US-Präsident Trump behauptet, Zölle könnten die amerikanische Wirtschaft stärken. Bezahlen müssten dann andere Länder. Doch die Auswirkungen sind komplizierter.
Gute Freundschaft sieht anders aus: Bei der Münchner Sicherheitskonferenz versammelte sich am Wochenende eine breite Riege der Staats- und Regierungschefs. Für die USA war allerdings nicht US-Präsident Donald Trump anwesend, stattdessen schickte er seinen Vize J. D. Vance.
Mit einer umstrittenen Rede leitete er das Wochenende ein. Darin kritisierte er nicht nur eine angeblich mangelnde Meinungsfreiheit in Deutschland, sondern gab auch noch direkt eine Wahlempfehlung für die AfD ab. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die politischen Reaktionen aus den anderen Parteien ließen nicht lange auf sich warten. Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch seine Konkurrenten bei der bevorstehenden Bundestagswahl, CDU-Chef Friedrich Merz und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck, kritisierten die Äußerungen scharf.
Doch es war nicht nur Kritik, es war auch eine tiefe Sorge, die aus den Worten der deutschen Politiker herauszuhören war. „Die Differenzen zwischen den USA und Europa bekommen damit eine ganz neue Qualität“, sagte Merz. Und diese Differenzen könnten bald auch deutsche und europäische Verbraucher im Geldbeutel spüren.
USA sind wichtiger Handelspartner
Während bei der Münchner Sicherheitskonferenz die großen Konflikte in der Welt im Vordergrund standen und um die künftige Unterstützung für die Ukraine gerungen wurde, berechnen Firmen weltweit derzeit, was die angekündigten US-Zölle für sie bedeuten. Wie sehr könnte Trump also die Preise in Europa beeinflussen?
Grundsätzlich stark. Immerhin ist die Weltwirtschaft heute eng ineinander verwoben. Das hatte sich zuletzt während der Lieferengpässe in der Corona-Pandemie gezeigt. Auch durch den Ukraine-Krieg mussten einige Lieferketten umgestellt werden.
Die USA sind dabei ein besonders wichtiger Partner für Deutschland: Das Exportland Deutschland schickte im Jahr 2023 Waren im Wert von 158 Milliarden Euro in die USA – mehr als in jedes andere Land. Im Gegenzug importierte Deutschland Güter im Wert von 95 Milliarden Euro. Damit landen die USA in dieser Kategorie auf Platz drei.

Zwei wichtige deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute, das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) und das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW), haben die möglichen Auswirkungen der Zölle berechnet und geben dennoch vorsichtige Entwarnung:
Deutschland würde nur in einem überschaubaren Umfang Wirtschaftswachstum einbüßen. Ökonom Julian Hinz vom IfW sagt „tagesschau.de“ dazu: „Das meiste, was in Deutschland produziert wird, bleibt auch in Deutschland. Vom Rest geht das meiste nach Europa, erst dann kommen die USA.“
Einen großen Einfluss hat dabei auch die genaue Ausgestaltung der Zölle: Eine Angleichung der US-Zölle an das Niveau der Handelspartner wäre einer Studie zufolge für die Europäische Union verkraftbar und entspräche etwa einem nur 0,5 bis 1,7 Prozentpunkte höheren Zollsatz als bislang. Sollten hingegen tatsächlich pauschale Zollerhöhungen um zehn oder gar 20 Prozent erfolgen, könnte „deren Auswirkungen einen dreistelligen Milliardenschaden anrichten“, schreibt das IW.
Deutschlands Wirtschaftslage ist schwierig
Allerdings kann sich Deutschland derzeit auch geringe Einbußen kaum leisten. Zur Erinnerung: In den vergangenen beiden Jahren ging die Wirtschaftsleistung zurück. Prognosen sehen auch für 2025 nur ein geringes Wachstum von 0,3 Prozent vorher. Mehr dazu lesen Sie hier.
Im Klartext heißt das, dass die von Trump vorgeschlagenen Zölle zwar vor allem die eigene Bevölkerung und den Handel mit China treffen werden, spurlos werden sie an Europa aber auch nicht vorbeigehen. Denn auch wenn es aus deutscher Sicht so scheinen mag – Trumps Vorstoß ist nicht allein dazu gedacht, anderen Ländern zu schaden. Vielmehr versucht Trump damit, das Handelsdefizit der USA zu verkleinern. Denn die Vereinigten Staaten importieren deutlich mehr, als sie exportieren.