Zittern in Gelsenkirchen
Thyssenkrupp sieht 1.200 Stellen in Gefahr
11.12.2025 – 12:26 UhrLesedauer: 2 Min.
Der Stahlsparte von Thyssenkrupp droht weiter ein Abbau von Arbeitsplätzen. Für einen Standort in Deutschland könnte das gravierende Folgen haben.
Der kriselnde Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel Europe sieht bei seiner Tochter Electrical Steel (tkES) in Gelsenkirchen und in Frankreich wegen der Billig-Konkurrenz aus Asien rund 1.200 Arbeitsplätze gefährdet. Die Produktion werde im laufenden Geschäftsjahr reduziert und teilweise stillgelegt, teilte der Konzern der Nachrichtenagentur Reuters mit.
Ab Mitte Dezember würden die Werke in Gelsenkirchen und im französischen Isbergues bis zum Jahresende vollständig geschlossen. Danach wird am Standort Isbergues die Kapazität für vier Monate um mindesgtens die Hälfte gedrosselt. Das Unternehmen reagiere damit auf massiv gestiegene billige Importe insbesondere aus Asien.
An den beiden Standorten wird sogenanntes kornorientiertes Elektroband produziert. Der Werkstoff werde in der Energiewirtschaft verwendet, etwa in Transformatoren in Umspannwerken und Windkraftanlagen. Der europäische Markt für Elektroband stehe unter starkem Druck, so Marktbeobachter.
Grund seien ungebremst steigende Importmengen zu Preisen, die deutlich unter den durchschnittlichen Produktionskosten in der EU lägen. Die Importe hätten sich seit 2022 verdreifacht und seien 2025 nochmals um 50 Prozent angestiegen. Diese Entwicklungen hätten zu einer dramatischen Veränderung der Auftragsmengen und somit zu erheblichen Unterauslastungen der europäischen Produktionsanlagen geführt.
Thyssenkrupp Steel Europe ist neben dem polnischen Unternehmen Stalprodukt SA der einzig verbliebene Hersteller dieses Werkstoffs in Europa.
„Wir setzen uns nachdrücklich für die Aufrechterhaltung der Produktion in Europa ein und bemühen uns derzeit um einen wirksamen Marktschutz, um faire Wettbewerbsbedingungen für dieses strategisch wichtige Produkt zu gewährleisten“, sagte Marie Jaroni, Chefin von Thyssenkrupp Steel Europe.
Es gehe dabei auch um rund 1.200 qualifizierte Arbeitsplätze, die an den Standorten in Gelsenkirchen und Isbergues gesichert werden sollen. „Eine schnelle Umsetzung effizienter und angemessener Handelsschutzmaßnahmen auf europäischer Ebene würde dazu beitragen, die Auslastung an beiden Standorten wieder auf ein tragbares Niveau zu erhöhen.“
Die Stahlbranche in Europa steht massiv unter Druck. So soll bei der Stahlherstellung von Kohle auf grünen Wasserstoff oder Elektro umgestellt werden. Zudem drängen chinesische Billigimporte auf den Markt.
Dennoch sollen Überkapazitäten abgebaut werden und bis zu 11.000 der rund 27.000 Stellen gestrichen oder ausgelagert werden. Die Kosten für die Restrukturierungen sind maßgeblich verantwortlich dafür, dass der Konzern im laufenden Geschäftsjahr einen Verlust von 400 bis 800 Millionen Euro erwartet.












