Die USA haben sich entschieden: für ihren alten, neuen Präsidenten Trump. Die deutsche Wirtschaft blickt mit Sorge auf diese Entwicklung, sie fürchtet Protektionismus und hohe Zölle.
Alles deutet darauf hin, dass Ex-Präsident Donald Trump es schaffen wird und erneut US-Präsident wird. Er selbst hat sich bereits zum Sieger erklärt. Für die deutsche Wirtschaft ist das kein gutes Ergebnis – da sind sich die meisten US-Experten und Ökonomen einig.
- Alle Entwicklungen zur US-Wahl finden Sie in unserem Live-Blog
David Sirakov, Direktor der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz, sagte t-online am Mittwochmorgen: „Wir wissen, dass unter anderem die Handelspolitik schwierig wird. Trump hat bereits angekündigt, Einfuhrzölle einzuführen. Ein Handelskrieg zwischen den USA und der EU ist möglich.“ Europa müsse sich nun auf einige Veränderungen einstellen. Das ganze Interview lesen Sie hier.
Das könnte vor allem für die deutsche Industrie zum Problem werden – immerhin sind die USA und Deutschland derzeit wichtige Handelspartner. Vor allem die chemische Industrie und die deutsche Automobilbranche setzen stark auf den US-amerikanischen Markt.
Der Ökonom Sebastian Dullien fürchtet, dass den Unternehmen „in den kommenden Monaten weitere, möglicherweise herbe Rückschläge“ drohten. Dullien ist wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Damit kommt die Entscheidung in den USA zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn gerade hatte sich die Auftragslage in der deutschen Industrie im September wieder verbessert. Dullien deutet das als „Auftakt zu einer zyklischen Erholung“. Doch genau diese Erholung könnte nun gestört werden.
„Tatsächlich aber dürften in den kommenden Monaten die geopolitischen Entwicklungen eine solche Trendwende verhindern“, so der Ökonom. Das Wahlergebnis in den USA sei dabei „für die deutsche Industrie umso dramatischer, als der US-Markt in den vergangenen beiden Jahren ein überraschender Lichtblick für die deutsche Exportwirtschaft war“.
Grund für diese Sorge: Trump hat bereits angekündigt, neue Zölle auf Importe erheben zu wollen. Ein schwerer Schlag für die Exportnation Deutschland. Vor allem für die „ohnehin gebeutelte Autoindustrie“, dürfte das schwer zu verkraften sein, so Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer zu „Bild“.
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat berechnet, dass Trumps Zollpläne ein Plus von 20 Prozent auf europäische Produkte bedeuten könnten. Sollte Brüssel darauf wiederum mit Gegenmaßnahmen reagieren, könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2028 um 180 Milliarden Euro schrumpfen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 lag das deutsche BIP bei rund 4,5 Billionen Euro.
Exportverband: Bundesregierung muss sich einigen
Angesichts dieser sich abzeichnenden schwierigen Lage fürchten Verbände und Unternehmen umso mehr vor einer wackelnden Bundesregierung. Dirk Jandura, Präsident des Exportverbandes BGA, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir haben schon eine Wirtschaftskrise, noch eine politische Krise können wir uns nicht leisten.“
Die Bundesregierung müsse jetzt Verantwortung übernehmen und sich im aktuellen Streit einigen. Bundeskanzler Olaf Scholz will sich am Mittwoch mit Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) treffen, um noch eine Einigung im Haushaltsstreit zu erreichen. Es brauche eine entschlossene Führung und mehr Freiheit, so Jandura.
„Importzölle auf europäische und chinesische Produkte sehen wir kritisch“, sagte Jandura. Die Welt brauche weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen. Er hofft auf eine Fortsetzung und Aufwertung des EU-US-Handels- und Technologierats TTC. „Das Scheitern des transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP vor wenigen Jahren war ein massiver politischer Fehler“, sagte Jandura. „Wir sollten ihn nicht wiederholen.“