlen. Deshalb sinkt ihr Kurs.
- Fallende Marktzinsen: Wenn die Marktzinsen sinken, passiert das Gegenteil. Plötzlich werden ältere Anleihen mit höherem Kuponzins sehr attraktiv, weil neue Anleihen weniger Zinsen bieten. Dadurch steigt der Kurs der älteren Anleihe.
Beispiel: Ihre Bundesanleihe hat zwei Prozent Kuponzins. Wenn die neuen Anleihen auf dem Markt nur ein Prozent bieten, wird Ihre Anleihe begehrter und teurer. Der Kurs steigt.
Anleger können also nicht nur vom Kuponzins profitieren, sondern auch von steigenden Kursen. Wenn Sie eine Anleihe bis zur Fälligkeit halten, spielen die Zinsänderungen auf dem Markt keine Rolle, weil Sie die Anleihe zum Nennwert zurückgeben können. Wenn Sie jedoch eine Anleihe vorzeitig verkaufen möchten, sollten Sie die Marktzinsen berücksichtigen. Steigen die Zinsen, müssen Sie mit Kursverlusten rechnen.
Deutschland gilt aufgrund seiner wirtschaftlichen Stabilität und Kreditwürdigkeit als einer der sichersten Schuldner weltweit. Ratingagenturen vergeben die beste Bonität „AAA“. Die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls ist extrem gering, was Bundesanleihen für risikoscheue Anleger besonders attraktiv macht. Daher werden sie oft auch als „risikofreier Zins“ bezeichnet. Bundesanleihen eignen sich besonders für konservative Anleger, die Wert auf Stabilität und planbare Erträge legen.
Obwohl Bundesanleihen als sehr sicher gelten, sind sie nicht völlig risikofrei. Das größte Risiko liegt in der oben beschriebenen Zinsentwicklung: Steigen die Marktzinsen, können die Kurse bestehender Anleihen sinken, was bei einem Verkauf vor Ende der Laufzeit zu Verlusten führen kann. Zudem können Inflation und Kaufkraftverlust die reale Rendite schmälern.
Privatanleger können Bundesanleihen über die Bank oder einen Broker an der Börse erwerben. Ein direkter Kauf über die Deutsche Finanzagentur ist nicht möglich. Voraussetzung für den Handel von Bundesanleihen ist ein Wertpapierdepot. Dies können Sie bei einer Bank, Sparkasse oder einem Online-Broker eröffnen. Die Preise der Anleihen können dabei schwanken, da sie auch am sogenannten Sekundärmarkt gehandelt werden.
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- Für risikoscheue Anleger: Rendite und Sicherheit mit Anleihe-ETFs
Der Sekundärmarkt ist der Teil des Marktes, auf dem Anleger bereits im Umlauf befindliche Wertpapiere kaufen und verkaufen können, nachdem sie vom Emittenten (in diesem Fall die Bundesrepublik Deutschland) ausgegeben wurden. Faktoren wie Zinsniveau, Inflationserwartungen und die Bonität Deutschlands beeinflussen die Kursentwicklung.