Lebensversicherungen kosten viel und bringen oft wenig. Doch bevor Sie kündigen, sollten Sie diese Auswege kennen. So holen Sie mehr für sich raus – ohne teure Fehler zu machen.
Über 80 Millionen Lebensversicherungsverträge gibt es in Deutschland – statistisch gesehen hat also fast jeder Bundesbürger einen Vertrag. Jahrzehntelang galt das Produkt als maßgeblich für die Altersvorsorge. Doch mag es Fälle geben, in denen Sie Ihr im Vertrag bis zur Rente gebundenes Geld früher benötigen. Oder Sie sind mit dem Vertrag, den Kosten oder der Rendite unzufrieden. Lohnt sich dann eine Kündigung? Die Antwort ist nicht so einfach – und hängt von vielen Faktoren ab. Welche das sind und welche Alternativen es zur Kündigung gibt, erfahren Sie hier.
Eine Lebensversicherung ist ein langfristiger Vertrag, der Ihnen oder Ihren Hinterbliebenen später eine einmalige Auszahlung oder eine Rente sichert. Sie zahlen dafür über Jahrzehnte regelmäßig Beiträge. Die Versicherung zahlt das Geld aus, wenn Sie sterben, in Rente gehen oder ein anderer vereinbarter Zeitpunkt erreicht ist. Lesen Sie hier: Lebensversicherung im Faktencheck und wann sie sich lohnt.
Man unterscheidet zwei Arten:
- Klassische kapitalbildende Lebensversicherung: Hier legt der Versicherer Ihre Beiträge sicher an, zahlt Ihnen einen garantierten Zins und beteiligt Sie an möglichen Gewinnen (den sogenannten Überschüssen).
- Fondsgebundene Lebensversicherung: Hier fließen Ihre Beiträge hauptsächlich in Investmentfonds. Das Ziel ist, höhere Renditen zu erzielen. Doch Vorsicht: Es gibt keine garantierte Auszahlungssumme. Ihre Auszahlung hängt ganz von der Entwicklung der Fonds ab. Zwar gibt es Varianten mit Mindestgarantie oder Garantiefonds, aber die Risiken bleiben höher als bei klassischen Verträgen.
Viele Menschen haben solche Versicherungen abgeschlossen, um fürs Alter vorzusorgen. Doch heute gelten sie oft als unattraktiv, vor allem fondsgebundene und neuere Verträge. Der Grund: Zu hohe Kosten, zu niedrige Garantiezinsen und wenig Rendite. Ein genauer Blick lohnt sich aber immer – denn bei alten Verträgen mit hohen Garantiezinsen kann es sinnvoll sein, sie weiterzuführen.
Sie dürfen Ihre Lebensversicherung jederzeit zum Ende der laufenden Versicherungsperiode kündigen. Die Frist dafür beträgt meistens einen Monat, richtet sich aber nach Ihrem Vertrag. Schauen Sie deshalb in Ihre Vertragsunterlagen oder fragen Sie bei Ihrer Versicherung nach.
Die Kündigung funktioniert einfach: Ein formloses Schreiben reicht aus. Schicken Sie es am besten per Einwurfeinschreiben an die Versicherungsgesellschaft, damit Sie einen Nachweis haben.
Nach der Kündigung wird Ihnen der sogenannte Rückkaufswert mitgeteilt. Das ist der Betrag, den Ihnen der Versicherer auszahlt. Achtung: Der Rückkaufswert liegt oft unter den eingezahlten Beiträgen, vor allem wenn Sie den Vertrag in den ersten Jahren kündigen. Der Versicherer zieht unter anderem diese Kosten ab:
- Abschluss- und Vertriebskosten
- Stornoabschläge
Auch die Entwicklung der Fonds spielt eine Rolle: Haben Ihre Fonds schlecht abgeschnitten, fällt der Rückkaufswert noch niedriger aus.
Besonders Altverträge, die vor 2005 abgeschlossen wurden, sollten Sie nicht vorschnell kündigen. Denn die Auszahlungen bei Renteneintritt sind unter bestimmten Bedingungen steuerfrei und Beiträge wurden vergleichsweise gut verzinst. Bis 2000 lag der Garantiezins bei 4 Prozent – aktuell liegt er bei 1 Prozent. Lesen Sie auch: Wird die Lebensversicherung mit steigendem Garantiezins wieder attraktiv?
Eine Kündigung bringt Ihnen sofort Geld, aber meist weniger, als Sie eingezahlt haben. Besonders in den ersten Jahren ist der Verlust oft hoch. Grund: Ein Großteil der Abschluss- und Vertriebskosten wird in den ersten Jahren eines Vertrags vom Versicherer einbehalten. Wenn Sie also sehr früh verkaufen oder kündigen, haben Sie kaum angespartes Guthaben aufgebaut, weil es vor allem dafür verwendet wurde, diese Kosten zu decken.
Doch auch bei alten Verträgen mit hohen Garantiezinsen rechnet sich die Kündigung oft nicht. Denn in Zeiten niedriger Zinsen ist es schwer, eine vergleichbar sichere Rendite zu erzielen.
Ob sich eine Kündigung also wirklich lohnt, hängt von mehreren Fragen ab:
- Wie hoch ist der Rückkaufswert?
- Wie hoch wäre die garantierte Ablaufleistung bei Weiterzahlung?
- Können Sie das ausgezahlte Geld sicherer und besser anlegen?
Gut zu wissen: Eine Kündigung muss nicht die einzige Lösung sein, um die Lebensversicherung loszuwerden. Oftmals ist es auch besser, nicht zu kündigen. Es gibt zahlreiche Wege, wie Sie Ihren Vertrag an Ihre Bedürfnisse anpassen können, ohne ihn gleich aufzugeben.
Wenn Sie Ihren Vertrag erst kürzlich abgeschlossen haben, steht Ihnen ein 30-tägiges Widerrufsrecht zu. Das heißt: Sie können den Vertrag rückgängig machen, als hätte er nie existiert. Alle eingezahlten Beiträge erhalten Sie vollständig zurück. Die Frist beginnt einen Tag nach Zugang des Versicherungsscheins sowie der weiteren Vertragsunterlagen. Diese Option ist natürlich nur etwas für frische Verträge, aber dafür die eleganteste Lösung – komplett ohne Verluste.