Verbot chinesischer Autos
Experte: „Die USA werden immer stärker zum Feind Deutschlands“
Aktualisiert am 15.01.2025 – 14:49 UhrLesedauer: 3 Min.
US-Präsident Joe Biden führt strenge Beschränkungen für chinesische Autos ein, die ab 2027 gelten sollen. Ein Experte sieht harte Zeiten auch auf deutsche Hersteller zukommen.
US-Präsident Joe Biden stellt auf den letzten Metern seiner Amtszeit neue Hürden für chinesische Autos auf. Nach neuen Regeln werden in den USA keine vernetzten Fahrzeuge von Herstellern unter chinesischer oder russischer Kontrolle mehr verkauft werden dürfen. Das Verbot soll ab dem Modelljahr 2027 gelten.
Im Visier steht dabei die Elektronik in den Autos: Mobilfunk und andere Kommunikationstechnik sowie Fahrassistenz-Systeme. Eine Gefahr sei, dass sich Gegner aus dem Ausland Zugang zu Daten verschaffen könnten, heißt es in der Mitteilung des Weißen Hauses. Für Felix Kuhnert, Automotive Leader der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland, ein logischer Schritt: „Es kommt absolut nicht überraschend, dass Software, Hardware und auch Daten der Automobilindustrie jetzt stark in den Fokus der Regulierer geraten. Zu groß ist die Besorgnis um Überwachung von Individuen oder sogar fremdgesteuerte Manipulation von Fahrzeugen. In diesem Kontext sicherlich spannend: Schon 2021 gab es von chinesischer Seite einen regulatorischen Schub, die Datenspeicherung und -verarbeitung im Land zu halten.“
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht darin jedoch auch eine andere Motivation: „Es ist eine Handelsbeschränkung“, sagt er auf Anfrage von t-online. Das Thema sei in den USA schon länger am Köcheln.
Von dem Verbot betroffen wären auch chinesische Fahrzeuge, die in den USA gebaut werden. Das könnte zum Beispiel den Tesla-Konkurrenten Polestar in eine schwierige Lage bringen. Er baut Fahrzeuge im US-Bundesstaat South Carolina, steht aber letztlich unter Kontrolle des chinesischen Geely-Konzerns und dessen Gründers Li Shufu. Die Robotaxi-Firma Waymo will unterdessen umgebaute Wagen der chinesischen Marke Zeekr für ihre nächste Fahrzeug-Generation einsetzen. Das Google-Schwesterunternehmen betont aber, dass man eigene Computer in die Karosserien einbauen werde.
Dudenhöffer sieht die Gefahr, dass solche Beschränkungen früher oder später auch deutsche Hersteller treffen könnten: „Ich denke, die Amerikaner unter Trump werden noch viele Spielchen mit uns spielen und uns zwingen, möglichst viele Dinge aus den USA zu kaufen. Die USA werden immer stärker zum Feind Deutschlands und der EU“, meint er.
Der kommende Präsident Trump hatte bereits im Wahlkampf betont: „Ich will, dass deutsche Autokonzerne zu amerikanischen werden.“ Wer einen „freien Zugang zum besten und größten Markt der Welt“ wünsche, so Trump, solle auch etwas dafür tun: Hersteller sollen die Fahrzeuge für den US-Markt in den USA herstellen.
Kuhnert: „Offen bleibt, ob der Ansatz eines generellen Banns – wie derzeit von der US-Regierung für 2027 vorgesehen – einer pragmatischen, smarten Regulierung weichen wird. Das ist wünschenswert, wird aber bei den Automobilunternehmen dazu führen, ihre Wertschöpfungsketten und Partnerschaften regionaler und stärker an der geopolitischen Lage auszurichten. Das globale Geschäftsmodell der Autoindustrie kommt damit erneut und weiter unter Druck.“ Wichtig sei vor allem, wie Kuhnert kürzlich im Interview mit t-online sagte: „Die deutschen Hersteller müssen hier klar aufzeigen, wie viele ihrer Fahrzeuge bereits in den USA gebaut werden und wie wichtig diese Produktionsstandorte für die US-Wirtschaft sind.“ Schließlich bauen die großen Marken wie BMW, Mercedes oder VW bereits viele Autos in den Vereinigten Staaten – und beschäftigen US-Bürger in ihren Werken.
Gegenüber China verhalten sich die USA bereits jetzt sehr rigoros: Bidens Regierung schirmte den US-Automarkt bereits mit Zöllen von 100 Prozent auf Autos aus China ab. Donald Trump, der am 20. Januar als US-Präsident vereidigt wird, versprach stets ebenfalls einen harten Kurs gegenüber Peking. Sein aktueller enger Vertrauter Elon Musk, der den Elektroauto-Hersteller Tesla führt, hatte unterdessen seinerzeit die hohen Zölle als Marktverzerrung kritisiert. Tesla hat ein großes Werk in Shanghai und braucht den chinesischen Markt.