Natürlich ist es nicht in Ordnung, wenn Sven Ulreich Gegenspieler, Schiris oder Verantwortliche übel beleidigt. Aber: Er zeigt Emotionen. Der Bayern-Ersatzkeeper hat genau das, was alle Bundesliga-Klubs suchen. Einen Mann in der zweiten Reihe, der dann, wenn es darauf ankommt, da ist – und ansonsten das Team nach vorn pusht.
Seien wir mal ehrlich: Mit der Mannschaft mitfiebern, als würde man selbst auf dem Platz stehen, das kann nicht jeder. Mehr noch: Es ist eine Leistung, die gut und gerne mal unterschätzt wird. Der BVB hat aktuell Probleme, nur einen einzigen Spieler zu finden, der den Ton angibt und Willen zeigt. Matthias Sammer sagte daher, die Dortmunder hätten zuletzt eine „körperliche und geistige Nicht-Verfassung“ gezeigt. Bayern kann sich den Luxus leisten, einen in Top-Verfassung sogar auf der Bank zu lassen. Denn eine Nicht-Verfassung kann man Ulreich wirklich nicht vorwerfen.
Gegen Werder kassierte er kein Gegentor, bei dem 9:2-Sieg gegen Dinamo Zagreb schaffte er das nicht ganz. Vergangene Saison waren es in 11 Ligaspielen 12 Gegentore. Das ist ungefähr der Schnitt von Frankfurts Kevin Trapp, der in dieser Spielzeit 15 Gegentore in 14 Partien kassierte. Die Frankfurter sind übrigens Dritter in der Liga.
Hinzu kommt: Jonas Urbig könnte viel von Ulreich lernen, sollte er zu den Bayern wechseln. Seit 10 Jahren ist der Keeper nun in München und weiß, was es heißt, geduldig zu sein und abzuliefern, wenn die Nummer eins fehlt. Diese Erfahrung braucht der FC Bayern unbedingt.