Gänsebraten, Entenbrust und Tiramisu wirken bei dem derzeitigen Vogelgrippe-Aufkommen wenig appetitlich. Aber ist die Angst vor Geflügel und Eiern gerechtfertigt?
In den vergangenen Wochen wurde die Vogelgrippe in mehreren Regionen Österreichs bei Wildvögeln nachgewiesen. Und auch in Geflügelbetrieben breitet sich die Viruserkrankung aus. Insgesamt sind bereits rund 200.000 Tiere in Oberösterreich und Niederösterreich betroffen. Daher gilt ganz Österreich seit Ende letzter Woche als Risikogebiet für die Vogelgrippe. Aber was bedeutet das für den Geflügelkonsum hierzulande? Kann man die Martinsgans oder das Frühstücksei noch bedenkenlos essen? Die wichtigsten Fragen im Überblick.
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kann eine Übertragung des Erregers über infizierte Lebensmittel nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Allerdings ist das Vogelgrippevirus sehr empfindlich gegenüber Hitze. Von durchgegartem Geflügelfleisch oder Produkten mit dieser Zutat geht den Experten zufolge daher kein Ansteckungsrisiko aus.
Das BfR weist darauf hin, dass Konsumenten darauf achten sollten, dass das Fleisch an jeder Stelle – also auch im Kern – für zwei Minuten eine Temperatur von mindestens 70 Grad erreichen muss. Erkennbar ist das daran, dass das Fleisch nicht mehr rosa ist und der austretende Fleischsaft klar statt milchig.
Über die Gefahr durch den Verzehr von Rohwursterzeugnissen mit Geflügelfleischanteil von infizierten Tieren ist den Experten zufolge bisher wenig bekannt. Von einem Konsum wird daher abgeraten.
Ähnliches gilt für Eier: Zwar gibt es laut dem BfR bisher keine wissenschaftlichen Hinweise, dass Menschen durch rohe Eier mit dem Vogelgrippevirus infiziert wurden. Allerdings ist erwiesen, dass Eier infizierter Tiere das Virus sowohl auf der Schale als auch in Eiweiß und Eidotter enthalten können. Deshalb rät das Amt in Ländern, in denen das Virus in Geflügelfarmen aufgetreten ist, Eier nur noch gekocht zu verzehren. Eigelb und Eiweiß sollten dabei durchgegart und fest sein. Und auch auf Speisen mit rohem Eischnee wie Tiramisu sollte vorsorglich verzichtet werden.
Seit März 2024 sind auch Vogelgrippe-Infektionen bei Rindern bekannt, vor allem in einigen Bundesstaaten der USA. In diesem Zusammenhang wurden auch vereinzelte Infektionen bei Menschen nachgewiesen, die engen Kontakt zu erkrankten Rindern hatten.
Aber auch hier gilt: Eine Infektion durch den Verzehr von Milchprodukten oder Rindfleisch ist laut BfR nicht zu erwarten, wenn die Produkte erhitzt wurden. So wurde das Virus in den USA zwar in Proben pasteurisierter Milch aus dem Handel nachgewiesen, allerdings war es nicht mehr infektiös. Und auch bei der Zubereitung von Rindfleisch konnten ab der Garstufe „medium“ keine ansteckenden Viren mehr nachgewiesen werden. Von dem Verzehr von Rohmilch infizierter Tiere raten die Experten jedoch ab.
Infektionen des Menschen mit dem Vogelgrippevirus sind selten. Hauptsächlich wird es durch den direkten und engen Kontakt mit infiziertem Geflügel oder anderen Tierarten auf den Menschen übertragen, so das BfR. Menschen sollten daher vor allem den Kontakt mit wild lebenden Vögeln meiden.
Abgesehen davon sollten Sie die allgemeinen Hygienevorschriften einhalten. Dazu gehören neben dem gründlichen Erhitzen von Fleisch und Eiern folgende Empfehlungen: Lagern Sie rohe Geflügelprodukte und andere Lebensmittel getrennt und bereiten Sie sie separat zu. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie die anderen Lebensmittel nicht noch einmal erhitzen.
Reinigen Sie Geräte und Oberflächen, die mit rohen Geflügelprodukten in Berührung gekommen sind, gründlich mit warmem Wasser und Spülmittelzusatz. Auch die Hände sollten regelmäßig mit Seife gewaschen werden. Und zu guter Letzt: Verpackungsmaterialien, Auftauwasser oder Ähnliches sollten Sie immer sofort entsorgen.
Insgesamt liegen dem BfR bisher keine Daten vor, die belegen, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert hätten und erkrankt wären.