Deutsche Firmen könnten demnach auch von Zöllen profitieren, wenn sie vor Ort produzieren oder ihre Produktion in die USA verlagern. „Das hilft dann zwar den Unternehmen, aber nicht unserer Wirtschaft“, schätzt Matthes. Denn die Gewinne würden wohl eher vor Ort investiert werden, als zurück nach Deutschland zu fließen.
Wer wohl nicht von Zöllen profitieren würde, sind die amerikanischen Verbraucher. „Für die wird es mit Sicherheit teurer“, prognostiziert Matthes. So könne die US-Wirtschaft zum Beispiel kaum vergleichbare Maschinenbauprodukte in der Qualität von „Made in Germany“ liefern. „Da wird unser Produkt gebraucht. Das kostet dann halt mehr, und die Verbraucher kriegen die Erhöhungen voll ab“, sagt Matthes. Die Folge wäre eine angeheizte Inflation.
Dabei hat Trump den amerikanischen Bürgern genau das Gegenteil versprochen. „Inflation war das Gewinnerthema von Trump im Wahlkampf“, sagt Matthes. Wenn die Preise nun aufgrund des Handelskriegs wieder kräftig steigen würden, „will ich sehen, wie lange er dabei bleibt“, so der IW-Experte. Trump halte Zölle zwar für ein Allheilmittel, „aber das ist ökonomischer Unsinn“.
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat ein Szenario anhand von Trumps angedrohten Zöllen aufgestellt und den möglichen Schaden für die deutsche Volkswirtschaft errechnet. „Ein transatlantischer Handelskrieg könnte über die vierjährige Amtszeit Trumps gerechnet einen Verlust von bis zu 180 Milliarden Euro für die deutsche Volkswirtschaft bedeuten“, sagt Ökonom Matthes.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt würde somit am Ende seiner Amtszeit um 1,5 Prozent niedriger ausfallen. „Unter dem Strich würde dies den Verlust von 151.000 Arbeitsplätzen bedeuten“, so Matthes.
Jürgen Matthes kennt das Mittel, mit dem sich Deutschland und die EU gegen Trumps Zölle zu verteidigen suchen: „Eine Strategie von Zuckerbrot und Peitsche“. Wenn die USA keine Zölle hochziehen, könnte die EU im Gegenzug mehr Waren aus dem Land kaufen. „Da kommen etwa Öl, Gas, Waffensysteme oder auch Produkte aus dem Agrarbereich infrage“, sagt Matthes.
Wenn sich Trump darauf nicht einlassen sollte und doch Zölle erhebt, dann bliebe der EU immer noch die Peitsche: „Die EU könnte Gleiches mit Gleichem vergelten und ebenfalls Zölle einführen“, sagt Matthes. Dann befänden sich die Bündnispartner in einem Handelskrieg. In diesem könnte die EU zudem eine Reihe an Maßnahmen und Strafen verhängen, die etwa den Zugang zum Digitalmarkt erheblich erschweren würden. Denn während die EU einen Warenüberschuss mit den Vereinigten Staaten hätte, sei es im Dienstleistungshandel andersherum. „Da sind die USA durchaus verletzlich“, sagt Matthes.