
Dieses Phänomen ist längst aus den USA bekannt. Seitdem digitale Kassensysteme in Restaurants, Cafés, Supermärkten und sogar an Flughäfen Einzug gehalten haben, werden Kunden bei Kartenzahlungen häufig zur Großzügigkeit animiert. Der Ablauf ist immer gleich: Man zahlt mit Karte – und plötzlich ploppen am Bildschirm festgelegte Trinkgeldoptionen auf. 10, 15 oder 20 Prozent?
Die Auswahl scheine klar, aber nicht jeder Gast fühle sich damit wohl, weiß Christian Traxler, Professor of Economics an der Berliner Hertie School. Durch die Anzeige von festen Prozentsätzen würden Menschen manipuliert, ein höheres Trinkgeld zu geben, als sie eigentlich möchten, so Traxler.
Dass das Trinkgeldverhalten sehr unterschiedlich ist, zeigt auch die Adyen-Studie: Die einen geben regelmäßig 10 bis 14 Prozent, die anderen maximal fünf bis neun Prozent. Und dann gibt es noch die Gen Z – ein Viertel von ihnen (22,1 Prozent) gibt gar nichts. Es ist verständlich, dass viele Restaurants mit festen Beträgen gegensteuern wollen.
Doch genau hier liegt das Problem: Laut Studie wollen 75 Prozent der Deutschen sich nicht vorschreiben lassen, wie viel sie geben sollen. Trinkgeld per Karte? Ja, gerne! Aber bitte ohne Zwang. Der Gast möchte selbst entscheiden, ob es der runde Euro oder der großzügige Zehner wird – und nicht vom Kassensystem zu einer schnellen Entscheidung gedrängt werden.
Kurz gesagt: Wer moderne Zahlungsmethoden einführt, um seinen Gästen Flexibilität zu bieten, sollte darauf achten, dass diese Freiheit auch beim Trinkgeld erhalten bleibt.
Restaurants, die ihren Gästen die Wahl lassen – sowohl bei der Bezahlmethode als auch beim Trinkgeld –, seien klar im Vorteil, fasst Hella Fuhrmann die Ergebnisse zusammen. Moderne Kassensysteme? Ja, aber ohne die digitale Trinkgeldpflicht. Bargeld? Wenn der Gast es möchte.











