Er gilt als helles Köpfchen und steht für klugen Humor: Wigald Boning. Warum der fünffache Vater nie einen Abschluss machte, erzählt er t-online im Interview.
Schrille Outfits, irrwitzige Ideen und stets gut gelaunt: Wigald Boning verkörpert im Fernsehen einen gern gesehenen Typus. Der schräge Vogel, das lustige Kerlchen. Doch was ist über den Menschen Wigald Boning bekannt? Der 57-Jährige ist seit 2017 mit der 21 Jahre jüngeren Opernsängerin Teresa Tièschky verheiratet. Mit ihr hat er drei Kinder, sein jüngster Sohn Oscar ist vergangenes Jahr auf die Welt gekommen. Aus einer früheren Beziehung hat Boning Zwillinge.
Mit t-online hat Wigald Boning über sein Leben als fünffacher Vater gesprochen, über sein Heranwachsen in einem FDP-Haushalt und wie er die Arbeit der Ampelkoalition bewertet.
t-online: Herr Boning, Sie haben weder Berufsausbildung noch Studium absolviert. Sind Sie als Autodidakt zum Erfolg gekommen?
Wigald Boning: Das kann man so sagen. Zu Schulzeiten hat mir das schon Spaß gemacht, mir selbst irgendetwas anzueignen, sodass ich wenigstens über ein gesundes Halbwissen verfügte und so tun konnte, als wenn ich mich auskennen würde.
Was halten Sie von dem Terminus „gefährliches Halbwissen“?
Das kann gefährlich sein, wenn man die falschen Schlüsse daraus zieht, aber solange man weiß, dass man Autodidakt ist und sich die Sachen nur halb angeeignet hat, kann wenig passieren. Alles Weitere ist dann die Folge gefährlicher Selbstüberschätzung. Das hat aber mit Halbwissen nichts zu tun, sondern damit, dass man grundsätzlich ein unreflektiertes Verhältnis zu dem Stuss hat, den man selbst sagt.
Dennoch scheint man mit solch einem Halbwissen eine ganze Karriere bestreiten zu können.
In der Tat: Ich hatte nicht studiert, weil ich schon mit 15 wusste, ich will Jazzmusiker werden. Welcher große Jazzmusiker hat schon studiert? Niemand. Die haben alle improvisiert. Und Improvisation ist etwas, das mir gut liegt.
Dass ich denke, ich müsste jetzt mal etwas lernen, etwas Richtiges, sodass ich mich auf einer verlässlichen Grundlage bewege, das Bedürfnis hatte ich noch nie.
Wigald Boning
Sind Sie zufrieden mit Ihrem Karriereweg?
Mein Lebensweg ist erst mal nicht beklagenswert – im Gegenteil. Ich bin vom Glück gesegnet und von dem, was ich mir mittels Kraft meiner Neugier selbst erspielt habe. Damit hängt dieses Autodidaktentum auch zusammen, dass man einfach nach dem Prinzip „trial and error“ verfährt und am Ende eine Methode entwickelt, mit der man im Showgeschäft Leute belustigen kann – und sei es nur, dass man Sachen besonders schlecht kann.
Hängt Ihnen das nicht irgendwann auch mal zum Halse heraus?
Eigentlich nicht. Dass ich denke, ich müsste jetzt mal etwas lernen, etwas Richtiges, sodass ich mich auf einer verlässlichen Grundlage bewege, das Bedürfnis hatte ich noch nie. Ich habe zwar immer mal gedacht, ich könnte ein Altersstudium machen, aber ich weiß jetzt schon, so richtig ernst gemeint war das nicht und das wird auch nicht passieren.
Dafür bin ich einfach zu faul.
Wenn Sie die letzten 30, 40 Jahre zurückblicken, ist da nichts, wo Sie sagen: Das hätte ich mit dem Wissen von heute anders gemacht?
Was hätte ich tun sollen? Aussteigen? Eine Handwerkslehre machen? Nein, den Gedanken hatte ich nie. Ich kenne das, dass man zurückblickt und überrascht ist, dass schon wieder zehn Jahre rum sind. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass ich einen Abzweig verpasst hätte. Mir ging es nie schlecht.
Das frage ich mich auch manchmal. Vielleicht war viel Glück mit dabei. Aber ich bin gut durchgekommen die letzten 30 Jahre, das ist die Hauptsache.
Glück – oder vielleicht doch der nötige Grips. Schließlich haben Sie Ihr Abitur mit der Endnote 1,6 abgeschlossen.
Ja, aber das waren die Siebzigerjahre in Niedersachsen. Also was das jetzt heutzutage wert ist, kann ich nicht sagen.
Haben Sie dafür viel gemacht oder ist es Ihnen zugeflogen?
Zugeflogen nicht, aber ich habe nicht viel gelernt. Ich war damals in einer Band und wir haben Konzerte gespielt und die Nachmittage habe ich zu Hause in der heimischen Kleinsauna verbracht, um Saxofon zu üben. Das war eigentlich mehr mein Leben. Die Schule hat mir auch immer freigegeben für Plattenaufnahmen und Konzerte. Da lief das Abitur eher nebenher.