Diabetes Typ 2 ist meist die Folge einer ungesunden Lebensweise. Regelmäßige sportliche Betätigung und eine ausgewogene Ernährung können das Risiko senken.
Körperliche Aktivität kann helfen, einem Typ-2-Diabetes vorzubeugen und die Blutzuckerwerte bei einer bestehenden Erkrankung zu stabilisieren. Experten empfehlen Patienten daher, regelmäßig Sport zu treiben. Doch wie viel Bewegung sollte es sein? Und welche Sportarten sind für Diabetiker besonders geeignet?
Bewegungsmangel ist eine der wesentlichen Ursachen für Diabetes Typ 2. Regelmäßige Bewegung kann zusammen mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung sowie einem normalen Gewicht das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, senken. Und auch, wenn die Zuckerkrankheit bereits besteht, kann regelmäßige sportliche Aktivität sich sowohl auf Typ-2-Diabetes als auch auf Typ-1-Diabetes positiv auswirken.
„Regelmäßiger Sport senkt den Blutzuckerspiegel, erhöht die Insulinempfindlichkeit der Zellen, normalisiert den Blutdruck, verbessert die Blutfettwerte und hilft zudem, Übergewicht abzubauen“, erklärt Professor Matthias Blüher, Facharzt für Innere Medizin mit dem Fachbereich Stoffwechselerkrankungen sowie Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Allen Faktoren kommt im Rahmen der Diabetesprävention sowie der Behandlung von Diabetes eine bedeutende Rolle zu.“
Experten empfehlen, in der Woche mindestens drei Stunden aktiv zu sein. Wie die Sporteinheiten aufgeteilt werden, entscheidet der Sporttreibende selbst. „Sport muss in den Alltag passen. Jeder sollte ihn so einplanen, dass er gut umsetzbar ist“, rät Blüher. „Wer gestresst zum Sport hetzt, wird nicht lange Freude daran haben. Und nur wer Freude hat, bleibt dabei.“
Auch bei der Wahl der Sportart setzt der Experte, der unter anderem in der DDG-AG Diabetes, Sport und Bewegung aktiv ist, auf Freude am Sport. „Menschen mit Diabetes können genauso Sport treiben wie Menschen ohne Diabetes. Radfahren, Joggen, Walken, Tanzen, Ballsportarten und mehr – das alles ist mit Diabetes möglich. Was zählt, sind die individuellen Vorlieben“, sagt Blüher. „Eine moderate Sportintensität ist dabei schonender für den Körper und mit einem geringeren Risiko für beispielsweise eine Unterzuckerung verbunden. Doch auch unter den Diabetes-Betroffenen gibt es Leistungssportler.“
Mit einem Arzt sollten sich Diabetes-Betroffene abstimmen, die bereits bestehende Diabetes-Komplikationen haben. So sind bei einer bestehenden Nervenerkrankung möglicherweise Schwimmen, Fahrradfahren und Wassergymnastik vorzuziehen, da diese Sportarten körper- und gelenkschonend sind. Besteht bereits eine diabetische Augenerkrankung, sind Krafttraining und Kampfsportarten möglicherweise kritisch.
Sportneueinsteiger, die Sport zur Diabetesprävention nutzen, sollten langsam mit dem Sport beginnen, um den Körper an die neue Belastung zu gewöhnen. Das braucht Zeit. Viel hilft nicht viel. Wer Vorerkrankungen hat, etwa eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine chronische Krankheit des Bewegungsapparates, sollte vor dem Sporteinstieg mit seinem Arzt sprechen und gegebenenfalls ein Belastungs-EKG durchführen lassen.
Für Neu- und Wiedereinsteiger mit Diabetes ist es nach längerer Sportpause ratsam, die Sporttauglichkeit mit einem Arzt zu besprechen, um mögliche Risiken abzuklären. „Insbesondere Diabetes-Betroffene, die blutzuckersenkende Medikamente wie Sulfonylharnstoffe oder Glinide einnehmen oder Insulin spritzen, sollten vorsichtig sein, da diese Arzneimittel Unterzuckerungen hervorrufen können – was auch beim Sport berücksichtigt werden muss“, rät Blüher.
Kurz vor dem Sport ist die richtige Vorbereitung von Bedeutung. „Menschen mit Diabetes sollten vor dem Sport auf jeden Fall ihren Blutzucker messen. Sind die Blutzuckerwerte beispielsweise zu niedrig, sollte man vor dem Sport noch etwas essen. Sind sie zu hoch, besser auf Sport verzichten“, sagt Blüher. „Bei Diabetes Typ 1 muss berücksichtigt werden, dass Sport die Insulinwirkung verstärkt. Vor dem Sport sollte daher entsprechend weniger Insulin gespritzt werden, um einer Unterzuckerung vorzubeugen.“ Wichtig ist auch, neben den Diabetesmedikamenten immer auch etwas zu essen oder ein Stück Traubenzucker dabeizuhaben.
Wer die Diagnose Diabetes neu erhalten hat, sollte sich von einem Diabetologen schulen lassen und immer nachfragen, wenn Unsicherheiten bestehen, etwa bei den Werten oder mit Blick auf sportliche Aktivitäten. Spezielle Diabetes-Sportgruppen können ein Sicherheitsplus geben. „Wer noch nicht sicher weiß, wie der Körper unter Belastung reagiert, sollte nach einer halben Stunde Training kurz pausieren und eine Zwischenmessung machen“, rät Blüher. Ratsam ist zudem, Sportkollegen über den Diabetes zu informieren.