Beinahe täglich stiften Donald Trumps Dekrete Aufruhr. Nun hat es der US-Präsident auf die medizinische Forschung abgesehen. Das ist verantwortungslos – und lebensgefährlich.
Die amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zählt zu den bedeutsamsten der Welt. Ihre Arbeit erstreckt sich weit über die Grenzen der USA hinaus und beeinflusst das globale Verständnis von Krankheiten und deren Prävention. Doch aktuell herrscht in der renommierten Behörde Chaos – verursacht durch keinen Geringeren als den US-Präsidenten Donald Trump.
Dessen wissenschaftsfeindliche Politik – das zeigt sich mit jedem Tag mehr – ist verantwortungslos und lebensgefährlich. Denn mit einer Vielzahl an Verordnungen hat er in den vergangenen zwei Wochen die Forschung torpediert – und gefährdet damit den Gesundheitsschutz von Millionen Menschen. Krankheiten und Tod könnten die Folgen sein.
Wenige Tage nach seinem Amtsantritt hat Trump der CDC nicht nur Forschungsgelder gestrichen, sondern auch eine unbefristete Kommunikationspause verhängt – mit dramatischen Auswirkungen. Das sogenannte epidemiologische Monitoring wurde teils gestoppt. Heißt: Vielfach werden Infektionsausbrüche nicht mehr überwacht und dokumentiert. Krankheiten können sich unbemerkt ausbreiten, und es werden keine Warnungen herausgegeben.
Die CDC wurde so beispielsweise daran gehindert, die Öffentlichkeit und staatliche beziehungsweise lokale Stellen weiterhin über den Verlauf der Vogelgrippe zu informieren. Bisher ist in den USA eine Person an H5N1 gestorben, Dutzende sind erkrankt. Etliche Wissenschaftler haben bereits gewarnt, dass das Virus mutieren und noch gefährlicher werden könnte.
Im Bundesstaat Kansas gibt es derzeit einen der größten Tuberkuloseausbrüche des Landes – mit 67 aktiven Fällen seit 2024. Zwei Menschen sind nun an der Krankheit gestorben. Doch die nationale Gesundheitsbehörde hat darüber nicht berichtet.
Und selbst Daten der CDC zur Verfolgung der aktuellen Grippewelle (Influenza) in den USA fehlen.
Auch das renommierte Fachjournal der Gesundheitsbehörde, „Morbidity and Mortality Weekly Report“, wurde im Zuge der Kommunikationspause gestoppt. Zum ersten Mal seit 60 Jahren erschien dieser wöchentliche Gesundheitsreport nicht, der einst die ersten Aids-Fälle dokumentierte. Wie lange die Pause noch anhält, bleibt unklar.
Etliche Webseiten der CDC blieben tagelang unerreichbar, weil die Wortwahl dort offenbar nicht mit den Dekreten Trumps vereinbar ist. Einige davon sind mittlerweile wieder online, andere weiterhin abgeschaltet, darunter Informationen zur Gesundheitsversorgung von Schwangeren und Kindern sowie LGBTQ, Leitlinien für PrEP (ein wichtiges Instrument zur HIV-Vorbeugung), Hilfestellungen zu Gewalt in der Partnerschaft und mehr.
Alle abrufbaren Seiten tragen nun den ominösen Hinweis: „Die Webseite der CDC wird geändert, um den Executive Orders [Anm. d. Red.: Durchführungsverordnungen, Dekreten] von Präsident Trump zu entsprechen.“
Trumps Dekrete reichen aber noch weiter: Wissenschaftler wurden angewiesen, keine neuen Arbeiten zu veröffentlichen, bevor diese nicht daraufhin geprüft wurden, dass sie mit Trumps Verordnung zur Gendersprache übereinstimmen. Konkret geht es dabei um geschlechtsbezogene Begriffe, die aus allen Studien gestrichen werden sollen.
Trumps Anti-Gender-Dekret verbietet es US-Behörden, bestimmte Begriffe zu verwenden – darunter „gender“, „transgender“, „pregnant person“ (schwangere Person), „LGBT“ und „non-binary“ (non-binär). Künftig soll es in den USA nur noch zwei Geschlechter geben, „männlich“ und „weiblich“. Der US-Präsident wolle damit die „biologische Wahrheit“ wiederherstellen.
Wie viele Studien davon aktuell betroffen sind, ist nicht bekannt – es könnten jedoch sehr viele sein. Denn demografische Angaben inklusive der Gender-Identität spielen vor allem in medizinischen Arbeiten eine entscheidende Rolle, um geschlechtsspezifische Gesundheitsrisiken angemessen zu untersuchen.
Trumps Anweisung, Gendersprache zu verbieten, verzögert nicht nur den Begutachtungsprozess neuer Studien, sie schränkt auch die Forschungsfreiheit massiv ein. Besonders problematisch könnte dies für Untersuchungen zu Krankheiten wie Covid-19, Herzerkrankungen oder Krebs sein, wo häufig geschlechtsspezifische Unterschiede hervorgehoben werden. Auch eine Studie über Mpox (früher Affenpocken genannt) beispielsweise ist kaum vorstellbar ohne Angaben zu Patienten aus LGBT-Gruppen – die zu den Risikogruppen der Infektionskrankheit zählen.
Es zeigt sich einmal mehr: Forschung darf nicht zensiert und durch politische Interessen, Ideologien und Populismus eingeschränkt werden, sonst können Krankheiten nicht richtig verstanden und bekämpft werden. Das hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie deutlich gemacht.
Trumps Politik und Dekrete-Wahnsinn haben schon jetzt dramatische Auswirkungen auf den Gesundheitsschutz, deren Ausmaße noch unvorstellbar gefährlich werden könnten. Verwunderlich ist, dass es nicht längst einen Aufschrei dagegen in den USA, aber auch weltweit gibt. Es ist höchste Zeit dafür.