Fellner und Eisner werden 2026 zum letzten Mal mit Wiener Charme das „Tatort“-Publikum beehren. Angeblich gehen die beiden freiwillig. Es gibt aber auch Hinweise auf andere Gründe.
Die Nachricht kam überraschend: Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer werden ab dem kommenden Jahr nicht mehr im Wiener „Tatort“ zu sehen sein. Nur wenige Stunden, nachdem die beiden noch in ihren Paraderollen als Bibi Fellner und Moritz Eisner im „Tatort: Messer“ überzeugten, veröffentlichte der ORF die Meldung. Jetzt sei der absolut beste Zeitpunkt für einen Schlussstrich, wurde Krassnitzer dabei zitiert, denn: „Besser wird es nicht mehr.“ Seine Kollegin Neuhauser sagte: „Wenn es am schönsten ist, ist es Zeit für neue Abenteuer!“ Ein bisschen viel Schöngerede, ein bisschen viel Floskel.
Dabei brodelt es hinter den Kulissen gewaltig, und zwar schon länger. Eisner und Fellner sind nun weitere Namen auf einer langen Liste der Ex-„Tatort“-Kommissare. Doch was steckt dahinter? Gehen die beiden wirklich freiwillig? Und wenn nicht, warum dann? Der Wiener „Tatort“ gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten, erfreut sich großer Beliebtheit. In einer t-online-Umfrage aus dem vergangenen Jahr schafften es Eisner und Fellner hinter den Ermittlern Boerne und Thiel (gespielt von Jan Josef Liefers und Axel Prahl) auf Platz zwei. An der Quote liegt es also nicht. Erst gestern lieferte das Team aus Wien wieder eine erfolgreiche Folge ab. Den ARD-Krimi sahen 8,44 Millionen Menschen, er stach sogar die neue Erotik-Offensive des ZDF aus.
Vielmehr könnte die Umstrukturierung der ARD beim „Tatort“ Grund für die neueste Personalie sein. Dass in diesem Zusammenhang die Bezahlung und auch das Alter der Akteure vor der Kamera eine große Rolle spielen, wurde schon mehrmals bekräftigt. Zuletzt kam das Thema in Verbindung mit Axel Milberg auf. Auch er ging nach 21 Jahren „Tatort“ angeblich freiwillig. Im Zuge einer „Bild“-Berichterstattung wurden aber Gerüchte laut, die eine andere Theorie bekräftigten. Milberg musste offenbar gehen. „Es geht vermutlich ums Geld und ums Alter“, wollte damals ein angeblicher Insider wissen.
Erst 2024 sprach die dienstälteste Kommissarin Ulrike Folkerts über die Rolle des Alters im „Tatort“. Im Oktober vergangenen Jahres sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Es wird gerade ein bisschen Tabula rasa gemacht beim ‚Tatort‘.“ Teams würden ausgetauscht. Folkerts betont dabei die Bestrebungen der Öffentlich-Rechtlichen, jünger und diverser zu werden. Die Folge: „Offensichtlich müssen die Alten das Feld räumen.“
Auf Nachfrage von t-online, ob es einen Trend in Richtung jüngeres Personal für den TV-Krimi gibt, hieß es vonseiten der ARD: „Der ‚Tatort‘ ist eines der letzten großen ‚Lagerfeuer‘ im deutschen Fernsehen, und da muss das Gesamtportfolio so komponiert sein, dass es auch möglichst alle an den Feuerplatz lockt.“ Die Frage, ob es ein Maximalalter für Kommissare im „Tatort“ gibt, wurde jedoch verneint.
Trotzdem sprechen die jüngsten personellen Entscheidungen eine andere Sprache. Mechthild Großmann zum Beispiel, die als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm im Münster-„Tatort“ zur Kultfigur avancierte, hört ebenfalls auf. „Wenn Ende 2025 der letzte Münster-‚Tatort‘ mit mir gesendet wird, werde ich 77 Jahre alt sein, und ich habe nicht vor, aufzuhören, zu arbeiten“, sagte sie zu ihrem Ausscheiden. Auch die Hessen-Ermittler Margarita Broich und Wolfram Koch verabschiedeten sich nach zehn Jahren. Sie wurden durch wesentlich jüngere Ermittler ersetzt. Für den Herbst 2025 ist die erste Ausstrahlung mit dem 32-jährigen Edin Hasanović und der 49-jährigen Melika Foroutan in Frankfurt und Wiesbaden geplant.
Nicht nur das Alter, auch das Geld soll eine große Rolle bei der Umstrukturierung des „Tatorts“ spielen. Mit Annalena Schmidt und ihrem Kollegen Peter Espeloer verlassen gleich zwei langjährige Schauspieler die Krimi-Reihe. Sie bestätigen bereits, dass ihre Gehälter für den Sender zum Problem hätten werden können. Die 73-Jährige wurde gegen ihren Willen in Rente geschickt. „Natürlich sind alle, die uns jetzt ersetzen, billiger. Weil wir vor 25 Jahren ja noch ordentliche Gagen ausgehandelt haben. Heute kriegen jüngere Leute nicht das Geld, das wir gekriegt haben“, sagte sie im Januar 2024 der Zeitung „Die Rheinpfalz“.
Fakt ist, Harald Krassnitzer stand 1999 zum ersten Mal für den „Tatort“ als Kommissar vor der Kamera, heute ist er 64 Jahre alt. Damit ist er älter als die meisten Ermittler. Adele Neuhauser stieß 2011 dazu, auch sie ist mit 66 Jahren für eine Kommissarin überdurchschnittlich alt. Wer ab 2026 in die Fußstapfen von Bibi Fellner und Moritz Eisner treten wird, ist noch nicht bekannt, dass die neuen Ermittler aber jünger sein werden als ihre Vorgänger, scheint fast sicher zu sein.