Die Preise in München sind hoch – insbesondere bei den Mieten. Ein Immobilienmakler sieht die Schuld bei der Politik. Was sich seiner Meinung nach ändern müsste.
Wohnen in München ist teuer. Die durchschnittliche Nettokaltmiete für einen Quadratmeter liegt 2025 bei 15,38 Euro. Ein Preis, den trotzdem viele Menschen zahlen – denn München ist lebenswert, und die hohe Nachfrage bestimmt den Preis. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Nettokaltmiete in Deutschland liegt bei 12,26 Euro pro Quadratmeter. Im Gespräch mit t-online spricht Immobilienmakler Markus Riedel über die Probleme und Lösungen in Sachen Wohnungsmarkt und wagt einen Ausblick in die Zukunft.
t-online: Warum sind die Preise auf dem Münchner Mietmarkt in letzter Zeit so explodiert?
Markus Riedel: Es ist momentan ein extrem spannender Markt in München. Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sind die Zinsen enorm in die Höhe gegangen. Davor haben Kunden, wenn sie richtig gute Konditionen bekommen haben, für 0,7 oder 0,8 Prozent Zinsen auf zehn Jahre finanziert. Und das ging dann rapide hoch, und im Mittel hat es sich dann in den letzten Jahren auf 3,5 Prozent Zinsen erhöht. Das heißt, da hat sich der Zins versiebenfacht. Und das wiederum hat dann die Mietpreise so enorm getrieben, dass die Leute sich die Finanzierung nicht mehr leisten wollten. Deshalb sind die dann in die Miete gegangen. Das heißt, es hat den Druck auf den Mietmarkt noch erhöht, weil es auf einmal viel günstiger war, zu mieten als zu kaufen.
Was müsste die Stadt denn tun, damit die Mieten auf ein erträgliches Niveau sinken?
Dass man die Mieten auf ein sozialverträgliches Niveau herunterbringen will, darüber ist man sich einig. Nur der Weg dahin wird extrem unterschiedlich gesehen. Ich bin der Meinung, es geht nur über ein größeres Angebot. Es muss mehr gebaut werden. Ohne dass es mehr Wohnungen gibt, können die Preise nicht sinken. Eine Mietpreisbremse funktioniert für eine gewisse Zeit, das ist aber keine echte Entlastung. Es ist quasi ein künstlicher Deckel, aber das ist keine strukturelle Lösung des Problems. Nämlich, dass zu viele Leute auf zu wenige Wohnungen treffen.
Die Stadt München will sich für die Olympischen Spiele bewerben. Sollte sie der Austragungsort werden, sollen auch neue Wohnungen gebaut werden. Aber woran scheitert der Wohnungsbau, wenn keine Olympischen Spiele angesagt sind?
Eigentlich haben wir das auf allen politischen Ebenen verschlafen. Und wenn es zu den Olympischen Spielen kommt, dann ist auf einmal der Wille und das Kapital da. Es klingt immer so abgedroschen, wenn es heißt, dass die Genehmigungsprozesse beschleunigt werden müssen. Aber so ist es. Wenn große neue Baufelder ausgewiesen werden, dauert es zehn Jahre, bis da Wohnungen gebaut werden. Das müsste man auf anderthalb oder zwei Jahre herunterkürzen. Und verstehen Sie mich nicht falsch: In den Behörden sind die Leute auch nicht faul, aber es ist einfach eine strukturelle Überlastung wegen zu vieler Einzelfallentscheidungen.
Haben Sie ein konkretes Beispiel für so einen Genehmigungsprozess?
Wenn man sagt, der Wohnungsbau hat Priorität, dann müsste man ihm auch Priorität geben. Aber wenn ich halt wegen jedem Baum, jeder Fledermaus und jeder Eidechse eine Diskussion im Einzelfall anfange, dann sind die Prioritäten nicht geklärt. Entweder ist dann die Priorität, wir halten die Stadt grün, oder wir bauen Wohnungen. Momentan ist das ein ewiges Balancieren: Darf der Baum weg, darf der Baum nicht weg? Schränkt er das Baurecht unzulässig ein oder nicht? Diese Abwägungsentscheidungen müssen die Behörden ständig treffen. Da muss mal eine politische Entscheidung her, ob das Priorität hat oder auch nicht.
Welche Hürden sehen Sie noch beim Wohnungsbau in München?
Das gleiche Thema haben wir mit dem Denkmalschutz. Jetzt werden zum Beispiel Gebäude aus den Fünfzigerjahren unter Denkmalschutz gestellt. Das hat niemand kommen sehen. Das sorgt für Planungsunsicherheit und schränkt das künftige Baurecht auf diesen Grundstücken ein. An allen Ecken und Enden greifen unterschiedliche Behörden mit unterschiedlichen Zielsetzungen in diese Genehmigungsprozesse ein und machen sie eigentlich langsamer und schwieriger.