
Berühmte Papierfabrik aus Uetersen
Insolvenz: Weltmarktführer schließt nach 120 Jahren
Aktualisiert am 16.12.2025 – 17:49 UhrLesedauer: 2 Min.
Nach 120 Jahren Firmengeschichte muss der Spezialpapier-Marktführer Feldmuehle aufgeben. Gestiegene Energiekosten und bürokratische Hürden besiegelten das Ende des Unternehmens.
Die Papierfabrik Feldmuehle GmbH im schleswig-holsteinischen Uetersen vor den Toren Hamburgs stellt zum Jahresende ihre Produktion ein. Wie das Unternehmen mitteilte, ist eine wirtschaftlich tragfähige Fortführung des Betriebs nicht mehr möglich. Betroffen sind 218 Beschäftigte. Die Geschäftsführung verweist unter anderem auf gestiegene Energiekosten, gescheiterte politische Initiativen zur Entlastung energieintensiver Branchen und zunehmende bürokratische Belastungen.
„Wir mussten feststellen, dass wir auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig am Standort Uetersen produzieren können“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Das endgültige Aus folgt nach mehreren Insolvenzen in den vergangenen Jahren – zuletzt lief seit August ein Verfahren in Eigenverwaltung. Noch im Herbst hatte sich das Unternehmen zuversichtlich gezeigt, dass die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen den Standort sichern könnten.
Die Feldmuehle GmbH gilt als weltweiter Marktführer für nassfeste Etikettenpapiere. Am Standort nahe Hamburg wurden jährlich rund 80.000 Tonnen Spezialpapier gefertigt. Die Wurzeln des Betriebs reichen bis ins Jahr 1904 zurück. Die nun beschlossene Schließung bedeutet das Ende einer über 100-jährigen Industriegeschichte in der Region.
Uetersens Bürgervorsteher Baris Karabacak bezeichnete die Entwicklung als „schmerzlichen Einschnitt“, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich. „Die Feldmühle ist weit mehr als nur ein Unternehmen – sie ist ein Stück Industriegeschichte“, erklärte Karabacak. Für die Politik ergebe sich daraus eine Verantwortung, den betroffenen Beschäftigten konkrete Perspektiven zu eröffnen. Ziel sei es nun, gemeinsam mit Behörden und regionaler Wirtschaft Anschlusslösungen zu schaffen.
Für die Belegschaft der Feldmuehle endet eine lange Ära. Viele von ihnen haben Jahrzehnte in dem Werk gearbeitet. Die Geschäftsleitung betonte, man habe bis zuletzt in nachhaltige Prozesse investiert und das Unternehmen modernisiert. Dennoch sei es angesichts der Rahmenbedingungen nicht gelungen, die Produktion langfristig wirtschaftlich zu sichern.
Eine lange Zeit war die Region um Uetersen mit Heidgraben und Tornesch eine Boomregion mit Weltfirmen wie dem Marineausstatter Hatlapa und der Papierfabrik Meldorf. Eine Schmalspurbahn von Uetersen bis zum DB-Bahnhof in Tornesch erinnert noch heute an die Glanzzeiten.









