Der Körper einer Frau treibt im Elbe-Seitenkanal – doch der Kopf und andere Gliedmaßen fehlen. Wer ist die Tote – und wer hat sie auf so brutale Weise ermordet?
Zwei Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Wittingen stehen am 3. März 1999 am Ufer des Elbe-Seitenkanals. Die Männer beobachten eine Krähe, die auf einen großen Fleischklumpen einhackt, der auf der Wasseroberfläche treibt. Was zuerst wie ein Tierkadaver aussieht, stellt sich als menschlicher Torso heraus. Kopf, Arme und Beine fehlen.
Die Kripo Gifhorn übernimmt den Fall. Die sauberen Schnittstellen an den Gliedmaßen und die geöffnete Brust lassen erkennen, dass der Täter mit chirurgischer Präzision vorging. Die Rechtsmediziner einigen sich schnell darauf, dass der Täter anatomische Kenntnisse besitzen müsse.
Während Taucher den Kanal nach weiteren Leichenteilen absuchen, leitet die Polizei eine groß angelegte Fahndung ein. Eine erste Spur führt zu Müllsäcken, die in der Nähe des Fundorts in Mülleimern gefunden wurden. Sie enthalten Gewebereste, die mit der DNA des Opfers abgeglichen werden können. Außerdem fällt auf, dass es sich dabei nicht um gewöhnliche Säcke handelt, sondern um eine spezielle Produktion.
Die Ermittler stellen fest, dass ein Supermarkt in Gifhorn genau zwei Rollen dieser speziellen Tüten verkauft hat – nur zwei Tage vor dem Leichenfund.
Fünf Tage nach dem ersten Fund wird ein rechter Unterschenkel mit Fuß aus dem Wasser geborgen. Im Gegensatz zum Torso ist die Haut noch intakt. Altersflecken geben einen wichtigen Hinweis: Die Tote ist älter als zunächst angenommen. Die Beamten vergleichen die DNA mit Proben aus einer Vermisstenanzeige aus Celle und können die Tote schließlich identifizieren. Es handelt sich um die 59-jährige Rosalie Baumeister (Anm. der Redaktion: Name geändert).
Am Abend ihres Verschwindens war sie in einer Gaststätte in Celle. Ihr Mann ging früher nach Hause, sie blieb noch. Außer ihr waren noch andere Gäste anwesend, unter anderem Oskar Weber (Anm. der Redaktion: Name geändert).
Mehrere Zeugen sagen aus, dass er sich nach dem Verschwinden von Baumeister auffällig verhielt. Immer wieder habe er versucht, sich beim Wirt abzusichern, wann genau er das Lokal verlassen hatte. Dieses Verhalten erregt auch die Aufmerksamkeit der Polizei.
Bei einer Hausdurchsuchung entdecken die Ermittler Blutspuren an der Matratze, der Wand und in der Badewanne. Auch eine Verpackung der auffälligen Müllsäcke liegt in seiner Wohnung. Weber wird verhaftet.
Bei der Vernehmung gibt er sich zunächst kooperativ, streitet aber alle Vorwürfe ab. Nach mehreren Gesprächen gesteht er schließlich, Baumeister nach dem Kneipenbesuch zufällig getroffen und mit zu sich nach Hause genommen zu haben. Dort hätten sie Alkohol getrunken, getanzt und seien auf einen Tisch gestürzt. Im Bett habe sie ihn dann zu „härterem“ Sex aufgefordert – und sich plötzlich nicht mehr bewegt.
Weber gibt an, aufgrund seiner Vorstrafe wegen Vergewaltigung aus Angst beschlossen zu haben, die Leiche zu zerstückeln. Dadurch sollte es wie die Tat eines Serienmörders aussehen.
Außerdem sagt er aus, den Kopf ebenfalls in den Kanal geworfen zu haben. Doch obwohl Einsatzkräfte mit Schleppnetzen, Tauchern und sogar einem Peilsender suchen, bleibt dieser verschwunden. Die Ermittler vermuten, dass Weber lügt. Hat er den Kopf absichtlich versteckt, weil er Verletzungen aufwies, die seine Geschichte widerlegen?
Während der Tatverdächtige auf seinen Prozess wartet, untersuchen Beamte, ob er weitere Verbrechen begangen haben könnte. Besonders ein Fall weist erschreckende Ähnlichkeit zu diesem auf: 1996 wurde die zerstückelte Leiche der 18-jährigen Jasmin in Peine gefunden. Auch ihr Körper war präzise zerlegt worden.