Ein Abend voller festlicher Magie: Tarja Turunen verzaubert Hamburg mit einer mystischen Weihnachtsatmosphäre. Dunkle Klänge gesellen sich zu großen Gefühlen.
Blaues Licht, feine Nebelschwaden, wenige Instrumente und eine vielschichtige Sängerin: Mehr braucht es an diesem Abend in der Hamburger Markthalle nicht, um eine dichte Atmosphäre zu schaffen. Schnell wird klar, dass im Mittelpunkt dieses Konzerts nicht die Kulisse steht, sondern Tarja Turunen selbst – und mehr noch ihre markante Stimme.
Ende der 1990er Jahre wurde die Finnin als Frontfrau der Symphonic-Metal-Band Nightwish weltbekannt, längst hat sie sich jedoch auch in der klassischen Musik etabliert. Zur Adventszeit verbindet die 48-Jährige diese beiden Welten miteinander. In diesem Jahr trägt ihre Weihnachtstour den Titel „The Spirit of Christmas“ – und genau darum geht es: um den Geist der Weihnacht, dunkel, feierlich und berührend.
Die ausnahmsweise bestuhlte Markthalle ist nahezu ausverkauft. Schon beim Betreten der Bühne empfängt das Publikum die Sängerin mit lautem Applaus. Begleitet von einer auf Gitarre, Klavier und Cello reduzierten Band eröffnet sie den Abend mit einem Instrumental von „Have Yourself a Merry Little Christmas“, später folgt auch „Rudolph the Red-Nosed Reindeer“ in einer reinen Instrumentalversion.
Turunen präsentiert eine Auswahl aus ihren drei Weihnachtsalben. Bekannten Liedern wie „O Holy Night“, „The First Noel“, „White Christmas“, „Ave Maria“, „O Come, O Come, Emmanuel“ oder „Stille Nacht“ verleiht sie eine neue Identität: mal mystisch, mal unheimlich, stets festlich-dramatisch. Außerdem bringt sie eigene Kompositionen wie „Dark Christmas“, „Together“ und ein selbst verfasstes „Ave Maria“ auf die Bühne. Bemerkenswert ist ihre sprachliche Bandbreite: Die Finnin singt auf Latein, Englisch, Deutsch und in ihrer Muttersprache.
Die Arrangements wirken wie aus einem Guss: Die knapp 20 Titel fließen nahtlos ineinander und formen einen geheimnisvollen Klangraum, der an nordische Winterlandschaften erinnert. Es fällt leicht, die Augen zu schließen, abzuschalten und sich in diese dunkle, märchenhafte Weihnachtswelt zwischen Fabelwesen und der gedanklichen Reise Richtung Nordpol hineintragen zu lassen.
Besonders eindrucksvoll gelingt Turunen die Balance zwischen kraftvollen Ausbrüchen und zarten, emotionalen Momenten. Ihre Bühnenpräsenz strahlt Wärme aus, und so oft auch ihr Metal-Hintergrund durchscheint, wird es im nächsten Augenblick still und andächtig.
Dass dieses Konzert überhaupt stattfinden konnte, grenzt an ein kleines Weihnachtswunder. Der Veranstalter war im Herbst insolvent gegangen und hatte die Eintrittsgelder bereits kassiert, ohne die Sängerin, ihre Musiker oder die Markthalle zu bezahlen. Trotz der verlorenen Gelder entschied sich Turunen, die Show zu retten.
Zum Finale kehrt sie kurz zu ihren Wurzeln zurück: „Walking in the Air“ ist nicht nur ein beliebtes Weihnachtslied, sondern auch eine der bekanntesten Balladen von Nightwish. Den leisen, feierlichen Schlusspunkt setzt „Stille Nacht“ nach knapp 90 Minuten. Dass die Zeit dabei wie im Flug vergeht, ist die einzige Enttäuschung – man hätte Tarja Turunen und ihrer Band gern noch deutlich länger zugehört.












