Etwa 16.000 Menschen protestieren am Donnerstagabend in der Hamburger Innenstadt gegen den Besuch von Alice Weidel. Die Veranstalter sprechen sogar von 20.000. Die Gründe für die Teilnahme sind vielfältig.
Trotz Dunkelheit und Kälte waren Tausende in die Innenstadt geströmt, um ein klares Zeichen gegen die Politik der AfD und den Besuch der AfD-Kanzlerkandidatin Weidel im Rathaus zu setzen. Bereits kurz nach 17 Uhr hatten die Demonstranten den Vorplatz des Hamburger Hauptbahnhofes gefüllt. Auch die vierspurige Kirchenallee war voller Menschen.
Schnell war klar: Weitaus mehr Menschen sind dem Aufruf des „Hamburger Bündnisses gegen Rechts“ gefolgt, als die ursprünglich erwarteten 2.000 Teilnehmer. Die Gruppe der Demonstranten war vielfältig. Kein Geschlecht und keine Altersgruppe dominierten. Der Demonstrationszug führte vom Hauptbahnhof über die Mönckebergstraße bis zum Bannkreis vor dem Rathaus.
Eine Frau aus dem Landkreis Harburg, südlich von Hamburg, ist zur Demo angereist. Sie nennt mehrere Gründe, dabei zu sein: „Also, die wollen ja die Frauenquoten streichen. Selbstbestimmung, Kitaplätze, damit die Frauen möglichst wenig Chancen haben, arbeiten zu gehen. Der Rassismus natürlich auch. Das sind ja viele 1.000 Kleinigkeiten, die zusammenkommen, das geht nicht“, sagt die 54-Jährige.
Eine 25-jährige junge Frau aus Hamburg-Wandsbek, die allein zur Demo gekommen ist, erklärt: „Mich bewegt, Präsenz zu zeigen gegen eine Politik, die meiner Meinung nach gegen das Grundgesetz verstößt. Und einfach gemeinschaftlich, solidarisch dafür einzustehen, dass man ein Zeichen setzt, weil das eigentlich ein Geschenk ist, unsere Demokratie.“
Ein 62-jähriger Demonstrant aus Barmbek spricht offen über das Gefühl, dass die AfD bei ihm weckt: „Die AfD macht mir Angst und deshalb bin ich hier, weil ich dagegen stehen möchte. Allerdings muss ich sagen, die Redebeiträge waren mir teilweise zu extrem links gegen alle bürgerlichen Parteien. Wir müssen zusammen gegen die AfD kämpfen.“
Eine 35-jährige Mutter aus St. Pauli schiebt ihr Kind im Buggy vor sich die Mönckebergstraße entlang. Sie hat sich dem Protest angeschlossen, „weil wir für demokratische Werte sind und die Wahlen anstehen und dann insbesondere jetzt Flagge zeigen. Und weil unsere Kinder auch demokratisch aufwachsen wollen.“
Laut Polizei bleibt die Demonstration weitgehend friedlich. Mehrere Beamte beschreiben den Einsatz als entspannt. Einmal musste die Polizei allerdings an der Reesendammbrücke eingreifen, als es zu einem Zwischenfall mit Linksautonomen kamen.
Über einen kurzen Zeitraum hatten Beamte der Bereitschaftspolizei eine Kette um eine Gruppe von etwa 30 Personen gebildet. Demonstranten konnten zeitweise den Bereich nicht verlassen – auch solche, die eindeutig nicht zu den Linksautonomen gehörten.
Die Abschlusskundgebung war gegen 20.30 Uhr zu Ende. Danach löste sich die Demonstration auf.