Bayer hat die Dividende zusammengestrichen, und zwar drastisch. In einigen Dividenden-Indizes und damit auch ETFs ist die Aktie aber noch hoch gewichtet. Wie kann das sein?
Es war abzusehen, aber es war trotzdem eine schmerzhafte Nachricht für alle Bayer-Aktionäre: Nach dem empfindlichen Kursrutsch der vergangenen Monate, eigentlich sogar Jahre, ist nun auch noch die Dividende futsch. Fast zumindest.
Der Konzern hat die Ausschüttung empfindlich zusammengestrichen: 0,11 Euro statt 2,40 Euro, gefühlt ist das nichts mehr. Die Dividendenrendite schrumpft von stolzen 8,4 Prozent auf nur noch 0,4 Prozent. Das tut weh, sehr weh. Auch Sie werden sich sicher geärgert haben, wenn Sie Bayer-Aktionär oder -Aktionärin sind. Über die Kursverluste, über die Dividendenkürzung, über all die schlechten Schlagzeilen sowieso.
Dabei ist es eigentlich nicht die schlechteste Idee der Bayer-Chefs gewesen, angesichts hoher Schulden die Ausschüttungspolitik zu überdenken. Das zeigt auch ein Blick auf die Börse: Normalerweise wird die Kürzung der Dividende von weiteren Kursverlusten begleitet. Im Fall von Bayer war es anders. Die Aktie legte in den vergangenen Tagen immerhin ein bisschen zu.
Sollten Sie investiert sein, ist das ein schwacher Trost. Auch viele ETF-Anleger trifft das Dividenden-Drama bei dem Leverkusener Chemiekonzern übrigens. Denn trotz der Kürzung ist die Aktie immer noch in vielen Dividendenindizes und damit den entsprechenden börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) hoch gewichtet. Während die Manager aktiver Fonds längst gegensteuern konnten, liegt die Aktie wie Blei in den ETFs. Zumindest noch.
Es ist ein bekanntes Problem, also eigentlich. Denn viele Anleger blenden es aus oder akzeptieren es. Börsengehandelte Indexfonds sind mitunter sehr schwerfällig. Genau genommen sind es die Indizes und die Indexanbieter. Denn sie prüfen und ändern einen Index erst, wenn es turnusmäßig sein muss. Mitunter ist es dann aber zu spät. Eine Aktie ist schon abgestürzt, ihre Marktkapitalisierung extrem geschrumpft, bevor sie aus dem Index fliegt. Die Dividende wurde längst gekürzt, die Aktie abgestraft, bevor die Anpassung erfolgt. Das ist den Regeln für die Zusammensetzung des jeweiligen Index geschuldet.
Im DivDax war die Bayer-Aktie zuletzt mit mehr als 6 Prozent gewichtet. Der Index besteht aus den 15 Dax-Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite. Zweimal jährlich im März und September findet eine ordentliche Anpassung der Dax-Indizes statt. Der nächste Termin ist in wenigen Tagen am 5. März. Dann dürfte es auf jeden Fall vorbei sein mit der noch recht hohen Gewichtung. Schließlich ist auch die Marktkapitalisierung von Bayer geschrumpft. Und wahrscheinlich fliegt die Aktie dann aus dem Index.
Das Beispiel mag zeigen, wie schwerfällig oder auch langsam Indizes an das Marktgeschehen angepasst werden. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Das ist keine Generalkritik an ETFs. Ich bin und bleibe großer Fan, auch von Dividenden-ETFs. Ich setze dabei aber auf die Dividenden-Aristokraten, auf Aktien von Unternehmen, die seit vielen Jahren regelmäßig ihre Ausschüttungen erhöhen. Eine solch solide Dividendenpolitik schützt hoffentlich vor üblen Überraschungen, ganz ausgeschlossen sind sie aber nie. So ist Börse eben. Auch deshalb ist eine breite Risikostreuung sehr wichtig.