Linkin Park stehen in Hannover auf der Bühne. Das erste Deutschlandkonzert auf der „From Zero World Tour“ 2025 kann überzeugen.
„Lasst uns einen Wettbewerb machen“, sagt Mike Shinoda. „Wer macht den größten Pit?“ Auf einmal bilden sich rund 18 mehr oder weniger große Circle Pits in der Heinz-von-Heiden-Arena. Linkin Park spielen dazu „Two Faced“. Das Publikum tanzt, springt, wirft die Hände in die Luft und brüllt mit.
Linkin Park sind tatsächlich wieder da, wenn auch in etwas anderer Besetzung – und die 43.000 Fans im ausverkauften Stadion haben Bock. Auch oder besonders auf die neuen Songs, wie die Stimmung bei „Two Faced“, aber auch etwa bei „The Emptiness Machine“ und natürlich „Heavy is The Crown“ zeigt.
Da ist schnell vergessen, dass Sängerin Emily Armstrong bei den ersten beiden Songs des Abends, „Somewhere I belong“ und „Lying from you“ fast nur an ihrem Mikrofonständer klebte. Sie wirkte zunächst ein wenig steif, mit starrem Blick nach vorn und wenig Bewegung.
Insgesamt scheint sie sich mit den Songs vom neuen Album „From Zero“ am wohlsten zu fühlen. Kein Wunder, muss die 39-Jährige doch bei diesen nicht in die großen Fußstapfen von ihrem Vorgänger, Chester Bennington, treten.
Aber sie taut im Laufe des Abends auf, rennt endlich auch mal über den Bühnensteg, interagiert mit dem Publikum. „Ich liebe dich, Deutschland“, ruft sie in die Menge. Und überzeugt gesanglich mit einer in Teilen kratzigeren Stimme als Bennington.
Mike Shinoda nimmt mehrmals ein Bad in der Menge, studiert einmal sogar die Tattoos eines Fans, der das Linkin-Park-Logo auf der Haut trägt. „Ich habe euch vermisst. Es ist gut, zurück zu sein“, sagt er zum Publikum. Und überrascht mit einem Medley aus ein paar Solosongs sowie „Remember The Name“ und anderen von seinem Hip-Hop-Nebenprojekt Fort Minor.
Der Großteil des Publikums ist zum ersten Mal bei einem Konzert von Linkin Park, wie eine kurze Abfrage von Shinoda zeigt. Es sind zum einen viele Mitdreißiger und Mitvierzieger, die die Band bereits früher gefeiert haben und die bei dieser Show in Nostalgie schwelgen. Sie tragen teilweise die Bandshirts aus den 2000ern und grölen jede Zeile der alten Hits mit – lautstark zu hören etwa bei „In the End“ oder „Numb“. Ein anderer Teil der Zuschauer ist deutlich jünger, kennt aber auch jede Zeile – auch die der neuen Songs.
Bei „The Emptiness Machine“ zücken viele ihre Handys und filmen. Das ist für sie der Moment, den sie mit nach Hause nehmen wollen.
Denn genau dort geht es nach rund zwei Stunden Linkin Park wieder hin. Mit jeder Menge Ohrwürmern und beseelt. Ein bisschen wie früher, aber auch irgendwie alles anders.