Starker Harndrang trotz leerer Blase, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie trüber, manchmal auch blutiger Urin: Eine Blasenentzündung ist quälend.
Da bei Frauen die Harnröhre kürzer ist als bei Männern, sind sie häufiger von einer Blasenentzündung betroffen. Bei zunehmenden Beschwerden sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Sonst drohen Komplikationen. Diese Warnzeichen sollten Sie ernst nehmen.
Vor allem Frauen leiden unter Blasenentzündungen, medizinisch Zystitis genannt. Etwa jede zehnte Frau erkrankt mindestens einmal im Jahr an einer Entzündung der Blase. Manche Frauen haben gar mit wiederkehrenden Beschwerden zu kämpfen.
Dass besonders Frauen anfällig für eine Blasenentzündung sind, hat verschiedene Gründe. Zum einen ist die Harnröhre mit drei bis fünf Zentimetern recht kurz. Bakterien haben es leichter, über die Harnröhre in die Blase zu gelangen und sich dort zu vermehren.
Das Risiko, dass Bakterien in die Blase verschleppt werden, ist bei Frauen zudem anatomisch bedingt erhöht: After und Harnröhre liegen nah beieinander. So kann es beispielsweise beim Geschlechtsverkehr passieren, dass durch die Penetration Bakterien in die Harnröhre massiert werden.
Typische Symptome einer Blasenentzündung sind starker und ständiger Harndrang trotz leerer Blase, Brennen und Stechen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterleib, trüber Urin, manchmal Blut im Urin sowie häufig ein strenger Geruch des Urins. Auch wenn die Symptome sehr belastend sein können: Meist ist eine Blasenentzündung unkompliziert und die Entzündung von Harnröhre und Harnblase heilt nach wenigen Tagen von selbst wieder aus.
Was die Symptome lindert, ist: ausreichend zu trinken, um die Blase zu spülen und die Bakterienkonzentration zu reduzieren, und den Unterleib warmzuhalten. Das unterstützt auch den Heilungsprozess. Schmerzmittel können die Symptome lindern. Auch können Mittel gegen den unangenehmen Harndrang verabreicht werden.
„Eine unkomplizierte Blasenentzündung heilt in der Regel nach drei bis fünf Tagen von selbst wieder aus. Manchmal kann es auch eine Woche dauern. Bei längeren Verläufen muss man allerdings aufpassen, dass sich aus der Blasenentzündung keine aufsteigende Infektion entwickelt“, sagt Professor Kai J. Bühling, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universitätsfrauenklinik Hamburg-Eppendorf. „Verstärken sich die Beschwerden, sollten Betroffene daher immer einen Arzt aufsuchen.“
Professor Dr. med. Kai J. Bühling ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Universitätsfrauenklinik Hamburg-Eppendorf sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Frauengesundheit e. V. (DGF). Die Schwerpunkte des Experten sind die gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, die Diabetologie sowie die spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin.
Von einer komplizierten Blasenentzündung sprechen Mediziner, wenn die Heilung erschwert und das Risiko für Komplikationen erhöht ist. Zu der Risikogruppe für schwere Verläufe gehören Diabetes-Betroffene, Schwangere, Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr, Personen mit bestehenden Erkrankungen der Nieren sowie Personen mit anatomischen Besonderheiten im Bereich des Harntrakts.
„Ein Beispiel für einen schweren Verlauf ist eine Nierenbeckenentzündung. Zunehmende Beschwerden, Schmerzen in den Flanken, Fieber und Blut im Urin sind Hinweise auf eine Beteiligung des Nierenbeckens“, erklärt Bühling. „Um Folgeschäden im Bereich der Nieren vorzubeugen, muss eine Antibiotika-Therapie eingeleitet werden. Die Behandlung ist dann intensiver als bei einer alleinigen Beteiligung der unteren Harnwege.“ In seltenen Fällen wird die Einweisung in ein Krankenhaus notwendig.
Bei Schwangeren ist eine Nierenbeckenentzündung als Folge einer entzündeten Blase keine Seltenheit. Die Bakterien haben es leichter, über die erweiterten Harnleiter nach oben Richtung Nieren zu wandern. Wiederkehrende oder unzureichend behandelte Nierenbeckenentzündungen können die Nieren anhaltend schädigen und Funktionsstörungen zur Folge haben.
„Auch in der Menopause, wenn im Vaginalbereich wenig Hormonwirkung ist, ist das Gewebe besonders anfällig“, erklärt der Facharzt für Frauenheilkunde. Infolge des absinkenden Östrogenspiegels in den Wechseljahren wird die Schleimhaut der Harnröhre dünner und ihr pH-Wert verändert sich – was die Abwehr schwächt und sie anfälliger für Infektionen macht. „Bei rezidivierenden Blasenentzündungen stellt daher eine lokale Hormontherapie eine Option dar“, so Bühling.
Eine weitere mögliche Komplikation ist die Blasenschrumpfung. Diese kann sich laut dem Experten infolge von häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen ausbilden. Durch die ständigen Entzündungsprozesse kann Gewebe absterben und die Blase kleiner werden. Zudem kann sich eine Verengung der Harnwege ausbilden, die häufig Blasenentleerungsstörungen zur Folge hat.
Die folgenden fünf Tipps helfen, das Risiko für Blasenentzündungen und komplizierte Verläufe zu senken.