Lieferando, Uber Eats, Flink – Essen auf Rädern hat viele Namen. Der Corona-Boom hatte neue Anbieter auf den deutschen Markt gelockt. Den harten Wettbewerb überlebten nicht alle. Was bedeutet das für Aktionäre?
Lieferdienste für Essen und Lebensmittel hatten während der Corona-Pandemie einen Lauf – doch danach ging die Zahl der Kunden zurück. Zugleich ist der Wettbewerb heftiger geworden. Einige strichen die Segel, andere setzten auf neue Ideen und vor allem neue Märkte. Denn die Börse erwartet, dass abgeliefert wird.
Ein Unternehmen, das kämpft, ist Just Eat Takeaway. Zum Halbjahr hatte die Lieferando-Mutter mit Sitz in den Niederlanden die Kunden bereits mit hohen Gebühren verschreckt. Neue Servicegebühren und Kosten bei der Nutzung von bestimmten Zahlungsmitteln wie PayPal kamen gar nicht gut an. Die Folge: Die Bestellungen sind eingebrochen – das Unternehmen verfehlte damit die Erwartungen. Die Aktie verlor deutlich und erreicht derzeit nicht mal mehr 11 Euro.
Wie also geht es weiter in der einst erfolgsverwöhnten Branche?
In diesem Frühjahr schmissen gleich zwei Lieferdienste in Deutschland hin: Getir und Gorillas. Dabei hatte Getir gerade eine neue Finanzspritze erhalten. Doch die sollte dort investiert werden, wo sich das Geschäft mit Lebensmittellieferungen womöglich mehr lohnt als in Deutschland. Zuvor war Getir schnell gewachsen, Kapital war dem Unternehmen reichlich zugeflossen und es hatte den Konkurrenten Gorillas übernommen. Ein zu großer Fang.
Gorillas war ebenfalls auf Lebensmittellieferungen spezialisiert. Und damit 2020 gut unterwegs, als wir alle zu Hause saßen. Wie Getir war Gorillas schnell gewachsen. Doch spätestens 2022, mit Beginn des russischen Krieges in der Ukraine und der daraufhin davon galoppierenden Inflation, war schnell klar: Die Menschen hierzulande sparen und geben weniger Geld für Lieferdienste und deren üppige Gebühren aus.
Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich über das, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.
Ohnehin war nicht klar, wie sich das Geschäft mit Essenslieferungen rentieren sollte: Denn mitverdienen wollen alle: neben Restaurants beziehungsweise Produzenten von Lebensmitteln auch Auslieferer und Subunternehmer. Die Kosten sind hoch. Gering dagegen die Größenordnungen der Bestellungen.
Zudem zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY, dass mehr als ein Drittel der Deutschen intensiv spart. Fast jeder Zweite der 1.000 Befragten gab an, bei Lieferdiensten für Lebensmittel und bei Essensauslieferungen den Rotstift angesetzt zu haben. Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Drei Viertel der 1.000 Befragten in Deutschland erwarten, dass sich die eigene finanzielle Lage nicht verbessert oder aber schlechter wird.
Wo also Lieferando und andere hierzulande mit Konsumflaute zu kämpfen haben, zeigen andere, wie es geht. Allen voran Uber Eats. Uber, der Fahrten mit Privatautos anbietet und in Deutschland als Taxi-Ersatz fungiert, bietet Lieferanten die Möglichkeit, Teil der Flotte zu werden – oder sich als Kurier zu registrieren.
Offiziell sind die Lieferanten Subunternehmer. Das spart Kosten. Zudem hält Uber Eats die Gebühren für Nutzer gering. Über den niedrigen Preis gelang es, seit 2021 sukzessive ein Deutschland-Geschäft aufzubauen. Plötzlich war Lieferando nicht mehr unangefochtener deutscher Marktführer.
Im vergangenen Quartal brachten Essenslieferungen und Beförderungen einen ordentlichen Gewinnsprung für Uber, nicht zuletzt, weil immer mehr Menschen wieder in ihren Büros arbeiten und die Nachfrage nach Beförderung gestiegen ist. Kürzlich stieg die Uber-Aktie auf ein Allzeithoch. Innerhalb eines Jahres hat sie sich im Wert fast verdoppelt. Mitte Oktober steht sie bei knapp 80 US-Dollar (etwa 73,70 Euro).
Das deutsche Unternehmen Delivery Hero, das Lieferando 2014 verkauft hatte und heute die Marken Foodora, Lieferheld und Pizza.de unter sich vereint, hatte bis zu diesem Frühjahr zu kämpfen. Dann kam der Auftrieb – vor allem dank Uber: Weil die Kasse voll ist, hat Uber das Asien-Geschäft von Delivery Hero übernommen und lässt sich Foodpanda Taiwan fast eine Milliarde Euro kosten.