Die Gewerkschaft Verdi hat bereits am Sonntag den für Montag angekündigten Warnstreik am Hamburger Flughafen begonnen. Wer bei Ferienbeginn so rücksichtslos vorgeht, schadet sich selbst.
Wie stellt es eine Dienstleistungsgewerkschaft an, den Rückhalt in der Bevölkerung im Handumdrehen auch bei denen zu verspielen, die ihr Anliegen eigentlich unterstützen? Ganz einfach: Sie geht vor wie Verdi am Sonntag am Hamburger Flughafen.
Am Freitag hatte die Gewerkschaft einen Streik an allen großen Verkehrsflughäfen in Deutschland für Montag angekündigt – auch in Hamburg.
Angesichts des Ferienanfangs war das schon am Rande der Fairness, vor allem gegenüber Familien, die ihren ersten richtigen Urlaub nach der dunklen Jahreszeit schon lange im Voraus geplant hatten, auch um Geld zu sparen. Aber sie hatten immerhin noch zwei Tage, um sich vorzubereiten – vielleicht sogar umzubuchen.
Dann der Hammer am Sonntag: Mit lediglich einer halben Stunde Vorankündigung legte Verdi los und den Hamburger Flughafen komplett lahm – fast 24 Stunden vor dem angekündigten Warnstreik.
Aber selbst diejenigen, die noch zu Hause von der Nachricht überrumpelt wurden, dürften den Sonntag damit verbracht haben, komplett umzuplanen, soweit das überhaupt ging. Das kostet nicht nur Nerven, sondern in vielen Fällen Geld, das nicht alle auf der hohen Kante haben.
Dass Verdi den Warnstreik unangekündigt auf einen Hauptreisetag zu Beginn der Ferien vorzog, dürfte auf manche Reisende gewirkt haben, als wären sie vorsätzlich in einen Hinterhalt gelockt worden.
Damit setzt die Gewerkschaft die Arbeitgeberseite nicht stärker unter Druck, als sie es ohnehin getan hätte. Stattdessen trägt sie ihren Arbeitskampf auf dem Rücken vieler Reisender aus. Damit verspielt die Gewerkschaft ihren Rückhalt unter den zahlreichen Menschen, die Verdis Anliegen grundsätzlich unterstützen.