Die Augen jucken, brennen und sind gerötet. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Eine Augenärztin klärt auf, was hinter Augenreizungen stecken kann – und sagt, was hilft.
Ist das Auge plötzlich gereizt, bereitet das den meisten Betroffenen Sorgen. Auch deshalb, weil oft nicht klar ist, was die Ursache der Augenbeschwerden ist. „Zum roten Auge kommt es, wenn die Blutgefäße in der Bindehaut geweitet sind. Mit der verstärkten Durchblutung reagiert der Körper auf die verschiedensten störenden Einflüsse“, erklärt Augenärztin Dr. Andrea Lietz-Partzsch.
- Harmlos oder Notfall: Was bedeuten rote Augen und was hilft?
„Ein rotes Auge kann beispielsweise anzeigen, dass das Auge gereizt und trocken ist, sich gegen ein Allergen wehrt oder mit einer Entzündung zu kämpfen hat.“
Oft sind harmlose Auslöser schuld an gereizten Augen, etwa die kalte Klimaanlage, häufige Bildschirmarbeit oder langes Tragen von Kontaktlinsen. Doch hinter Rötungen können auch ernst zu nehmende Krankheiten stecken wie beispielsweise eine Allergie oder eine Infektion mit Viren oder Bakterien. Möglicherweise tritt die Reaktion auch infolge einer Verletzung der Augenoberfläche auf, etwa wenn ein Fremdkörper ins Auge gelangt ist. Ein plötzlicher Druckanstieg im Auge – der eine Gefahr für den Sehnerv darstellt – kann ebenfalls starke Reizungen verursachen. Möglich ist auch, dass eine Bindehautentzündung, eine Hornhautentzündung oder eine Lidrandentzündung das Auge rot werden lässt.
„Ebenso kann eine sogenannte Uveitis zur Irritation des Auges führen. Das ist eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uvea), die unbehandelt zu Sehbehinderung oder gar Erblindung führen kann“, erklärt die Ärztin für Augenheilkunde. „Klingen die Symptome nach zwei Tagen nicht ab oder verschlechtern sich die Beschwerden, sollte immer ein Augenarzt aufgesucht werden.“
Eine sehr häufige Ursache für Brennen und Jucken sind trockene Augen. „Etwa ein Fünftel aller Menschen, die einen Augenarzt aufsuchen, haben trockene Augen“, sagt Dr. Lietz-Partzsch. „Lange Bildschirmarbeit führt oft zu trockenen Augen. Durch das konzentrierte Starren auf den Bildschirm blinzelt man weniger, der Tränenfilm verdunstet und das Auge wird trocken. Es rötet sich, brennt, juckt und tränt. Viele haben ein Fremdkörpergefühl im Auge. Man spricht auch vom Office-Eye-Syndrom.“
Des Weiteren sind trockene Heizungsluft, die kalte Luft der Klimaanlage, Luftzug im Allgemeinen, Rauch, Erkrankungen der Tränendrüsen sowie Allergien mögliche Auslöser trockener Augen. Auch können trockene Augen eine Begleiterscheinung anderer körperlicher Erkrankungen sein, etwa Rheuma, Schilddrüsenerkrankungen, Neurodermitis, immunologischer Erkrankungen sowie Diabetes mellitus. „Möglich ist auch, dass die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa bestimmter Blutdrucksenker, Schlafmittel, Hormone, Antiallergika und Psychopharmaka, zu trockenen Augen führt“, so die Augenexpertin.
Dr. Andrea Lietz-Partzsch ist Augenärztin und Pressereferentin des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA).
Trockene Augen gehen meist mit einer Verschiebung der Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit einher. Das verstärkt die Beschwerden zusätzlich. Ein gestörter Tränenfilm macht das Auge zugleich anfälliger für Infektionen, da auch die Bildung keimtötender Substanzen beeinträchtigt ist. Tränenersatzmittel können Linderung bringen. Ebenso sollte man auf regelmäßiges Blinzeln achten und bei der Computerarbeit immer wieder kurze Pausen machen und den Blick in die Ferne schweifen lassen. Das entspannt die Augen.
„Lassen Sie die Finger von sogenannten Weißmacher-Augentropfen. Diese helfen zwar gegen die Rötung, da sie dafür sorgen, dass sich die kleinen Blutgefäße zusammenziehen. Doch die verminderte Durchblutung begünstigt zusätzlich trockene Augen“, erklärt Lietz-Partzsch.
Übrigens: Ein Auge, das viel tränt, ist nicht automatisch gut durchfeuchtet. Tränende Augen sind vielmehr ein Hinweis auf einen gestörten Tränenfilm. Ist der Tränenfilm, der aus Schleimstoffen, Lipiden und Feuchtigkeit besteht, verändert, reagiert das Auge leichter gereizt – und tränt. Doch die Tränen können das Auge nicht „pflegen“.
Trockene Augen sind unangenehm. Der Gang in die Augenarztpraxis kostet aber Zeit. Viele versuchen es im ersten Schritt daher mit Hausmitteln. Doch hier ist Vorsicht geboten, warnt Lietz-Partzsch: „Viele Hausmittel können die Beschwerden verschlimmern oder gar zu Entzündungen führen. Beispielsweise kann der vermeintlich beruhigende Teebeutel mit Kamille auf dem Auge zu allergischen Reaktionen führen. Gelangen kleine Partikel aus dem Teebeutel in das Auge, können sich diese entzünden.“