Viele Filialen schließen, Kunden nutzen vorwiegend Onlinebanking. Direktbanken nutzen das, um neue Kunden an sich zu binden. Für wen lohnt der Wechsel?
Die klassische Bankfiliale verliert an Anziehungskraft: Drei von vier Deutschen wickeln ihre Finanztransaktionen mittlerweile über das Onlinebanking ab. Und: Jeder dritte Onlinebanking-Kunde sucht eine Bank gar nicht mehr auf, zeigt eine Studie des Digitalverbandes Bitkom.
Kunden bis 64 Jahren wollen mehrheitlich auch nicht mehr für Filialen bezahlen, die sie kaum mehr nutzen. Immer mehr Menschen zieht es deshalb zu sogenannten Direktbanken im Netz mit kostenlosen Konten. Doch sind Onlinebanken am Ende wirklich günstiger? Und worauf müssen Sie als Kunde dafür verzichten? t-online klärt die wichtigsten Fragen.
Direktbanken sind Kreditinstitute, die ihre Geschäfte online anbieten und keine eigenen Filialen betreiben. Aufträge können Sie als Kunde zwar auch per Post oder Telefon abgeben, der Fokus der Direktbanken aber liegt auf dem Onlinebanking. Deswegen werden Direktbanken auch Onlinebanken genannt. So erkennen Sie einen guten Anbieter für Ihr Girokonto.
Als ein Kunde einer Direktbank steht Ihnen ein Netz an Geldautomaten für Abhebungen zur Verfügung. Die Bank ING etwa wirbt damit, dass Kunden mit Girocard an 1.000 ING-Geldautomaten abheben können, mit der Visa-Debitkarte an rund 58.000 Automaten in Deutschland. Die Direktbank Comdirect kooperiert mit der Commerzbank, der Deutschen Bank, Postbank und Hyopvereinsbank (sog. Cash-Group). Mit der Visa-Debitkarte können Kunden mehrmals im Monat an nahezu allen Automaten kostenlos abheben.
Mit dem Aufstieg der Direktbanken haben sich auch Bankanbieter gegründet, die nur auf das Smartphone-Banking setzen. Hier werden alle Geschäfte über eine Smartphone-App ausgeführt, der Kundenkontakt läuft über Chat oder Mail. Telefonberatungen gibt es bei diesen Anbietern selten. Auch bei der Geldauszahlung setzen diese sogenannten Neobanken Limits – dafür sind sie meist günstiger als die Konkurrenz.
Ein einfaches Girokonto bieten die meisten Direktbanken gratis an. Es zeichnet sich aber ein Trend ab, dass die Banken Zusatzleistungen wie Kreditkarten nicht mehr kostenlos zu ihren Girokonten dazugeben. Seit 2021 stellen große Banken wie die Comdirect oder die ING außerdem Bedingungen, damit das Konto kostenlos bleibt.
Dazu gehören unter anderem ein monatlicher Geldeingang, eine Mindestanzahl an Überweisungen oder auch Bezahlvorgänge mit Apple oder Google Pay. Auch Smartphone-Banken versuchen mit ähnlichen Bedingungen, Kunden zu motivieren, das Konto bei der Direktbank als sogenanntes Hauptkonto zu nutzen. Handybanken versprechen dafür meist Vergünstigungen, während immer mehr Direktbanken Geld verlangen, wenn die Bedingungen nicht erfüllt werden.
Egal, ob am Smartphone oder im Browser: Direktbanken sind günstiger als klassische Filialbanken. Im Gegensatz zu Volksbanken, Sparkassen oder großen Geldhäusern wie der Deutschen Bank müssen die Direktbanken keine Filialmiete oder Mitarbeiter vor Ort bezahlen. Die Smartphone-Banken verweisen zudem auf ihre Cloud-Systeme, die ebenfalls Kosten im Vergleich zum Kauf und Betrieb eigener Server sparen.
Die großen Direktbanken stehen in ihrem Angebot den Filialbanken nicht wesentlich nach. Wichtigster Unterschied: Der persönliche Kontakt zu einem Kundenberater in der Filiale um die Ecke fällt weg. Klassische Bankgeschäfte können Sie allerdings auch bei Direktbanken erledigen, zum Beispiel:
- Kredite beantragen
- Bausparverträge abschließen
- Immobilien finanzieren
- Tagesgeld- und Festgeldkonten eröffnen
- Depots verwalten und dort Aktien und Fonds kaufen und verkaufen
- Versicherungen abschließen
Bei vielen Direktbanken können Kunden in einer Banking-App ihr Girokonto, ihr Tagesgeldkonto und ihr Depot in einem verwalten. Anders als bei externen Wertpapier-Brokern können Sie per App Aktien oder ETFs kaufen und Sparpläne abschließen, ohne erst Guthaben dafür überweisen zu müssen.
Die Kosten für Ihr Depot und pro Order sind bei Direktbanken meist günstiger als bei Filialbanken. Konkurrenz den Direktbanken seit Kurzem jedoch sogenannte Neobroker, die mit sehr geringen Ordergebühren oder Order-Flatrates locken. Viele Direktbanken halten in diesem Wettbewerb mit günstigen Werbeangeboten für Neukunden dagegen – Bestandskunden profitieren von diesen Aktionen oft nicht.
Der Vorteil der Direktbanken beim Aktienhandel: Sie bieten bei ihren Brokern meist mehr Handelsplätze und mehr Wertpapiere als die meisten Neobroker.
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Auch bei der Immobilienfinanzierung nutzen inzwischen viele Menschen die Angebote von Direktbanken. Diese bieten den Kreditnehmern zum Teil günstigere Konditionen als die Filialbank vor Ort an. Auch bei anderen Krediten haben Direktbanken einen Vorteil: Meist sind diese schneller als die Bank vor Ort. Zwischen dem Kreditantrag und der Auszahlung des Geldes liegen meist nur wenige Tage. Als Bedingung verlangen die Direktbanken oft, dass der Kreditnehmer auch ein Girokonto bei ihnen führt.