Das Jahr 2024 verzeichnete nahezu rekordverdächtige Übernachtungszahlen auf deutschen Campingplätzen. Warum Frühbuchen sich auszahlt und was die wichtigsten Trends sind.
Das vergangene Jahr war für die Campingplatz-Branche eines der erfolgreichsten der Geschichte: Auch wenn die finalen Zahlen noch ausstehen, kratzt 2024 wahrscheinlich knapp an der Rekordmarke aus dem Jahr 2023: 42 Millionen Übernachtungen zählten die Betreiber in Deutschland; jede elfte Übernachtung davon war auf einem Campingplatz. Allein im August 2024 gab es 9,7 Millionen Übernachtungen.
Camping ist ein riesiger Wirtschaftsfaktor: In den vergangenen 25 Jahren hat sich der Campingtourismus verdoppelt, erzählt Frank Schaal vom Bundesverband der Campingwirtschaft (BVCD): „Die Corona-Pandemie hatte einen Katalysatoreffekt, ist aber nicht der Auslöser für das Wachstum.“ Nicht nur die Zahl der Reisemobile habe zugenommen, sondern auch das Reiseverhalten habe sich verändert: Immer häufiger kommen spontane Wochenendtrips vor, die auch dank vieler neuer Vermieterfirmen möglich sind. „Wir merken, dass die Menschen reisen und neue Orte entdecken wollen“, sagt Schaal.
Große Auswahl, gestiegene Standards
Wer mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen verreist, findet mittlerweile eine breite Auswahl an Plätzen vor. „Campingplatz ist nicht gleich Campingplatz“, so Schaal: Vom naturverbundenen kleinen Platz über den streng geordneten Standplatz bis hin zum Luxusresort mit Pool und anderen Annehmlichkeiten bietet die Branche alle Standards an.
„Camping heute hat entsprechend wenig mit dem Camping der Achtzigerjahre zu tun“, so Schaal. Das Qualitätsniveau sei auch auf günstigeren Plätzen massiv gestiegen; vor allem, was die Sanitäranlagen betrifft. Und auch die Auswahl der Möglichkeiten auf den Plätzen selbst: Während die Zahl der Zeltplätze in den Anlagen immer mehr abnimmt, gibt es unterschiedliche Produktthemen auf einem Platz, wie Schaal sie nennt: „Das können Wohnfässer sein, Ferienhäuser, Tiny Houses oder Möglichkeiten zum ‚Glamping‘, also Luxus-Camping.“ Das ermöglicht den Campingplätzen, auch außerhalb der typischen Camping-Saison zu öffnen.
Zudem seien viele Wohnmobile mittlerweile auch gut isoliert und damit wintertauglich. Auch Fahrradcamping im Sommer nehme zu, also vornehmlich von E-Bikern, die auf ihren Touren statt in Zelten lieber in Tiny Houses und dergleichen unterkommen möchten.
„Dabei bieten die Plätze in Deutschland ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“, sagt Schaal. Das zeigen auch die Zahlen von Pincamp, dem Campingportal des ADAC: Deutschland und Schweden gehören europaweit zu den günstigeren Ländern, wie ein Vergleich im Sommer 2024 zeigte.
Doch der Boom hat auch eine Schattenseite: Es wird immer schwieriger, spontan einen Stellplatz zu finden: Einfach loszufahren und auf dem Weg an einem Campingplatz anzuhalten, ist kaum noch möglich. Der Anteil der Frühbucher unter den Campern ist stark gestiegen. Laut Pincamp-Presseprecher Thomas Reimann buchen viele ihren Haupturlaub im Sommer schon weit im Voraus. Spätestens im Januar oder Februar schnellen die Buchungszahlen nach oben. Manche Plätze sind sogar schon über ein bis zwei Jahre im Voraus gebucht – vor allem, wenn sie eine besonders gute Aussicht oder andere Besonderheiten bieten.
Hinzu kommt, dass sich das Frühbuchen auch preislich lohnt: „Immer mehr Campingunternehmer gehen dazu über, ihre Preisgestaltung zu flexibilisieren und nicht mehr mit starren Saisonpreisen zu arbeiten. Das bedeutet, dass bei hoher Nachfrage und geringen Verfügbarkeiten die Übernachtungspreise deutlich steigen.“, so Reimann. Das bedeutet: Schnell entscheiden und früh buchen lohnt sich – „vor allem bei bestimmten Ansprüchen an die Lage, zum Beispiel, wenn man einen bestimmten Stellplatz mit Meerblick haben möchte“, so Frank Schaal. Viele Plätze lassen sich auch digital vorab buchen, die Digitalisierung hat vor allem bei touristisch ausgerichteten Plätzen ohne viele Dauercamper längst Einzug gehalten.
Apropos Dauercamper: Der Großteil der Plätze misst ihnen mittlerweile weniger Bedeutung bei. „Jüngere Camper sind mehr unterwegs und wollen mehr sehen als nur einen Platz“, erläutert Schaal. „Außerdem lassen sich höhere Erträge mit touristischen Campern als mit Dauercampern machen, die eher geringe Standmieten zahlen.“