Ein Feuer hat den Flughafen Heathrow in London lahmgelegt. Was das für den gesamten Flugverkehr und Passagiere bedeutet, erklärt ein Experte.
Der Flughafen Heathrow ist der größte Flughafen Europas und der viertgrößte weltweit. Doch am Freitag kam es zu einem Brand in einem nahegelegenen Umspannwerk, das den Flughafen mit Strom versorgt. Dies führte zu einem erheblichen Stromausfall und zur Schließung des Flughafens für den gesamten Tag.
Das beeinflusst nicht nur den Flugverkehr in London. Da Heathrow ein wichtiges Drehkreuz und Anlaufpunkt für viele Flüge aus aller Welt ist, hat das auch Auswirkungen außerhalb Großbritanniens. Welche das sind und wie kritisch die Schließung eines solch großen Flughafens ist, erklärt Ralph Beisel. Er ist Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV und sagt, die Schließung von Heathrow habe auch Auswirkungen auf den Flugverkehr nach und von Deutschland. Täglich finden knapp 100 Flüge zwischen einem deutschen Flughafen und Heathrow statt. Ein Teil der Flüge werde nach London-Gatwick und London-Stansted umgeleitet werden können.
„Dennoch rechnet der Flughafenverband ADV mit über 50 Flügen und rund 9.000 betroffenen Passagieren, die aufgrund des Stromausfalls in Heathrow nicht fliegen können“, sagt Beisel. Der ADV empfiehlt allen Fluggästen, „sich frühzeitig mit Ihrer Airline in Verbindung zu setzen und sich über den Flugstatus zu informieren“.
Doch neben den Ausfällen und Umleitungen gibt es noch ein größeres, systematisches Problem. Beisel erkärt dazu: „Der Vorfall zeigt, dass trotz aller Vorkehrungen und Redundanzen kritische Infrastrukturen verwundbar sind. Ein Flughafen kann sich nicht vollständig selbst versorgen und ist auf externe Versorgungsnetzwerke angewiesen.“
Beisel zufolge müsse das künftige Gesetz zum Schutz kritischer Infrastrukturen in Deutschland (Kritis-Dachgesetz) insbesondere die Netzwerke fokussieren, auf die Betreiber der Verkehrsinfrastrukturen selbst keinen Einfluss haben. „Es gilt, volkswirtschaftlichen Schaden durch Stillstand zu verhindern.“
Dafür müsse das Gesetz auch den Rahmen schaffen, die Betreiber finanziell zu unterstützen und den Ausbau der Verkehrswende zu ermöglichen. „Die Rolle der kritischen Infrastruktur darf nicht ausschließlich mit Pflichten zu Investition oder Reporting verbunden sein“, so Beisel.
Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) und in Europa die EASA legen die Regeln für die Stromversorgung wichtiger Flughafensysteme fest. Diese Regeln sind für Flughafenbetreiber und die Flugsicherung verbindlich. Alle wichtigen Systeme auf dem Flughafengelände müssen doppelt abgesichert sein. Wenn die Hauptstromversorgung ausfällt, springt sofort ein Ersatzsystem ein.
Zusätzlich zu den internationalen und europäischen Vorgaben gibt es in Deutschland eigene Regeln für die Stromversorgung von Flughafenterminals. Weil Terminals als öffentliche Gebäude gelten, müssen – je nach Bauweise – auch Notstromsysteme für kurzfristige Stromausfälle vorhanden sein. Die rechtliche Grundlage dafür ist das Baurecht der einzelnen Bundesländer. In den sogenannten Landesbauordnungen stehen die verbindlichen Vorschriften. Dazu gehören auch viele technische Normen und Vorgaben zur Stromversorgung.
Die Feuerwehr konnte den Brand in Heathrow inzwischen eindämmen, doch bislang ist unklar, wann der Flughafen seinen Betrieb wieder aufnehmen kann. Was genau das Feuer ausgelöst hat, ist bislang unklar. Ed Miliband, der britische Minister für Energiesicherheit, erklärte in einer Radiosendung, man müsse sich die Ursachen und auch die Schutzmaßnahmen, die es für eine so große Einrichtung wie Heathrow gebe, nun sehr genau ansehen.