Weniger oder gar kein Bühnenprogramm: Damit reagieren mehrere Weihnachtsmärkte auf hohe Gema-Gebühren. Das sind die Hintergründe.
Wer Musik bei öffentlichen Veranstaltungen spielt, muss einen Beitrag an die Gema, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte entrichten. Einige Städte mussten bereits im vergangenen Jahr weitaus höhere Beiträge entrichten als in den Jahren zuvor. Auch in diesem Jahr wird aus einigen Städten Kritik laut.
Erste Städte haben bereits Konsequenzen gezogen: So wird es etwa auf dem Mittelalter- und Weihnachtsmarkt in Esslingen in diesem Jahr keine Kulturbühne geben, wie der SWR berichtet. In Karlsruhe wird demnach ebenfalls auf ein Bühnenprogramm verzichtet. t-online hat die wichtigsten Details zusammengefasst.
Die gestiegenen Kosten bei Weihnachtsmärkten sind nicht auf eine Erhöhung der Gebühren zurückzuführen. Frank Hakelberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes e. V., sagte t-online hierzu: „Der Tarif hat sich nicht geändert.“ Weiter erklärt er, dass die höheren Kosten durch eine geänderte Bemessung zustande kämen. „Die Gebühren orientieren sich an der Grundfläche der Weihnachtsmärkte. Und hier kam die GEMA im letzten Winter mit ihren eigenen Berechnungen zu anderen Werten als die Veranstalter. So sind bei rund 140 Weihnachtsmärkten deutlich höhere Rechnungen gestellt worden.“
Seit etwa zwei Jahren misst die GEMA die Fläche, anhand der die Kosten berechnet werden, genauer nach, denn für die Berechnung zählt nicht nur der Bereich direkt vor der Bühne, sondern die gesamte Veranstaltungsfläche, wie der SWR berichtet.
Zuvor war der Gesellschaft aufgefallen, dass einige Veranstalter die Flächen falsch angegeben hatten. „Bei manchen Märkten erhöhten sich die Gebühren durch die Bemessung um ein Vielfaches. Teils sollte mehr als das Zehnfache der Vorjahre bezahlt werden“, sagte Hakelberg.
3.200 Weihnachtsmärkte in Deutschland
Wie hoch die Kosten für die einzelnen Budenbetreiber seien, könne man jedoch nicht sagen, denn diese würden über die Standgebühren an die Schausteller weitergegeben. Einzeln ausgewiesen seien sie jedoch nicht, so der Verbandschef. Allerdings sagte Hakelberg auch: „In vielen Fällen sind sich Veranstalter und GEMA aber wohl auch einig geworden.“ Von den rund 3.200 Weihnachtsmärkten seien ohnehin nur die wenigsten betroffen.
Bereits im vergangenen Jahr hatten einige Weihnachtsmärkte mit stillen Tagen gegen die Gebühren protestiert; an diesen Tagen wurde auf den Veranstaltungen keine Musik gespielt. „Einen nachweisbaren Umsatzeinbruch gab es an diesen Tagen nicht“, so Hakelberg. Dennoch blickt der Verband mit Sorge auf die Entwicklungen.
„Alleine wegen des Ambientes wäre ein Verzicht auf Musik sehr schade. Eigentlich sollte es auch im Sinne der Künstler sein, dass ihre Musik gespielt wird.“ Aber auch aus rein monetärer Sicht gibt es Befürchtungen vom Verband. „Wenn ein Weihnachtsmarkt nicht mehr das richtige Ambiente bietet, dann bleiben auch die Besucher weg. Das ist unsere größte Sorge.“
Nachwehen der Corona-Pandemie
Budenbesitzer und Schausteller hätten es bereits ohne ausbleibende Kundschaft schwer genug. Die gestiegenen Preise für verschiedene Lebensmittel und Lebenshaltungskosten würden die Branche hart treffen. „Die Kosten können und möchten wir nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben. Weihnachtsmärkte und Volksfeste müssen für alle Menschen attraktiv bleiben, ungeachtet ihres sozialen oder finanziellen Hintergrundes.“
Was erschwerend hinzukomme, seien die Kredite, die Schausteller während der Corona-Pandemie aufnehmen mussten. „Corona bedeutete für zwei Jahre den kompletten Stillstand. Viele Schausteller konnten keinen Cent verdienen“, erinnert Hakelberg. Aber auch wenn die Nachwehen der Pandemie noch hart seien, stünden Zeichen für die Branche insgesamt gut.
„Es gibt wieder einen Runter-vom-Sofa-Trend, das sehen wir mit großer Freude.“ Die Zahlen der Volksfestbesucher erreichten in diesem Jahr einen neuen Höchststand, und auch die Weihnachtsmärkte würden insgesamt gut angenommen. In diesem Jahr wird der Verband die Besucherzahlen auf den Märkten evaluieren. Er rechnet bereits jetzt mit Rekordwerten.