Weltwirtschaft betroffen
Ökonom sieht ein „Alarmsignal für Amerikaner“
Aktualisiert am 12.04.2025 – 09:46 UhrLesedauer: 2 Min.
Ifo-Chef Clemens Fuest befürchtet wegen Trumps Wirtschaftspolitik eine Weltwirtschaftskrise. Ex-Finanzminister Steinbrück spricht von „Voodoo-Ökonomie“.
Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat vor einer neuen weltweiten Wirtschaftskrise gewarnt. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte er, ein solches Szenario sei „leider nicht auszuschließen“. Insbesondere die Ausbreitung protektionistischer Maßnahmen in China, Europa und den USA sieht er als große Gefahr.
Fuest zufolge zerstörten die USA derzeit ihre Glaubwürdigkeit als verlässlicher Vertragspartner. Das sei besonders kritisch, da sie weiterhin die wichtigste Wirtschaftsmacht der Welt sei. Protektionismus in mehreren Weltregionen könne seiner Einschätzung nach zu einer schweren globalen Krise führen.
Auch die aktuellen Entwicklungen auf dem US-Anleihemarkt sieht der Ifo-Chef mit Sorge. Der starke Verfall der Anleihen habe Ex-Präsident Donald Trump vermutlich dazu gebracht, viele angekündigte Zölle vorerst für 90 Tage auszusetzen. Fuest sprach gegenüber der Zeitung von einem „Alarmsignal für die Amerikaner und für die Finanzarchitektur der gesamten Welt“.
Er verwies auf die zentrale Bedeutung des US-Marktes: Zwei Drittel der weltweiten Börsenkapitalisierung entfallen laut Fuest auf den amerikanischen Aktienmarkt, und der Dollar sei nach wie vor die weltweite Leitwährung. Sollte diese Struktur ins Wanken geraten, wären die Folgen nicht absehbar.
Ähnlich äußerte sich auch der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück. Er hält die Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump für „Voodoo-Ökonomie“ und sieht darin eine „ungeheure Selbstbeschädigung der USA“. Steinbrück sagte dem „Stern“ mit Blick auf Trump: „Dieser Exzentriker sorgt mit den Zöllen, mit seiner beabsichtigten Steuerpolitik und mit dem Rauswurf von Migranten, die dem Arbeitsmarkt fehlen, für eine steigende Inflation.“
Darauf müsse die amerikanische Zentralbank mit Zinserhöhungen reagieren, „die alle US-Bürger belasten, die Kredite zu bedienen haben“, sagte Steinbrück. Höhere Zinsen machten aber den Kauf von US-Staatsanleihen attraktiver und stärkten so den Dollar. „Trump will aber eigentlich den Dollar schwächen, um Exporte zu steigern“, so Steinbrück. „Sie sehen also, dass alles, was er macht, schon aus der Sicht eines Erstsemesters Volkswirtschaft keinen Sinn ergibt.“
Fuest äußerte sich lobend über das Verhalten der Europäischen Union im Handelskonflikt. Es sei richtig, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zunächst abwarte und nicht übereilt reagiere – anders als etwa China. Das helfe, die Lage sachlich zu bewerten.
Auch den Koalitionsvertrag in Deutschland bewertet der Ifo-Chef trotz Kritikpunkten grundsätzlich positiv. Er hob hervor, dass die Überwindung der wirtschaftlichen Stagnation in den Mittelpunkt gestellt worden sei. Laut Fuest seien Investitionserleichterungen, steuerliche Entlastung, Bürokratieabbau und sinkende Energiekosten die richtigen Schwerpunkte.