Vierfach versuchter Mord in Bielefeld
Tatverdächtiger stellt sich offenbar der Polizei
Aktualisiert am 28.02.2025 – 03:18 UhrLesedauer: 3 Min.
Nach einem Prozess wegen Mordes an einem Ex-Profiboxer fallen Schüsse am Landgericht Bielefeld. Nun hat sich ein Verdächtiger offenbar der Polizei gestellt.
Nach den Schüssen in der Nähe des Landgerichts Bielefeld am Mittwoch soll sich ein Tatverdächtiger der Polizei gestellt haben. Dabei handele es sich um den Bruder eines in der Bielefelder Innenstadt erschossenen ehemaligen Profiboxers, wie „Bild“ unter Berufung auf den Strafverteidiger des Verdächtigen berichtet. Der Mann befinde sich in Polizeigewahrsam, berichtete „Bild“. Die Polizei bestätigte dies bislang nicht.
Zuvor hatten Ermittler mitgeteilt, dass der Bruder des im Jahr 2024 erschossenen Boxers Besar Nemani dringend tatverdächtig sei. Die Ermittler suchten per Fahndungsaufruf und Foto nach dem Mann. Eine am Polizeipräsidium Bielefeld eingerichtete Mordkommission bat Zeugen sich zu melden, wenn sie das Tatgeschehen beobachtet haben. Das Amtsgericht Bielefeld erließ einen Haftbefehl wegen vierfachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung.
Gemeinsam mit seinem Strafverteidiger sei der Gesuchte nun am Donnerstag um 23 Uhr am Polizeipräsidium in Bielefeld erschienen, berichtete „Bild“. Der Termin sei vorher mit dem Leiter der Mordkommission abgesprochen worden, sagte der Strafverteidiger der Zeitung zufolge. Die Polizei sei demnach auf die Bedingungen des Gesuchten eingegangen und habe keine bewaffneten Polizisten eingesetzt. Die Übergabe ist laut dem Strafverteidiger „friedlich und kooperativ“ erfolgt. Der Mann solle noch heute einem Haftrichter am Amtsgericht Bielefeld vorgeführt werden.
Laut dem Strafverteidiger wolle der Tatverdächtige sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu den Vorwürfen äußern. Das habe die Polizei vorbehaltlos akzeptiert, sodass eine Vernehmung zur Sache nicht stattgefunden habe.
Durch die Schüsse, die nach Ende eines Prozesstages um ein Tötungsdelikt an dem erschossenen Profiboxer Nimani außerhalb des Gerichtsgebäudes abgegeben wurden, waren nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft vier Männer verletzt worden. Die Opfer sind 23, 25, 25 und 63 Jahre alt und Angehörige oder Nahestehende des im Prozess angeklagten 34-jährigen Mannes. Laut Polizei ist der Gesundheitszustand der Angeschossenen stabil.
Noch am Tatabend wurden laut Mitteilung zwei mögliche Tatverdächtige vorläufig festgenommen. Da sich ein Tatverdacht aber nicht erhärtet habe, wurden die Männer in der Nacht wieder entlassen.
Für Freitag hat das Landgericht Vortag die geplante Verhandlung abgesagt. Als Grund gab Pressesprecher Guiskard Eisenberg an, dass die zuständige Große Strafkammer prozessuale Fragen zu klären habe. Der Verteidiger des Angeklagten hat demnach Anträge zur weiteren Beteiligung der Nebenklage an dem Verfahren gestellt. Eine Entscheidung in dieser Frage ist nach Gerichtsangaben bis Freitag nicht möglich. Fast zeitgleich zur Entscheidung des Landgerichts teilte die Polizei mit, dass nach dem als Nebenkläger in dem Verfahren auftretenden Bruder des erschossenen ehemaligen Profiboxers per Haftbefehl gesucht werde.
Der erste Verhandlungstag um den Tod von Besar Nimani war Ende Januar. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld sollen zwei Männer dem Opfer am 9. März 2024 aufgelauert und nach einem gemeinsamen Tatplan vor einem Geschäft in der Bielefelder Fußgängerzone 16 Schüsse abgegeben haben. Der Angriff in der Öffentlichkeit hatte in der Bevölkerung für Entsetzen gesorgt.
Der 38-jährige ehemalige Sportler hatte zuvor in der Nähe sein Auto geparkt und war zu Fuß in Richtung des späteren Tatorts gegangen. Er wurde von zahlreichen Kugeln getroffen und verblutete noch vor Ort. Bis heute sind das Motiv und der Hintergrund unklar.