Die Welt scheint nur noch schwarz zu sein. Das ist zum Glück nicht so, es gibt Auswege aus den Krisen. Aber sie müssen entschlossener eingeschlagen werden.
Ein Gespenst geht um in Deutschland – das Gespenst der Düsternis. Binnen weniger Stunden scheint sich die ganze Welt verdunkelt zu haben, überall scheinen Gewissheiten, Stabilität und Ordnung zusammenzubrechen. In Amerika gelangt der kriminelle Spalter Donald Trump wieder an die Macht. In Berlin fliegt die Bundesregierung auseinander. In der Ukraine sind Putins Krieger auf dem Vormarsch. Auch nordkoreanische Soldaten kämpfen jetzt auf dem Schlachtfeld in Osteuropa, der Krieg wird globalisiert. Die deutsche Wirtschaft schmiert ab, Aktienkurse brechen ein, Autobauer kündigen Massenentlassungen an. Die Klimakatastrophe verschärft sich rasant, soeben ist das 1,5-Grad-Ziel gerissen worden, wie der EU-Klimawandeldienst meldet. Die Bilder von der Überschwemmungskatastrophe in Spanien verdeutlichen mit brutaler Wucht, was da auf uns zukommt.
Die Welt fliegt aus den Angeln, deprimierende Nachrichten zerstören jeden Hoffnungsschimmer: Dieses Gefühl scheinen gerade Millionen Menschen zu empfinden. Als die Eilmeldung von Trumps Wahlsieg eintraf, brachen manche in Tränen aus. Auf den Straßen, im Bekanntenkreis, auf der Arbeit: viele versteinerte Gesichter.
Die Situation ist ja auch dramatisch: politisch, wirtschaftlich, klimatisch. Über die Gründe lässt sich lange reden, eines steht fest: Dass es so weit gekommen ist, liegt auch daran, dass die wohlhabenden Gesellschaften des Westens drängende Probleme viel zu lange ignoriert haben. Die wachsende Spaltung zwischen wenigen Reichen und vielen Verarmenden, die Radikalisierung des Kremlregimes, die Machenschaften der Digitalfirmen, neue technologische Trends wie die E-Mobilität, den erstarkenden Populismus und den zunehmenden Frust vieler Menschen über die politischen Eliten, die Erderhitzung sowieso.
Die Lage ist ernst, aber ausweglos ist sie nicht. Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken und sich im Weltschmerz zu suhlen, wäre die falsche Reaktion. Nicht alles ist dunkel. Immer noch besteht die große Mehrheit im Land aus vernünftigen, tatkräftigen Menschen, die anpacken können und wollen, die sich solidarisch verhalten und logischen Argumenten zugänglich sind. Aber diese Mehrheit muss lauter werden. Dann lässt sich auf sie bauen. Unüberwindlich erscheinende Probleme sind beherrschbar, wenn man sie rational betrachtet und beginnt, Schritt für Schritt konkrete Lösungen zu entwickeln. Bei allem, was sie ansonsten verbockt hat: Die Ampelregierung hat einiges angeschoben, was die Vorgängerregierungen verschlafen hatten, etwa die Energiewende.
Eines jedoch ärgert zu Recht auch viele konstruktiv denkende Menschen: Wenn sie den Eindruck bekommen, dass Entscheider ihre Arbeit nicht machen, aus taktischen oder egoistischen Gründen nur ihren Eigennutz verfolgen. Deshalb ist es gut, dass die Deutschen eine neue Regierung wählen können. Das sollte allerdings nicht erst im März sein, sondern so schnell wie möglich. Die Probleme sind so groß, dass sie keinen Aufschub dulden.