Als „Daydrinking“ bezeichnet man den Alkoholkonsum am Tag. Hat die Uhrzeit einen Einfluss auf die Wirkung?
Auch bei gleicher Menge wird die Wirkung von Alkohol zu verschiedenen Tageszeiten unterschiedlich wahrgenommen. Die Meinung, dass ein Glas Sekt zum Frühstück schneller zu Kopf steigt als beim abendlichen Sektempfang, hält sich hartnäckig. Ist das wirklich so?
Dafür, dass die Tageszeit die Wirkung von Alkohol beeinflusst, gibt es wenig wissenschaftliche Hinweise. Tatsächlich gibt es aber verschiedene Faktoren und Rahmenbedingungen, die den vermuteten Zusammenhang zwischen Tageszeit und Wirkung unterstützen.
Alkohol gelangt nach dem Trinken über die Magen- und Darmwände ins Blut und verteilt sich anschließend im ganzen Körper. Bei vollem Magen wird die Geschwindigkeit, mit der der Alkohol in die Blutlaufbahn geleitet wird, etwas ausgebremst. Auch bei unmittelbarer Nahrungsaufnahme vor dem Konsum gelangt jedoch nicht weniger Alkohol ins Blut, der Anstieg des Blutalkoholspiegels wird nur verlangsamt, sodass der Eindruck entsteht, die Wirkung sei schwächer.
Wer also morgens zum Frühstück auf nüchternen Magen trinkt, hat schneller das Gefühl, dass ihm der Alkohol zu Kopf steigt.
Ein weiterer Faktor, der dazu beiträgt, dass sich die Wirkung von Alkohol tagsüber schneller einstellt, ist psychologischer Natur. Alkohol ist ein Zellgift und beeinflusst als solches die Übermittlung von Informationen zwischen den Nervenzellen. Infolgedessen verlangsamt sich die Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit. In geringen Mengen wird zusätzlich das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert, sodass eine stimmungshebende und enthemmende Wirkung zu spüren ist.
Diese Veränderungen werden im Alltag bei der Bewältigung von Aufgaben als störend und von der Umwelt abweichend empfunden. Bei einem geselligen Abend in der Bar hingegen fallen die Folgen des Alkoholkonsums weniger auf oder werden sogar als angenehm wahrgenommen.
Im Urlaub oder bei sommerlichen Temperaturen schmeckt der alkoholische Cocktail auch schon tagsüber besonders gut – und die Wirkung lässt nicht lange auf sich warten. Tatsächlich wirkt Alkohol bei Hitze schneller und intensiver.
Durch eine Erweiterung der Blutgefäße als Reaktion auf den Konsum von alkoholischen Getränken und die Hitze sinkt der Blutdruck. Außerdem verliert der Körper durch Schwitzen und die entwässernde Wirkung von Alkohol viel Flüssigkeit, was zur Dehydrierung führen kann. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät daher zur Vorsicht: Neben Müdigkeit und dem Gefühl, erschöpft zu sein, könne Alkohol unter der brennenden Sonne zu Kreislaufproblemen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen.
Egal, ob tagsüber, abends oder in den frühen Morgenstunden – die körperliche Verfassung spielt beim Konsum von Alkohol eine entscheidende Rolle. Faktoren wie Geschlecht und Gewicht beeinflussen ganz wesentlich die Menge an Alkohol, die der Körper vertragen und wieder abbauen kann.