Die traumhaften Jahre für Sparer sind schon vorbei. Doch es gibt noch stattliche Zinsen. Passen Sie aber auf, wo Ihr Geld landet.
Zinsen sind für deutsche Sparer das Salz in der Suppe. Noch immer liegen Multimilliarden auf Tagesgeld- und Girokonten. Mitunter geschieht dies häufig nahezu unverzinst, gerade jüngere Anleger wählen ihren Broker aber speziell wegen der hohen Zinsen aus. Dabei gibt es häufig auch Ärger, so etwa aktuell bei Trade Republic.
Mit Zinsen für Sparer ist es im Grunde nicht kompliziert. Die Europäische Zentralbank (EZB) legt bei ihren regelmäßigen Treffen mehrere sogenannte Leitzinssätze fest. Dazu gehört unter anderem der Einlagenzinssatz.
Er gibt an, zu welchen Bedingungen Geschäftsbanken kurzfristig Geld bei der EZB anlegen können. So lässt sich vermeiden, dass Liquiditätsüberschüsse ungenutzt bleiben. Zu Zeiten der Negativzinsen wurden Banken bestraft, wenn sie üppig Geld bei der EZB parkten. Mittlerweile wird das Guthaben wieder über Nacht bei der EZB belassen und bringt dabei einen Ertrag, aktuell sind es 2,75 Prozent Zinsen.
Daraus lässt sich auch ablesen, dass alle Banken, die deutlich weniger als 2,75 Prozent für ihre Tagesgeldkonten bieten, einen stattlichen Schnitt machen. Bei Sparkassen oder Volksbanken gibt es häufig eine Verzinsung von zweieinhalb Prozent unter dem aktuellen EZB-Zins. Um es einmal zu verdeutlichen: Wer 50.000 Euro auf einem schlecht verzinsten Giro- oder Tagesgeldkonto liegen lässt, schenkt seiner Sparkasse oder Volksbank in einem Jahr mal eben 0,025 mal 50.000 Euro gleich 1.250 Euro.
Diese Summe sollte allemal dazu animieren, zu einem Broker zu wechseln, der beim Tagesgeld vorn dabei ist. Doch man muss genau hinsehen. Die Consorsbank bietet beispielsweise für Neukunden kurzzeitig mehr als drei Prozent Zinsen. Bestandskunden werden aber mit einem Prozent abgefertigt. Beim früheren Marktführer ING ist das Prinzip das gleiche. Sehr gut unterwegs ist dagegen Smartbroker. Die Berliner liefern 2,5 Prozent auf Tagesgeld ohne Einschränkungen bis zu einem Anlagebetrag von 100.000 Euro. Damit bleibt man nur 0,25 Prozentpunkte unter dem aktuellen EZB-Zins.
Noch minimal besser war eigentlich das Angebot von Trade Republic. So dachte man. Denn das Zinsangebot des aufstrebenden Brokers ist unsauber, ebenso wie das Angebot der günstigen „Kreditkarte“.
Diese ist zugegeben auch sehr einfach einzusetzen. Als iPhone-Nutzer kann man die Karte binnen Sekunden in sein Wallet packen und schon lässt sich mit der Karte bezahlen. Allerdings kann die Kreditkarte Kunden auch sehr böse aufstoßen. Denn schon der Name führt in die Irre. Denn es handelt sich um eine Debitkarte. Wer einmal bei einem Mietwagenanbieter mit einer solchen Karte ein Auto leihen wollte, zieht ohne Auto von dannen. Das kann speziell im Ausland richtig ärgerlich sein. Es gehört sich schlicht nicht, eine Debitkarte als Kreditkarte zu bewerben. Lesen Sie hier mehr zum Unterschied.
Was das Tagesgeld anbelangt, wurden Trade Republic und auch Scalable Capital Anfang Februar zunächst von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg aufgefordert, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Der Vorwurf lautet wie folgt: Beide Neobroker parken die Einlagen ihrer Kunden in sogenannten Geldmarkt-ETFs, die einem anderen Risikoprofil als ein klassisches Tagesgeld unterliegen. Dies sei Kunden in der Werbung allerdings nicht klar verständlich gemacht worden. Geldmarktfonds könnten Schwankungen unterliegen und theoretisch Verluste für Anleger produzieren. Am 12. Februar reichte die Verbraucherzentrale gegen Trade Republic Klage am Landgericht Berlin II ein.
Der Vorwurf ist in der Tat nicht ganz von der Hand zu weisen – Finanzmarktkrisen der vergangenen Jahrzehnte stützen ihn durchaus. Danach hat auch die Bafin Trade Republic wegen ihres Tagesgelds angezählt. Eine Sonderprüfung hat man noch nicht eingeleitet, jedoch stehen Bafin und Trade Republic nach Angaben der Berliner in intensivem Austausch. Für Kunden ist der Fall ohnedies klar. Trade Republic agiert einmal mehr an der Schwelle von offensivem Marketing und unpräziser Produktinformation. Das ist schade, denn auch bei Neo-Brokern sind Vertrauen und saubere Information das A und O.