Neben dem Finanzressort soll die SPD auch Verteidigung und Arbeit und Soziales besetzen wollen. Daraus würde folgen, dass Wirtschaft-, Außen und Innenministerium an die Union gehen. Demnach käme die SPD beim Justizressort zum Zug. Bei Familie, Gesundheit, Bildung und Forschung, Umwelt und Verkehr ist die Verteilung noch unklar.
Bleibt Pistorius Verteidigungsminister, könnten Kanzleramt und Auswärtiges Amt erstmals seit fast 60 Jahren von derselben Partei besetzt werden, der CDU. In der Union kursieren mehrere Namen.
Nordrhein-Westfalens früherer Ministerpräsident Armin Laschet gilt als Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und früherer Europaparlamentarier als bestens vernetzt, mit guten Kontakten auch nach Frankreich. Auch dem für Außen und Verteidigung zuständigen Fraktionsvize Johann Wadephul, dem früheren Chef des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, oder dem Europaparlamentarier David McAllister werden Chancen auf das Ministeramt eingeräumt.
Als so gut wie gesetzt gilt Generalsekretär Carsten Linnemann für das Wirtschaftsministerium. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, wird gleich für drei mögliche Posten gehandelt: Innenminister, Kanzleramts- oder Fraktionschef. Er gilt als loyal und Vertrauter von Merz. Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn gilt in der Union ebenso als ministrabel wie der stellvertretende CDU-Chef Andreas Jung, der Klima- und Energieexperte der Fraktion.
Für das Bildungsressort wird die amtierende schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien genannt. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Silvia Breher aus Niedersachsen können sich viele als Familienministerin oder – sollte die CSU verzichten – als Agrarministerin vorstellen.
Der mit Abstand stärkste CSU-Politiker auf dem Berliner Parkett ist Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Entsprechend groß sind die Erwartungen auch in der eigenen Partei, dass er ins Kabinett wechselt. Ob Dobrindt, nach seiner Zeit als Verkehrsminister von 2013 bis 2017, nun tatsächlich wieder Minister werden will, wird er am Ende aber frei entscheiden dürfen. Das gilt als wahrscheinlich, wenn er ein gewichtiges Haus bekäme, etwa Innen oder Wirtschaft.
Beste Chancen werden der früheren Digital-Staatsministerin im Kanzleramt, Dorothee Bär, zugeschrieben. Für sie wird als denkbares Ressort etwa das Forschungsministerium genannt.