Lange wurde der VfB Stuttgart im DFB-Pokalfinale gegen Bielefeld seiner Favoritenrolle gerecht. Doch in der Schlussphase wurde es dann doch noch einmal spannend.
Der VfB Stuttgart hat nach einer turbulenten und torreichen Partie den DFB-Pokal gewonnen. Die Schwaben besiegten Außenseiter Arminia Bielefeld mit 4:2. Dabei führte Stuttgart mit 4:0, kassierte jedoch in der Schlussphase noch zwei Treffer, die das eigentlich entschiedene Spiel noch einmal spannend machten.
Die Tore im Berliner Olympiastadion für Stuttgart erzielten Nick Woltemade (15. Minute), Enzo Millot (22. und 66.) und Deniz Undav (28.). Für Drittligist Bielefeld war Julian Kania (82.) erfolgreich, zudem köpfte Josha Vagnoman den Ball auf kuriose Art und Weise ins eigene Tor (85.).
Stuttgart versuchte ab Anpfiff, als Favorit auch direkt die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Bielefeld gelang es aber, ebendies zu verhindern. Die Arminen gingen immer wieder schnell dazwischen, provozierten Ballverluste, der VfB bekam kaum Zugriff auf die Partie. Und kamen so selbst zur ersten großen Torchance: Joel Grodowski setzte sich auf links bis an die Grundlinie durch, flankte flach und scharf in die Mitte. Dort schlug Louis Oppie über den Ball, der Klärungsversuch von Stuttgarts Maxi Mittelstädt misslang, und plötzlich stand Noah-Joel Sarenren Bazee völlig frei am Fünfmeterraum, zog ab – und traf nur die Latte (12.).
Ein Weckruf für Stuttgart, das sich kurz danach selbst ihre erste große Chance erspielte: Stiller schlug einen Freistoß aus der Halbdistanz in den Bielefelder Strafraum, dort nutzte Woltemade seine ganzen 1,98 Meter, kam zum Kopfball und nickte das Spielgerät knapp links neben das Tor. Ein Treffer hätte jedoch ohnehin nicht gezählt, da der Offensivspieler im Abseits stand. (13.) Zwei Minuten später machte er es besser: Nach einem Ballverlust von Bielefelds Maël Corboz schaltete Angelo Stiller schnell und setzte sofort Woltemade ein. Der startete durch, hatte dann nur noch Torwart Jonas Kersken vor sich und traf an diesem vorbei zur Stuttgarter Führung.
Und ab diesem Zeitpunkt hatte die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß die Kontrolle über die Partie – und nutzte die Unzulänglichkeiten des Zweitliga-Aufsteigers gnadenlos aus. Nach einer Ecke der Arminia klärte Stiller per Befreiungsschlag, zwischen Bielefelds Sam Schreck und Marius Wörl gab es ein Missverständnis, der Ball sprang zu Millot. Der Franzose spielte weiter zu Undav, lief mit dem Angreifer gemeinsam auf Kersken zu, hatte außer dem DSC-Schlussmann niemanden mehr vor sich. Undav legte quer auf seinen Teamkollegen, und der schob ins leere Tor ein. Bielefeld wirkte sichtlich getroffen – ehe Sarenren Bazee Stuttgarts Jeff Chabot am VfB-Strafraum rüde umgrätschte. Hoeneß musste an der Seitenlinie beruhigt werden. Saranren Bazee sah für sein Einsteigen Gelb (25.).
Stuttgart machte aber einfach weiter. Bielefelds Großer verlor den Ball an der Mittelline an Stiller, der sich bei seinem Blitz-Comeback in starker Form zeigte. Wieder spielte der DFB-Profi direkt weiter, schickte dieses Mal Undav steil – und der ließ zuerst Schneider im Zweikampf keine Chance, vollendete dann aus sechs Metern halbrechts ins lange Eck. Dritte Bielefelder Unzulänglichkeit, drittes Stuttgarter Tor. Und wenn erst Millot (32.), später Undav (39.) und Woltemade (42.) zwingender im Abschluss gewesen wären, hätte es schon in der ersten Spielhälfte ein Debakel für die Arminia gegeben.
So ging es auch im zweiten Durchgang weiter. Und wieder waren es Undav und Woltemade, die an fast jeder gefährlichen Aktion der Stuttgarter unmittelbar beteiligt waren. Erst versuchte es Woltemade nach umsichtiger Vorlage von Undav im Strafraum ins kurze Eck, Kersken rettete mit dem linken Fuß (48.). Dann hätte Undav selbst eines der schönsten Tore der DFB-Pokal-Historie erzielen können: Der Angreifer überlupfte Bielefelds Großer am Strafraum, lief Richtung Fünfe, hätte selbst abschließen können – legte aber selbstlos nochmals quer auf Woltemade. Zu uneigennützig, zu ungenau (54.).
Von Bielefeld kam weiter viel zu wenig, Trainer Kniat lief zeitweise mit gesenktem Kopf durch seine Coaching Zone. Zwar lag es nicht am Einsatz seiner Spieler, die weiterhin beherzt nach vorne zu spielen versuchten. Die Bielefelder Versuche waren aber zu zaghaft, konnten von den Stuttgartern immer wieder entschärft werden, Torabschlüsse der Ostwestfalen waren daher Mangelware. Und dann leisteten sie sich auch noch den nächsten schweren Fehler, der direkt zum 0:4 führte: Millot fing einen Querpass von Oppie in der Bielefelder Hälfte ab, zog mit Tempo in den Strafraum – und traf von halbrechts zu seinem zweiten Tor. Erst jetzt jubelte Hoeneß an der Seitenlinie ausgelassen, die letzte Anspannung beim VfB-Coach hatte sich endgültig gelöst. Wenige Minuten später traf Atakan Karazor per Kopf sogar zum 5:0 – wenn er bei seinem Tor nach Auflage von Jeff Chabot nicht knapp im Abseits gestanden hätte (71.).