Hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle entscheidet sich das Schicksal der katholischen Kirche – streng geheim und uralten Regeln folgend. Die Rituale des Konklaves.
Die Wahl eines neuen Papstes zieht Menschen weltweit in ihren Bann – ganz gleich, ob sie katholisch sind oder nicht. Die Papstwahl ist vielleicht die einzige geheime Wahl der Welt, die wirklich diesen Namen verdient, schreibt der römisch-katholische Priester und Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Eine faszinierende Vorstellung: Die Kardinäle allein mit Gott im Angesicht von Michelangelos Jüngstem Gericht in der Sixtinischen Kapelle. Wer nicht den Papst wählt, den Gott will, riskiert ewige Verdammnis.
Aber woher wissen die Kirchenfürsten, wen Gott auf dem Papstthron sehen will? Wie fällen sie ihre Entscheidung hinter den verschlossenen Toren des Vatikans? Welcher Kardinal wählt wen? Die Antworten sollen für die Ewigkeit geheim bleiben. Dafür sorgt die geltende Papstwahlordnung. Die wichtigsten Regeln des Konklaves im Überblick.
Die Wahl des Papstes liegt ausschließlich in den Händen der Kardinäle. Dieses Prinzip geht auf ein Dekret von 1059 zurück. Heute gilt: Nur Kardinäle unter 80 Jahren sind wahlberechtigt. Diese Altersgrenze wurde 1970 von Papst Paul VI. eingeführt und spiegelt die Sorge wider, dass ältere Kardinäle aufgrund von Gebrechlichkeit oder gesundheitlicher Schwäche nicht mehr aktiv an einem langen Konklave teilnehmen könnten. „Die Entscheidung, Kardinälen über 80 Jahre das Wahlrecht zu entziehen, sollte die Handlungsfähigkeit des Konklaves sichern und die Zahl der Wähler auf eine überschaubare Größe begrenzen“, erklärt der Historiker Wolf diese Entscheidung.
Die Zahl der wahlberechtigten Kardinäle beläuft sich aktuell auf 135. Sie reisen nun aus aller Welt in die Ewige Stadt.
Theoretisch kann jeder getaufte, männliche Katholik Papst werden, sofern er bereit ist, die Bischofsweihe zu empfangen. Wolf erklärt: „Es ist zumindest theoretisch möglich, einen Nichtkardinal, ja sogar einen Nichtbischof zum Papst zu wählen.“ Praktisch wird aber seit Jahrhunderten immer ein Kardinal gewählt. Seit Urban VI. im Jahre 1378 wurde niemand mehr zum Papst gewählt, der nicht Kardinal war. (Im Juli 1294 wurde aus Kalkül ein Einsiedler zum Papst gewählt. Mehr dazu lesen Sie hier.)
Frauen sind ausgeschlossen, weil nur Männer die Priester- und Bischofsweihe empfangen können.
Ort des Geschehens ist heute die weltberühmte Sixtinische Kapelle im Vatikan. Sie wurde zwischen 1475 und 1483 unter Papst Sixtus IV. erbaut und ist berühmt für Michelangelos Fresken, unter anderem das „Jüngste Gericht“ an der Altarwand.
Ursprünglich fanden Papstwahlen öfter an anderen Orten statt, je nach Sterbeort des Papstes – etwa in Viterbo, Perugia oder Avignon. Erst seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Wahl in der Sixtinischen Kapelle als feste Tradition etabliert.
In der Kapelle haben die Kardinäle eine feste Sitzordnung. Sie richtet sich nach dem Dienstalter in der Würde des Kardinals. Auf den Plätzen der Kardinäle liegen eine Mappe mit Wahlzetteln, ein Stift, die Liste der wahlberechtigten Kardinäle, Hinweise zur Zeremonie des Konklaves und das sogenannte Stundenbuch, das liturgische Texte enthält.
Die Kardinäle sind völlig von der Außenwelt isoliert. Der Begriff Konklave leitet sich vom lateinischen „cum clavis“ ab, was „mit Schlüsseln“ bedeutet. Das verweist auf die Praxis, die Kardinäle während der Papstwahl buchstäblich einzuschließen und von der Außenwelt zu isolieren, um eine freie Entscheidung sicherzustellen. Handys, Kameras und Mikrofone sind verboten, Verstöße gegen die Geheimhaltung werden mit Exkommunikation bestraft. Vor Beginn durchsuchen Techniker den Raum nach Wanzen, um jegliches Abhören zu verhindern.