Ein renommierter Koch aus dem Ruhrgebiet nimmt an einer Videokonferenz des russischen Staatsrats mit Wladimir Putin teil. Als der Deutsche sich direkt an den Präsidenten wendet, reagiert der unerwartet.
Russland hat einen neuen Vorzeigeeinwanderer aus Deutschland. Maksim Zitnikov hat in einigen Sterneküchen gearbeitet und ist in der gehobenen Gastronomie im Ruhrgebiet ein bekannter Name. In Russland wird er nun als einer der 300 besten Köche Europas bezeichnet. Nach Russland ist Zitnikov Ende 2023 ausgewandert. Er schwärmt von Putin und schimpft auf Deutschland.
Aber in Russland läuft auch nicht alles wie gewünscht. Zitnikov hat Probleme, den russischen Pass zu bekommen. Deshalb nutzte er jetzt die Gelegenheit bei einer Videokonferenz, Putin direkt darauf anzusprechen, und der reagierte unerwartet. (Sehen Sie die Szene im Video).
In der Videokonferenz des russischen Präsidiums des Staatsrates ging es eigentlich um die Entwicklung der Infrastruktur. Russland hat Probleme beim Wohnungsbau und mit abbruchreifen Häusern aus sowjetischer Zeit.
Es gibt aber auch Vorzeigeprojekte, eines davon ist die aus dem Boden gestampfte Stadt Dobrograd, zweieinhalb Stunden von Moskau entfernt: Ein Möbel-Oligarch hat dort Land gekauft, baut die Stadt auf und hat in kurzer Zeit schon 3.000 Menschen aus 14 Ländern der Welt dort ansiedeln können, 85 Prozent sollen Familien mit Kindern sein. Dorthin ist auch der gebürtige Usbeke Zitnikov mit seiner Frau und den zwei Kindern gezogen. Auf der Konferenz sollte Zitnikov Putin davon erzählen.
Das machte der 50-Jährige auch: Die Wahl sei darauf gefallen, weil seine Frau Werbung für Dobrograd im Netz gesehen und ihm gesagt habe: „Dort wird es dir gefallen. Es ist wie in Deutschland vor 30 bis 35 Jahren.“ Damit meinte sie, alles sei sicher, sauber und optimal für Kinder, erzählte Zitnikov. Die Kinder seien für ihn der Hauptgrund gewesen, wegzuziehen. Dann wechselte er plötzlich aus dem Russischen ins Deutsche: „Wladimir Wladimirowitsch, darf ich Sie um etwas bitten? Ich weiß, dass Sie mich verstehen.“
Putin, der als KGB-Offizier von 1985 bis 1989 in Dresden stationiert war und gut deutsch spricht, willigte auf Deutsch ein und hörte sich Zitnikovs Bitte an. Er wolle den russischen Pass, aber es gebe „Probleme mit dem ganzen Papierkram“, klagte der Deutsche. Putin sicherte ihm daraufhin zu, für eine Lösung in Kontakt zu bleiben, ein klares Versprechen gab er ihm aber nicht. Dann fragte er noch nach, woher Zitnikov stamme und was vorgefallen sei. Die Antwort des Deutschen brachte den Präsidenten zum Lachen. Zitntikov schimpfte: „Die machen alles kaputt“, ließ aber offen, ob er damit die Regierung oder die Deutschen meinte.
Es ist nicht der erste prominente Auftritt von Zitnikov mit russischen Spitzenpolitikern vor Kameras. In einem Hotel in der Vorzeigestadt Dobrograd hatte er schon einmal gemeinsam mit Maria Butina gekocht. Butina war 2019 in den USA als russische Agentin verurteilt worden, weil sie versucht hatte, auf die amerikanische Waffenlobbyorganisation National Rifle Association und republikanische Politiker Einfluss zu nehmen. Nach einem Deal zwischen dem Kreml und der ersten Trump-Regierung konnte sie nach Russland zurückkehren. Heute ist sie Duma-Abgeordnete und treibt dort die Umsetzung von Putins Dekret zur leichteren Ansiedlung von Menschen aus dem Westen voran. Gemeinsam mit der deutschen Putin-Propagandistin Alina Lipp hat sie die Organisation „Welcome to Russia“ gegründet.
Damals in Dobrograd fragte die Duma-Abgeordnete Zitnikov vor laufender Kamera auch, warum er, ein Top-Koch, ausgewandert sei. „Ich bin weggelaufen“, antwortete er. Zitnikov hatte als Jungkoch in der mit drei Michelinsternen ausgezeichneten Schwarzwaldstube im Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn gearbeitet. Er war Souschef bei Juan Amador in dessen früherem Restaurant im hessischen Langen bei Frankfurt, wurde in Essen sesshaft als Küchenchef des Restaurants „Wallberg“ in der Philharmonie, kochte auch als Küchenchef im Golf Club Schloss Oefte und zuletzt bei der Essener G-Group, die mehrere Restaurants betreibt. Nach eigenen Angaben habe er auch für mehrere Kanzler und Bundespräsidenten gekocht. Zwischenzeitlich scheiterte er als Unternehmer einer GmbH mit gehobenen Bars.