Lobbyist und erfahrerener Diplomat
Deutscher Ukraine-Botschafter soll offenbar BND übernehmen
11.06.2025 – 14:03 UhrLesedauer: 2 Min.
Martin Jäger gilt als erfahrener Krisendiplomat, nun soll er den Auslandsgeheimdienst leiten. Der bisherige Chef bekommt einen neuen Posten.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) bekommt offenbar eine neue Führung. Nach Informationen des „Spiegel“ soll der bisherige deutsche Botschafter in Kyjiw, Martin Jäger, neuer Präsident des Auslandsgeheimdienstes werden.
Die Entscheidung für Jäger geht dem Bericht zufolge direkt auf Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zurück. Da der BND dem Kanzleramt untersteht, liegt die Besetzung der Leitung in dessen Verantwortung. Eine offizielle Bestätigung der Personalie durch die Bundesregierung steht bislang aus, intern gilt der Wechsel jedoch als beschlossen. Der bisherige Amtsinhaber Bruno Kahl soll demnach als deutscher Botschafter in den Vatikan wechseln – auf eigenen Wunsch, der bereits vor dem Regierungswechsel formuliert worden sei.
Mit Martin Jäger übernimmt ein erfahrener Krisendiplomat die Leitung des BND. Der 62-Jährige war in den vergangenen Jahren unter anderem in Kabul, Bagdad und zuletzt in Kiew im Einsatz. Neben seiner diplomatischen Laufbahn war Jäger auch in anderen Schlüsselpositionen tätig, etwa im Bundesfinanzministerium unter Wolfgang Schäuble, im Staatsdienst Baden-Württembergs sowie im Entwicklungsministerium. Von 2008 bis 2013 arbeitete er zudem als oberster Lobbyist bei der Daimler AG.
Die Bundesregierung plane laut „Spiegel“, den BND unter Jägers Führung umfassend neu auszurichten. Der Dienst soll mehr finanzielle Mittel erhalten, insbesondere für Auslandsspionage und technische Aufklärung. Auch in der Organisation deutet sich eine Neuausrichtung an: Bereits kurz nach der Regierungsübernahme hatte Merz den bisherigen BND-Vizepräsidenten Philipp Wolff als Geheimdienstkoordinator ins Kanzleramt geholt – ein Schritt, der als Vorbote für den jetzigen Führungswechsel galt.
Wolff gilt als diskreter Strippenzieher im Hintergrund. Laut „Spiegel“ koordinierte er unter anderem einen Gefangenenaustausch mit Russland, bei dem auch der US-Journalist Evan Gershkovich freikam. Zusammen mit Jäger soll er nun die operative Stärke des BND erhöhen.
Bruno Kahl hinterlässt nach acht Jahren an der Spitze des Dienstes ein schwieriges Erbe. Immer wieder sah sich der BND unter seiner Leitung Kritik ausgesetzt – etwa wegen Fehleinschätzungen zur Lage in Afghanistan 2021 oder mangelnder Frühwarnung vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Hinzu kamen interne Spionagefälle.
Kanzler Merz setze laut Bericht große Erwartungen in den BND. Vor allem präzise Analysen zur weltpolitischen Lage seien gefragt – mit Blick auf Jägers Ukraine-Expertise könnte ihm der Einstieg in das neue Amt erleichtert werden.