Chrysler: schwerste Krise der Firmengeschichte
Steht der Autogigant vor dem Aus?
24.03.2025 – 15:52 UhrLesedauer: 2 Min.
100 Jahre Chrysler – doch aus der Geburtstagsparty könnte eine Trauerfeier werden. Der einstige Weltkonzern kämpft mit dramatischen Absatzeinbrüchen und einer ungewissen Zukunft.
Im Juni 2025 feiert Chrysler sein 100-jähriges Bestehen. Doch der Jubel wird verhalten ausfallen. Mit dem Minivan Pacifica als einzigem Modell und gerade einmal 120.000 verkauften Einheiten im vergangenen Jahr steht das Unternehmen im Schatten seiner einstigen Größe. In seinen besten Zeiten verkaufte Chrysler 2,8 Millionen Autos pro Jahr – heute nur noch einen Bruchteil davon.
Chryslers Weg war von Krisen und Fusionen gezeichnet. Die Finanzkrise 2008 brachte den Konzern fast zu Fall. Nur durch Insolvenz und staatliche Hilfen überlebte Chrysler. Die Fusion mit Daimler ergab schwere Verluste. 2021 folgte die Fusion mit Fiat zur Stellantis-Gruppe. Doch Chrysler konnte sich nie erholen.
Der letzte echte Neuwagen war der Pacifica, der 2016 auf den Markt kam. 2021 kündigte Stellantis an, Chrysler bis 2028 auf Elektromobilität umzustellen. Doch konkrete Schritte bleiben aus.
Denn nicht nur Chrysler selbst ist angeschlagen – auch der Mutterkonzern. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete Stellantis einen dramatischen Rückgang des Nettogewinns um 48 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Der Umsatz ging um 14 Prozent zurück, besonders in den USA, dem wichtigsten Markt des Unternehmens. Im dritten Quartal brach der Gewinn in Nordamerika sogar um 20 Prozent ein. Händler und Aktionäre sind unzufrieden: In einem offenen Brief kritisieren nordamerikanische Händler die Strategie des Konzerns.
Konzernchef Carlos Tavares warnte bereits seine Marken: „Wenn sie es nicht schaffen, angemessene Werte zu erwirtschaften, werden Entscheidungen getroffen.“ Er behielt Recht – und muss demnächst seinen Schreibtisch ausräumen. Stellantis will aber weiter aufräumen. Und zwar in seinem riesigen Portfolio, das inzwischen 14 Marken umfasst. Und Chrysler steht offenbar auf der Liste – zusammen mit weiteren glanzvollen Namen.
Chrysler, 1925 von Walter P. Chrysler gegründet, war ein Pionier der Automobilindustrie. Der erste Chrysler Six und Übernahmen von Marken wie Dodge und Imperial machten das Unternehmen schnell zum drittgrößten Automobilhersteller der USA. In den 1950er Jahren war Chrysler Vorreiter im Hinblick auf Design und Innovation – der Chrysler Airflow gilt als eines der ersten aerodynamisch geformten Autos.
Doch der wirtschaftliche Druck der 1970er Jahre und die Ölkrise läuteten eine schwierige Zeit ein. Die Fusion mit Daimler-Benz 1998 zur DaimlerChrysler AG endete in einem Desaster. Nach der Übernahme durch Fiat 2009 und der Fusion zur Stellantis-Gruppe 2021 steht Chrysler heute am Rande der Bedeutungslosigkeit – ohne klare Zukunftsperspektive. Ein Unternehmen, das sich immer wieder neu erfunden hat, könnte nun am Ende seiner langen Reise angekommen sein.